Am Tag danach trafen sich Alex, Lotty und Andy um auf den letzten Drücker die ganzen Sachen für die Party zu besorgen. Alex war für den Fisch zuständig, denn hier kannte er sich aus. Vollbepackt waren sie, als sie am Mittag zurückkamen. Andy hat Lebensmittel und Deko im Wert von knapp 400 EUR eingekauft. Er war inzwischen im totalen Stress, den er sich aber auch selber machte. Es sollte alles absolut perfekt sein. Und wenn man damit nun mal 1 Tag vorher anfängt, hat man zwangsläufig Zeitdruck. Am Nachmittag kam Andrew mit einem Firmenfahrzeug von Tommos Pie’s, das auch gut gefüllt war. Er hatte haufenweise PET-Dosen RedBull, Cola, Alkohol etc. dabei – richtig cool. Ich hatte meine Reisetasche soweit fertig gepackt, denn meine Abreise nach Sydney stand ja für morgen früh auf dem Plan.

Mein Zimmer hatte ich geräumt, Andy wollte sein Zimmer die Nacht über Andrew und Lotty zur Verfügung stellen, sodass er in der kommenden Nacht bei mir im Bett schlafen wird. Am frühen Abend kamen aber erst einmal die Gäste. In Australien macht man am Weihnachtsabend des 25.12. eine Barby-Party, also ein BBQ-Party. Am 26.12 ist dann “boxing day”, den man eher im Familienkreis feiert und an dem es dann auch Geschenke gibt.
Es war keine riesige Runde, einfach Andy’s engster Bekanntenkreis: Andrew, Lotty, Alex, Steve, Azé, noch ein etwas älterer Herr und eine rothaarige junge Lady, die aber nicht allzu lang blieb, da sie noch auf einer weiteren Feier eingeladen war. Kurzzeitig schaute auch Moana nochmals rein. Wir saßen bei tropischer Hitze im Garten, wedelten uns gegenseitig mit Palmenblättern Luft zu und genossen Alkohol und gutes Essen in einer netten Runde. Je später der Abend, desto mehr Alkohol Andyss irgendwie. Alex konnte natürlich nie genug kriegen und mixte auch mir dann irgendwelche abstrusen Cocktails zusammen. Mir war schon ziemlich übel. […]

Es war dunkel geworden und begann fürchterlich zu regnen. Der ältere Herr, der inzwischen auch gut betrunken war, hatte eine tolle Idee: Zeigen wir dem Deutschen doch mal was ein Aussie in einer solchen Situation macht. Genau, nackt durch den Regen rennen und dicke Frösche suchen, die sich erst bei feuchtem Regenwetter zeigen. Ich dachte, er spinnt. Er wollte ernsthaft mit mir nackt durch den Garten rennen. Andre und Lotty meinten, er habe Recht und das müsse man machen. Aber ich scheute, lief dann aber ihm zu Liebe zumindest mit nacktem Oberkörper ums Haus. Er hatte eine Taschenlampe in der Hand und meinte, mir unbedingt die dicksten Frösche finden und zeigen zu müssen. Nach ein paar Minuten frischem Regenschauer hatten wir glaube ich vielleicht einen Frosch gefunden, aber naja, er hatte seinen Spaß. […] Danach rief ich die Taxizentrale an und bestellte mir ein Taxi für 5 Uhr vor. er hatte seinen Spaß. […] Danach rief ich die Taxizentrale an und bestellte mir ein Taxi für 5 Uhr vor.

Es war inzwischen sehr spät, sicher 1 Uhr nachts oder so. Wir saßen mit Andrew, Lotty und Andy noch in gemütlicher Runde auf der Terrasse. Die Musik war inzwischen aus und alles war insgesamt ruhiger geworden. Ich liebte es, wie man nachts die Frösche quaken hörte. Alex lag auf Grund seines hohen Alkoholpegels schlafend auf der Couch, Steve war auch auch irgendwo eingepennt. Auch ich verabschiedete mich dann so gegen 2 Uhr schon mal bei Andrew und Lotty, dankte Ihnen für alles und wünschte Ihnen alles Gute. Danach ging ich mich hinlegen, doch vergebens. Ich spürte das verdammt viele Red Bull, das ich zu mir genommen hatte, in mir wirken. Ich hatte zwar viel Alkohol getrunken und müsste daher eigentlich müde sein bzw. ich war es sogar, aber noch mehr hatte ich Red Bull und Co. getrunken, sodass dieses Zeug dem Alkohol entgegenwirkte. Ich war müde, lag aber trotzdem einfach nur wach, bis etwa 4 Uhr morgens. Ein komisches Gefühl.

So bin ich dann am frühen Morgen also aufgestanden, um meine letzten Kleinigkeiten noch zusammen zu packen. Mit Andy hatte ich vereinbart, ihn kurz zu wecken, wenn es losgeht. Er regte sich erst mal nicht. Als ich kurz in der Küche einige Sachen richtete, wurde Alex kurz wach und faselte im Halbschlaf irgendwas in seinen Bart. Keine Ahnung…aber ich musste schmunzeln. Er war einfach zu lustig, weil er immer total besoffen quer irgendwo hinfiel und einpennte. Ich war also alleine wach, alle anderen lagen irgendwo schlafend im Appartement rum. Gegen 4.45 Uhr kam Andy dann doch noch raus. Er war ziemlich in sich gekehrt, redete kaum. Aber klar, er kam gerade wahrscheinlich aus dem Tiefschlaf. Die Natur beobachtend und halb schlafend saß er auf der Veranda, während ich noch alles meine allerletzten Sachen erledigte.

Gegen 5 Uhr kam dann tatsächlich pünktlich das Taxi und ich nahm Abschied von Andy. Er war recht traurig über meine Abreise, drückte mich, wünschte mir viel Spaß und alles Gute für meine weitere Reise und lies Katy über mich grüßen. Außerdem bezahlte er den Taxifahrer schon im Voraus für mich. Ich hätte gedacht, der Abschied wäre seinerseits dramatischer, aber er war wirklich total übermüdet und nur mit halbem Bewusstsein anwesend glaube ich. Er war ja erst gegen 3 Uhr ins Bett gegangen.

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Ich versuchte seit einigen Tagen erfolglos mein Geburtstags/Weihnachtspaket ausfindig zu machen, das meiner Mutter mir schon im September nach Darwin geschickt hatte. Mehrmals rief ich bei der Hotline der Australia Post an und bin auch persönlich ins Postamt, aber keiner konnte dort irgendwas ausfindig machen. Vor allem, weil ich keine Sendungsnummer parat hatte, da es sich um ein DHL Päckchen und nicht um ein DHL Paket handelte. Ich beschloss, einfach abzuwarten und unternahm irgendwann nichts weiter mehr.

Andy war die Tage sichtlich aufgeregt, vor allem weil Alex wieder ziemlich Stress schob. Weihnachten stand vor der Tür und Andy wollte eine Weihnachtsparty veranstalten. Langsam standen die Planungen bevor.

Der Höhepunkt kam aber in der Nacht vom 23.12 auf den 24.12.2010, als ich abends alleine zu Hause war. Andy kam nach der Arbeit nicht Heim. Ich ging um 23 Uhr oder so zu Bett, machte meine Zimmertür normal zu. Innerlich war ich natürlich wieder unruhig. So um Mitternacht oder so hörte ich dann Geräusche, es waren Alex und Andy. Sie waren am Streiten. Und stock besoffen. Alex riss meine Zimmertür auf und rief in seinem französischen Englisch nur “hey germaaan, c’mon get up’. Toll, dachte ich, das kann ja was werden. Andy war total aggressiv und sauer auf Alex. Alex aber nuschelte immer irgendwas und versuchte Andy immer grinsend zu beruhigen. Dadurch wurde Andy vermutlich noch wütender und warf Alex schlicht weg vor die Tür. Alex klopfte und wollte wieder rein, Andy rastete komplett aus, rief nur noch “Fuuck offff”. Das kann man sich anhand dieser Zeilen kaum vorstellen, aber ich dachte echt jetzt geht’s echt rund.

Es war mitten in der Nacht und keine 10 Minuten später stand auch noch Bob an der Tür und war leicht angepisst von dem Theater. Ich hätte gedacht Andy würde zumindest vor Bob, zu dem er jetzt nicht sooo ein enges Verhältnis hat, Halt machen und sich vielleicht entschuldigen, aber im Gegenteil. Bob rief er nur böse zu, er soll abhauen, bevor noch was passiert und so weiter. Andy rief lautstark Andrew an und entschuldigte sich, weil er dieses Jahr nun keinen Weihnachtsparty machen wird. Es tue ihm leid, er hätte es zwar gerne getan, aber er hat keine Kraft mehr und keine Lust mehr und alle kotzen ihn an. Für Andrew, seinen besten Mate (Kumpel) tue es ihm zwar leid, aber sie sollten sich bei Alex bedanken. Ich dachte mir, dass er da eh gerade nur vor sich hin redet, da er gerade was diese Weihnachtsfeier an geht, in den letzten Tagen bestimmt 3-4 Mal seine Meinung gedreht hatte. Erst hieß es, er macht eine und lädt alle ein, dann nicht mehr, dann doch, am Ende wieder nicht und dann konnte er sich doch wieder aufraffen, alle zu sich einzuladen. Irgendwann war mir das alles zu heftig, ich konnte nicht mehr und verschloss mich in meinem Zimmer. Ich hörte später noch Gegenstände scheppern und Andy fluchen. Irgendwann bin ich eingeschlafen.

Gegen 11 Uhr wachte ich auf. Es war ruhig, keiner schien wach zu sein. Ich wagte es vorsichtig, meine Tür aufzumachen und lunzte raus. Einige Schritte vorwärts gelaufen, fand ich jede Menge Glassplitter auf dem Boden. Die 3 Deckenventilatoren liefen wohl die ganze Nacht durch. Auch das Licht war noch an, obwohl es draußen längst hell war. Auf dem Sessel sah ich dann Alex völlig schräg liegend in halber Schlafposition. Die Zimmertür von Andy’s Schlafzimmer war geschlossen. Der Wohnbereich war unaufgeräumt und sah aus wie ein Schlachtfeld. Ich begann langsam und ruhig mit Handfeger und Schaufel die Scherben wegzufegen – da wachte Alex auf. Halb besoffen wünschte er mir einen guten Morgen und fragte mich nach einem Bier. 2 Minuten später war er für eine viertel Stunde lang wieder eingeschlafen. Nachdem er aber aufgestanden war, nahm er sich ein Bier und stürzte sich in Französisch-Englisch mit den Worten “Hello, Darling!” in Andy’s Zimmer, der ihn natürlich direkt rauswarf.

Ich frühstückte und war ein bisschen am Laptop. Als Andy dann am frühen Mittag aufgestanden war, rauchte er auf der Veranda eine Zigarette und war relativ ruhig und in sich gekehrt. Er hatte Alex zwar in der Nacht rausgeworfen, aber wohl auch wieder reingelassen. Alex nahm die letzte Nacht wie immer mit Humor und versuchte sich grinsend für alles zu entschuldigen. Andy war sich bewusst, dass Alex ihm nicht gut tut, ihm dauernd nur Ärger bringt und machte sich das immer wieder erneut klar, in dem er es zum Ausdruck brachte. Der ausschlaggebende Punkt für das ganze Theater war wohl, dass Alex am Abend im Monsoon einen guten Champagner im Wert von locker 200 EUR spendiert hat, die Kosten dann aber auf Andy abgedrückt hat und er sich dann natürlich verarscht vorkam.
Er schwor sich immer wieder, mit Alex nie wieder irgendwo trinken zu gehen. Seine Vollausraster waren immer wie eine ziemlich heftige Explosion, wie ein Urknall, bedingt durch vorhergehende Ärgernisse. Danach war er total kraftlos. Zumindest für einige Stunden.

Naja, als ich mich auf den Weg in die Stadt machte, saßen Andy und Alex jedenfalls wieder bei einem Bier zusammen und hatten sich wohl mehr oder weniger vertragen. Ich fuhr mit dem Bus in die City, lief zur Esplanade und setzte mich auf eine Bank (leider nicht “meine” Bank, die war besetzt). Ich machte meinen mp3 Player an, wählte ein trauriges Lied aus und fing bereits nach dem Anklingen der ersten 3 Sekunden direkt an zu weinen. Mir war dieses ganze Hin- und Her mit Weihnachten, dieses ganze Geschreie, dieser ganze Zoff mit Alex einfach zu viel.
Und vor allem: Heute war Weihnachten – jedenfalls für mich. In Australien fängt Weihnachten erst am 25.12 richtig an, aber innerlich war für mich schon irgendwie ein bisschen Heilig Abend. Ich musste an meine Familie zu Hause denken und daran, wie sie wohl gleich aufstehen werden und traditionell den Weihnachtsbaum aufstellen und schmücken werden – dieses Jahr ohne mich. Und ich? Sitze hier alleine auf einer Bank und heule. Ich fühlte mich nicht gut.

Am späten Mittag war ich zum Skypen mit meiner Mutter und meinem Bruder verabredet. Ich ging also in das von Andys Familie geführte Internet Café und rief in Frankfurt an. Meine Mutter bemerkte meine innerliche Unruhe wohl sofort und fragte direkt zu Beginn, ob irgendwas passiert sei. Ich verneinte und wechselte relativ schnell das Thema, weil ich ihr den ganzen Stress, den ich hier in der letzten Zeit hatte, einfach nicht erzählen wollte. Es tat gut, die beiden zu hören und zu sehen. In Deutschland war es gerade erst 8.30 oder 9.00 Uhr und die beiden waren wohl gerade erst aufgestanden.

Wir tauschten uns jedenfalls gut 1-2 Stunden über das anstehende Weihnachtsfest und die Geschehnisse der letzten Zeit aus. Ich erzählte, dass Andy eine Weihnachtsfeier machte, verschwieg aber, dass seit letzter Nacht nicht mal mehr das wirklich fest stand und ich nicht genau wusste, wie ich Weihnachten verbringen werde. Nachdem wir Schluss gemacht hatten, ging ich noch zum Subway, war noch ein bisschen in der City unterwegs und machte mich dann wieder zurück nach Hause. Dort war Andy jetzt in vollem Gange die Bude zu putzen. Er hatte sich jetzt im letzten Moment eindeutig entschieden, die Weihnachtsparty doch noch zu veranstalten. Ich half ihm, abends holte ich für uns beide beim Asia Imbiss um die Ecke Take-Away Essen.

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Da ich jetzt auch nicht mehr groß Lust hatte, mir noch länger eine Mitfahrgelegenheit zu suchen, buchte ich kurzerhand eine 1-Tages-Tour über einen Reiseveranstalter. Abgeholt werden sollte ich morgens gegen 6 Uhr direkt vor unserer Unit in Parap. Ich stand pünktlich auf der Straße, wurde direkt von einer toten, auf die Straße gefallenen, Fledermaus begrüßt. Doch dieser verdammte Bus kam nicht. In leichter Panik rief ich irgend so ein Tourism Office oder so an, jedenfalls eine Nummer, die ich bei der Buchung erhalten hatte. Dort sagte man mir, man wird den Fahrer der Tour anrufen und nachforschen, was los sei. Ein paar Minuten später, rief mich das Büro wieder an und sagte, der Fahrer sei schon da gewesen, aber irgendwie auf der anderen Seite des Hauses oder so und da sei ich dann nicht erschienen. Jedenfalls würde er zurückfahren, um mich noch zu holen.

Die Reisegruppe war nicht allzu groß, wir waren um die 10 Leute. Es ging dann mit dem Bus und dem Guide Richtung Kakadu Park. Einen Zwischenstopp legten wir irgendwo im Hinterland von Darwin ein, in einer Art Begegnungs – Informationszentrum der Aboriginal Kultur. Dort ließen wir uns auf dem Boden nieder und eine junge Dame, sie war Ureinwohnerin, also Aboriginal, erklärte uns an Hand von ein paar handgefertigten Gegenständen ein paar Informationen über die Vergangenheit und Handwerksarbeit der Aboriginals im Northern Territory. Man konnte die Dinge anfassen und auch selber Fragen stellen. Mir kam das ein bisschen komisch vor, ich meine es war zwar keine Verkaufsveranstaltung, aber trotzdem war dieses Treffen und das Zusammensetzen auf dem Boden irgendwie so strikt vom Tourveranstalter vorgebucht und vorgeplant gewesen. Nach gut 45 Minuten fuhren wir dann weiter. Am Kakadu, der übrigens knapp 20.000km² groß ist und über den es zahlreiche Lieder gibt, angekommen ging es dann als Gruppe zu einem Rundgang und vor allem auf einen Yellow Water Cruise.

Das ist eine Bootstour auf dem Yellow Water Billabong, in dem einige Krokodile leben und man eine herrliche, weite Sicht auf das grüne freie Land in der Ferne hat. Hier wurde unter anderem auch der Film “Rogue – im falschen Revier” gedreht, der das Drama der auf Wahrheit beruhenden Geschichte eines menschenfressenden Krokodils nacherzählt. Alle Teilnehmer auf der Tour wollten vor allem ein solches Krokodil sehen und als eines gesichtet wurde, stellte der Bootsführer direkt den Motor aus, um es nicht zu erschrecken. Wir schipperten in völliger Ruhe einige Minuten daher und in der Ferne sah man schon, wie sich ein nächstes Unwetter zusammenbraute.

Über dem freien Land erblickte man Vögel, von denen man meinen konnte, sie spüren das drohende Unwetter bereits. Die Atmosphäre war eine ganz besondere, es herrscht dort einfach eine unglaubliche Natur und wenn alle still sind und die Natur auf sich wirken lassen während das Krokodil vor einem sitzt, ist das atemberaubend. Was für viele nervenzermürbend war, waren die immer wiederkehrenden kleinen Fliegen/Moskitos. Da muss man echt Geduld haben. Für mich war es kein Problem, ich bin da eher ruhig veranlagt, ich finde, gerade die Moskitos geben einem erst das richtige, tropische Feeling, dort oben im Northern Territory.

Nach der Tour ging es dann zu einem Infopoint, wo auch ein kleines Café vorzufinden war. In unserem Tourpreis war ein kostenfreies Frühstücksbuffet integriert, sodass wir uns nun kostenlos bedienen durften. So kamen wir alle noch ein wenig ins Gespräch. Die Reisegruppe war an sich vollkommen in Ordnung, es waren unterschiedliche Nationalitäten dabei, aber der einzige Deutsche war ich natürlich nicht. Eine andere deutsche junge Dame deren Namen ich jetzt leider nicht mehr weiß, war nur 3 Wochen in Australien und gerade erst 2 Tage vorher aus dem eiskalten Deutschland angereist. Für sie war es herrlich, jetzt bei den tropischen Temperaturen im Top End die Vorweihnachtszeit zu genießen.

Wir sind in Australien: Immer schön links bleiben!

Wir sind in Australien: Immer schön links bleiben!

Strand bei Ebbe - Regen zieht auf, Darwin

Strand bei Ebbe – Regen zieht auf, Darwin

Wandmalerei aus einer Schule der früheren Aboriginals

Wandmalerei aus einer Schule der früheren Aboriginals

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Es folgten noch ein paar geführte Touren zu bestimmten Ausschaupunkten, am Nachmittag fuhren wir dann wieder zurück nach Darwin.

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Ich checkte am nächsten Tag also wieder aus und fuhr mit dem Bus nach Parap. Ich ging über die Terrasse rein, die Tür war wie immer offen. Übrigens gibt es in Australien irgendwie kaum Klingeln. Außer jetzt vielleicht in mehrstöckigen Bauten, wie bspw. dem Apartment wo wir kurz vor unserer Reise zur Great Ocean Road bei Holger zu Besuch waren. Da gab es Klingeln und eben das Eingabefeld für den Türcode. Aber sonst, bei Häusern, die ebenerdig sind mir irgendwie nirgends Klingeln aufgefallen.

Es lief Radio und Andy war am putzen und sich richten. Es war ungewöhnlich in in langer Jeans zu sehen. Normalerweise trägt man hier in Darwin keine langen Hosen. Die Menschen hier besitzen üblicherweise nicht mal eine Jacke in Ihrem Kleiderschrank. Brauch man ja auch nicht, wenn es das ganze Jahr über nicht kalt wird. Andy begrüßte mich wieder zurück zu Hause, entschuldige sich kurz für alles und sagte dann, dass er gleich auf eine Geburtstagsfeier eingeladen sei. Ich fands ganz cool, so hatte ich die Unit für mich und meine Ruhe. Er wirkte doch wieder recht normal mir gegenüber und nicht mehr sauer. Er wollte ab nun besser mit mir umgehen, so sagte er. Während den nächsten Tagen war erst mal wieder alles normal.
Als ich eines Morgens wieder in die City kam und in Andy’s Shop reinschaute stand er dort mit einer kleinen, gut 40 jährigen Dame und stellte mich ihr gleich vor. Ihr Name ist Kathy und sie kommt aus Sydney.

Sie ist die Frau bzw. Lebensgefährtin von Azé, einem alten Halb Osttimor – halb australischem Schulfreund, der derzeit in Darwin lebt und arbeitet, da er von Sydney wohl einfach mal eine kleine Pause brauchte. Kathy ist halb Italienerin und halb Australierin. Ihr italienisches Temperament merkt man ihr sofort an. Es folgte also ein kurzer Plausch was ich so gemacht habe und plane und so weiter. Ihre Art so extrovertiert und australisch zu reden, gefiel mir und ich fands cool, jemanden vor mir zu haben, der wirklich in Sydney lebt. Als ich dann sagte, dass ich ja eigentlich zu Neujahr auch gerne in Sydney wäre, aber mich nicht früh genug drum gekümmert habe und alles viel zu teuer sei, war das schon nach 20 Minuten, die seit unserem Kennenlernen nun vergangen waren, alles kein Problem mehr für sie. Völlig selbstverständlich bot sie mir an, über Neujahr bei ihr zu schlafen. Ich war natürlich erst skeptisch und etwas zurückhaltend, aber sie vollkommen überzeugt. Sie zückte direkt ihr Handy und zeigte mir Fotos von meinem zukünftigen Schlafzimmer.

Es war das von Azé, der ja aber aktuell und wohl auch noch über Neujahr hinweg in Darwin lebt. Ich dankte, nahm ihr Angebot erst mal zur Kenntnis und sagte, dass wir das später nochmal genauer besprechen. In Darwin war sie die Tage im Holiday Inn oder im 4Seasons untergekommen, ich weiß es nicht mehr genau, aber es war ein schickes Hotel. Ich weiß nicht genau, wo Azé hier in Darwin lebte, aber jedenfalls schlief sie im Hotel und nicht bei ihm. Sie war vorher noch nicht hier oben und kannte sich noch nicht gut aus, deshalb lief ich mit ihr zum Woolworth’s rüber, um mit ihr ein paar Sachen einzukaufen. Anschließend ging sie in ihr Hotel und am Mittag trafen wir uns alle, also Andy, Anja, Kathy, Azé und auch ich im Monsoons zum Mittagessen. Dort lernte ich Azé dann auch mal kennen.

Es war ein gut aussehender braun gebrannter junger Mann mit halb Glatze bzw. sehr kurzen Haaren. Azé und Kathy waren im Prinzip genau gegensätzlich. Sie ist die total extrovertierte Lady mit halb italienischem Temperament und er grinst ab und zu, ist aber ansonsten ziemlich ruhig und lässt seine Dame gerne viel reden. Kathy stellte mir Azé als “He’s my asshole’ vor und erklärte, dass sie ihn immer so nennt, weil er einfach ein Arschloch sei. Aber halt eines, das sie liebt. Das Ganze war natürlich lustig gemeint und so sagte sie das auch. Azé sagte nicht viel dazu, er schmunzelte und ließ oft nur seine Augen und seine Mimik sprechen.

Ja, Katy besuchte also gut 1 Woche lang Darwin und fühlte sich bereits nach dem ersten Tag total gelangweilt. Die Stadt war ihr zu klein und mit zu wenig Menschen. Ich verstand sehr gut was sie meinte. Sie vermisste ihre Stadt und freute sich schon auf den Rückflug nach Sydney.
Als die beiden am letzten Tag vor Katys Rückreise noch mal bei Andy und mir in der Unit zu ein paar “nibbles” (wie man kleine Häppchen in Australien nennt) vorbeikamen, stand ich mit Katy in der Küche und schnitt Tomaten. Im Gespräch erzählte sie mir dann, dass Azé ihr früher schon fremdgegangen war und sie jetzt glaubt, dass er es wieder tut, sie aber keinen konkreten Verdacht hat. Ich wusste jetzt auch nicht, was ich ihr da sagen oder raten soll, war aber überrascht darüber. So hätte ich ihn eigentlich nicht eingeschätzt.

Wir saßen alle bei Bier und Wein auf der Veranda und unterhielten uns über Andy’s und Azé’s gemeinsame Kindheit im Kloster und über viele andere Dinge. Als wir uns später alle verabschiedeten, Andyssen bei Katy einige Tränen. Sie hatte in Andy einen perfekten Gesprächspartner gefunden, mit dem Sie über alles sprach. Er kannte Azé sehr gut und durch seine Homosexualität ist Andy oft der perfekte Kumpeltyp für Frauen. Katy lernte Andy in dieser einen Woche kennen, lieben und schätzte ihn sehr. Seine Lebensfreude und offene herzensgute Art faszinierte sie. Klar, mir ging das in den ersten Tagen und Wochen, als ich Andy kennenlernte genauso. Aber Katy kannte Andy’s andere Seite nicht, dachte ich mir innerlich. Sie tauschten noch Nummern und Adresse aus und gingen dann Heim bzw. ins Hotel.
Andy kennt ja recht viele Leute und so kam es auch, dass er öfter bei irgendwelchen reichen Bekanntschaften aus Darwin gegen ein bisschen Geld auf offiziellen Empfängen servierte. Er fragte mich, ob ich mithelfen würde, aber ich lehnte natürlich ab. Er hätte mir zwar einen passenden Anzug besorgen können, aber auf solchen Veranstaltungen Champagner zu servieren lag mir wirklich nicht. Ich überließ das dann lieber ihm und Alex.

Ja, Alex und sogar auch einmal Anil waren dabei. Zu Andy’s Leidwesen. Schon nach dem ersten Mal, bei dem Alex Andy zu Seite stand, gab es riesen Zoff. Ich weiß heute noch, wie sie sie sich bei uns in der Unit alle schick machten und mir Alex seine extra für ihn maßgeschneiderten Schuhe für 300 EUR zeigte. Als sie jedenfalls wiederkamen, war Andy total sauer auf Alex, weil Alex einfach nicht auf ihn hörte. Andy sah sich halt als Chef der Gruppe, vor allem weil er die Veranstalter und viele andere Leute selbst kannte und Alex, Anil etc. von sich aus mitbrachte und anlernte. Aber Alex kommt ja wie schon erwähnt aus steinreichem Haus und wollte das wohl auch zeigen. Er ordnete sich Andy halt nicht unter und meinte, er weiß wie man mit den dortigen Besuchern umgeht.

Ich persönlich kann es nicht beurteilen, ich war nie mit gewesen, aber kann es mir von den Erzählungen ziemlich gut vorstellen. Es waren unter anderen Veranstaltungen aus dem Hause Paspaley Pearls, dem größten Perlen und Diamanten Hersteller und Händler in Australien, die in Darwin ihr Headquarter haben. Es ist ein langjähriger Familienbesitz in mehreren Generationen. Auf diesen Veranstaltungen traf sich eben die High Society und gab dort mitunter auch mal 30.000 AUD für eine Kette aus.
Interessiert hätte mich so ein Empfang zwar schon mal, aber auf die ganzen Leute, mit denen Andy und ich dann hätten reden müssen und die hochsensible Beachtung von bestimmten Verhaltensregeln hatte ich keine Lust. Katy war vor einigen Tagen bereits abgereist, doch sie rief ziemlich häufig bei Andy an, um zu reden. Abends als wir bei Bier, Wein und Essen zusammen saßen klingelte sein Handy und manchmal sprachen sie über 2 Stunden hinweg. Ich sprach auch ab und zu kurz mit ihr, aber sooo viel hatten wir dann auch nicht zu reden.

Azé war ja noch immer in Darwin und schaute abends ab und zu mal bei uns vorbei. Sein Lieblingsgetränk war Jim Beam Bourbon Whiskey mit Cola, das er auch selber immer mitbrachte. Als dann an einem Abend auch Andy’s gute Freundin MoAnja anrief, lud Andy sie direkt ein kurz rüber zu kommen. Ich weiß noch, dass mich das damals ziemlich genervt hatte, da ich mich an dem Abend auf einen ruhigen Abend allein gefreut hatte, aber nein, Andy lud direkt wieder jemanden ein. MoAnja kannte ich noch nicht persönlich, deshalb erzählte Andy natürlich von mir.
Jedenfalls saßen wir dann bei ein paar Bier und Joints mit Azé und MoAnja zuerst draußen zusammen, als es dann aber fürchterlich anfing zu regnen, ging es in gemütlicher Runde drinnen weiter. Im Gespräch mit MoAnja erwähnte ich, dass ich bald auch in den Kakadu National Park möchte. Sie bot mir daraufhin an, einen Freund zu kontaktieren, der im Kakadu Hubschrauberflüge anbietet. Ziemlich cool dachte ich, wenn das das klappen würde ?! Leider wurde daraus aber nie etwas, im Kakadu war ich zwar, aber den halb geplanten Hubschrauberflug gab es nie.

Zwischenzeitlich schmiedete ich einige nähere Pläne hinsichtlich Silvester. Über Facebook stand ich ja nach wie vor noch regelmäßig mit meinen Bekanntschaften aus Melbourne in Kontakt. So stellte sich heraus, dass Marissa zwar über Silvester leider nicht nach Sydney fliegt, aber dafür Shirley mit einigen taiwanesischen Freunden. Ich mein, so innig war unser Verhältnis in Melbourne jetzt zwar auch nicht, aber Shirley bot mir an, mit ihr und ihren Freunden zu feiern. Und da ich die Asiaten eh sehr gerne mag, freute ich mich riesig und sagte ihr zu, so dass wir uns alle in Sydney treffen werden. Mein Plan war es dann, Weihnachten noch in Darwin zu sein und am 26.12, also am Boxing Day, dem Tag nach dem Weihnachtsfest (Weihnachten ist in Australien auch am 25.12.), dann nach Sydney zu fliegen. Ich schreib Katy vorsichtig eine SMS, da ich ja irgendwie fragen wollte, ob das ihrerseits in Ordnung ginge.

Immerhin käme ich ja dann schon etwas vor dem 31.12 und auch noch direkt am Boxing Day. Doch für sie ging das in Ordnung. Als ich Andy später davon erzählte, war er nicht sehr erfreut. Zunächst mal war es für ihn selber nicht schön, dass ich am Boxing Day, an dem für ihn als Katholik so wichtigen Tag, Darwin und damit auch ihn verlassen wollte. Am Boxing Day verlässt man eine andere Person nicht. Nun war es aber so, dass ich halt die Flugpreise verglichen hatte und der beste Flug nun mal der am Boxing Day war. Es gab zwar noch welche die so günstig waren, aber dann hätte ich noch vor Weihnachten fliegen müssen. Und nach Weihnachten werden vor allem die Flüge nach Sydney besonders teuer. Ich fand, er dramatisierte, aber ok. Und zum zweiten fand er es unhöflich von mir, Katy an diesem Tag, also noch in der Weihnachtszeit mit meiner Ankunft zur Last zu fallen. Er sagte, ich sollte sie anrufen und mit ihr vereinbaren, dass ich wann anders komme. Aber ich wollte nicht, preislich gesehen und überhaupt, machte es einfach 0 Sinn. Ich wollte ja eh so schnell wie möglich nach Weihnachten aus Darwin weg, zu lang war ich jetzt schon hier.

Außerdem habe ich wirklich ganz höflich und vorsichtig bei ihr angefragt und auch gesagt, wenn sie selber mit der Familie Weihnachten in Ruhe feiern möchte, sei das gar kein Problem, dann würde ich selbstverständlich nicht am 26.12. anreisen. Aber sie hatte wirklich nichts dagegen und somit hatte ich eigentlich auch kein schlechtes Gewissen mehr. Schließlich rief Andy Katy doch nochmal kurz an, um sich quasi nochmal zu entschuldigen und nachzufragen, ob das wirklich alles in Ordnung geht. Naja, so ist Andy halt. Letztendlich blieben wir beim 26.12. als Termin für meine Abreise nach Sydney und ich buchte den Flug. Ich war innerlich ziemlich happy, da ich ein neues Ziel, eine neue Etappe, ja ein neues Abenteuer fest vor Augen hatte. Andy war etwas traurig, aber das legte sich recht schnell wieder. Was ich auf jeden Fall noch machen wollte, war eine Tour  zum Kakadu National Park.

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Ich klapperte nach und nach die Pinnwände in den Hostels ab, wo jedermann seine Angebote und Suchanzeigen hinklatschte. Es waren jede Menge interessante Dinge dabei, aber keine für mich passende Anzeige.

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Ich fuhr nach Feierabend öfter mal mit Anja im Auto mit und sie lies mich dann, nach einem Zwischenstopp im Bottle Shop um für Bier Nachschub zu sorgen, in Parap bei Andy raus. Eines Tages sagte Andy mir dann, ich soll sie ruhig noch kurz reinbitten, wenn wir in der Unit ankommen und ihr ruhig auch noch ein Bier anbieten. Komischerweise, denn in abendlichen Gesprächen einige Tage vorher erzählte er mir, Anja sei für ihn größtenteils nur eine Arbeitskollegin, keine enge Freundin. Deshalb käme sie auch nicht oft zu uns und er will das auch nicht unbedingt. Naja, jedenfalls erlaubte er mir sozusagen, mich als Gastgeber auszugeben und ihr noch ein Bier anzubieten. Das war dann soweit alles auch in Ordnung.

Einige Tage später fuhr ich wieder vor Andy heim und fing schon mal an, bisschen was zu kochen. Schöne, leckere Chicken Drumsticks, Reis und Wok-Gemüse. Jedenfalls wartete ich dann auf Andy, doch er kam nicht. Als es gegen 19 bzw. 20 Uhr dunkel wurde, klopfte Bob, unser Nachbar an der Scheibe. “Oh nein”, dachte ich, “nicht ihmchen schon wieder”. Ob ich ihn verstehen werde? Er kam und wollte mit Andy schwätzen. Ich erklärte ihm, dass Andy noch nicht daheim war, ich gekochte habe und selber auf Andy warte. Damit hatte er nicht gerechnet – es folgte also etwas Small-Talk. Bob war vielleicht knapp 10 Minuten da, bis er wieder in seine Unit verschwand. Ich schaute weiter fern und war ein bisschen am Laptop. So zwischen 21 und 22 Uhr etwa kam Andy dann ziemlich betrunken heim. Ich war in meinem Zimmer, als ich ihn laut “tobyyyy, my german man, where are you?”, “are you here?”, “Can you open the door?”, rufen hörte. Ich ging also ins Wohnzimmer und öffnete ihm die Hintertür an der Terasse. Die hatte ich nämlich von innen verschlossen.

Es gibt zwar auch einen Haupteingang, für den er auch den Schlüssel hatte, aber dafür muss man einmal um die ganze Unit rumlaufen, deswegen ging man immer durch die Hintertür an der Veranda rein, wenn eine Person zu Hause war. Da ich in meinem Zimmer war und keinen Blick auf diese Tür hatte, verschloss ich sie. Andy meckerte trotzdem erstmal, da wir üblicherweise auch noch eine Art Gehstock in die untere Schiene der Schiebetür legten, der dann das Öffnen der Türe blockierte und ich das in dem Fall nicht gemacht hab. War für mich nicht nötig, ich war ja zu Hause und muss dementsprechend nicht alles gleich komplett abriegeln, wie wenn alle aus dem Haus sind. Naja, ich bin sicher, dass er selber es auch nicht gemacht hätte, aber bei mir wird natürlich erst mal gemeckert…

[..] Andy fragte, ob was gewesen sei, ich sagte ihm, dass Bob kurz vorbeigeschaut hatte, er ja aber nicht da gewesen sei. Andy wollte wissen, was ich ihm gesagt hatte. Also sagte ich ihm kurzerhand, dass ich Bob gesagt habe, dass ich auch nicht wüsste, wo er sei, ich selber warte und am Kochen bin. Daraufhin quatsche ich noch 5 Minuten mit ihm und dann ging er wieder zu sich rüber. Ich weiss nicht, was nun Andy’s Problem war, aber das, was ich ihm da grad erzählte, regte ihn tierisch auf. Er war sauer auf mich, da ich einfach einen “seiner” Gäste empfangen habe, ohne das er selber da war.

[..]

Doch vielleicht eine viertel Stunde später rüttelte Andy schon an meiner Tür und sagte ich soll aufschließen. Mein Herz klopfte. Ich denke, er hatte die Sache mit Bob einfach falsch verstanden und denkt von mir, ich würde mich einfach in sein gemachtes Nest setzen, mich bedienen und dann auch noch selbstverständlich seine Gäste dort versorgen. So war es aber eben nicht. Letztlich saßen wir wieder auf dem Sofa im Wohnzimmer und er motzte mich an und sagte mir ins Gesicht, wie unhöflich ich eigentlich sei. Dann kam er zur Erkenntnis, dass es besser sei, wenn er mich rauswirft, bevor er noch schlimmeres anstellt. Ich traute meinen Ohren kaum, aber er sagte wirklich, ich soll sofort meine Sachen packen und verschwinden. Ich suchte also schnellstmöglich meine sieben Sachen beisammen, schmiss alles in meine Reisetasche und rannte ziemlich bald raus auf die Straße.

Ich dachte er würde mich vielleicht doch zurückrufen oder so, aber es kam nichts. Es war so gegen 23 Uhr. Ich brauchte ein paar Minuten, um zu begreifen, was gerade geschehen war. Ich lief erstmal die Straße hoch, bis zur Bushaltestelle. Es war schon zu spät, kein Bus mehr, der in die City fährt. Wohl oder übel rief ich mir also ein Taxi heran, das gerade vorbeikam. Ich ließ mich mitten in der City in der Mitchell Street absetzen und überlegte, was ich nun machen soll. Zu aller erst ging ich in Tommo’s Pie Shop, da ich Alex fragen wollte, ob ich bei ihm, Andrew und Lotty ins Appartement einziehen kann. Doch Alex arbeitete an diesem Abend leider nicht. Stattdessen traf ich an der Theke auf einen Jungen in meinem Alter, der mir freundlicherweise die Handy Nummer von Alex rausgab. Später wird mir Andrew erzählen, dass der Junge auch ein deutscher Backpacker ist und im Pie Shop für Andrew jobbt.

Ich rief Alex an, erzählte ihm, das Andy mich vor die Tür gesetzt hat. Doch so wirklich zu interessieren schien es nicht, es war auch recht laut bei ihm. Er war an diesem Abend bei einem Musikkonzert, von dem er mir auch schon einige Wochen vorher erzählt hatte. Jedenfalls nahm er es eher mit Humor auf und lachte, typisch Alex. Dann sagte er mir, er freute sich schon lange auf diesen Abend und will ihn genießen und auch heute nichts von den Problemen mit Andy wissen. Wirklich weitergebracht hatte mich der Anruf also nicht. Ich klapperte zwei, drei Hostels ab, doch bis auf das „Melaleuca on Mitchell” hatten alle Rezeptionen schon geschlossen.
Ich checkte also dort ein und buchte erst mal 2 Nächte. Zwischenzeitlich erreichte mich eine SMS von Andy, ein Funken Hoffnung auf Reue seinerseits fühlte ich in mir, doch alles was kam war nur “Fuck off, u Parasite”. Die ganzen SMS von Andy und überhaupt alle SMS aus meiner Australien Zeit, habe ich sogar heute immer noch auf meinem Handy gespeichert und lese ich mir ab und zu durch, wenn ich eine innerliche Zeitreise in mein Australien Abenteuer machen möchte.

Ich bezog also nach langer Zeit mal wieder ein “echtes” Hostelzimmer. Meine Zimmergenossen waren in Ordnung, recht ruhig. Ein oder zwei Asiaten waren dabei. Das Zimmer war schön klimatisiert. Ich fands echt lustig, in Darwin mal wieder wie ein “normaler” Backpacker in einem Hostel zu übernachten. Ich hatte mich wohl wirklich schon komplett an Andy’s Unit gewöhnt.
Am nächsten Tag, es war Freitag, schlief ich normal aus, ein Anruf oder SMS hatte mich nicht erreicht – hätte ja sein können. Später bin ich dann in die City bzw. war es ja eigentlich schon. Erst mal bin ich zu Anja in den Déjà Vue Souvenirshop in der Mall, gegenüber dem Café von Luica, Andy’s Schwester. Anja wusste natürlich schon über alles Bescheid, sie hatte Andy ja wie ja inzwischen jeden Morgen aus Parap abgeholt, um ihn mitzunehmen. Ich fragte sie mal vorsichtig, ob ich bei ihr wohnen könnte, aber das wollte sie irgendwie auch nicht wirklich, es sei nicht aufgeräumt und so weiter, sagte sie. Ich blieb noch etwas bei ihr und schob meinen Besuch bei Andy im Shop vor mir her. Irgendwann raffte ich mich aber auf und ging zu ihm in den Laden.

Er war an der Theke beschäftigt und fragte mich, wie es mir geht. Ganz gut, sagte ich und frage ihn das gleiche. Auch ihm schien es gut zu gehen und ich merkte, dass er extra so tat, als sei alles bestens. Ich erwartete schon irgendwie irgendetwas von ihm, eventuell sagte ich das auch, ich weiß es leider nicht mehr. Aber es dauerte nicht lange, da fing er wieder an und warf mir mein Fehlverhalten vor und warf mich aus dem Laden. Ich sagte ihm noch, dass er verrückt sei, da er jeden Tag etwas anderes sagt und man ihn daher einfach nicht verstehen kann und verließ den Shop.

Ich erzählte es kurz Anja und war immer froh, denn sie machte mir irgendwie Mut, wenn sie sagte, ich solle das alles nicht so ernst nehmen und Andy würde sich eh wieder einkriegen. Vermutlich fühlte ich mich bei ihr aber innerlich irgendwie wohl, weil sie inzwischen einfach die letzte “Deutsche” war, mit der ich in direktem Kontakt stand. Mit Marissa und den anderen war ich nur online, per SMS und ab und zu am Telefon in Kontakt. Laura war ja auch längst weg und mit deren Tante und Onkel hatte ich daher dann auch keinerlei Kontakt mehr, obwohl ich eigentlich immer mal bei Franziska anrufen wollte.

Ich bin dann anschließend in Richtung States Library und hab mich dort auf eine Wiese gesetzt, um nochmal nachzudenken. Ich fand es ziemlich traurig, dass Andy einen solchen Hass auf mich hatte. Das war ganz sicher nicht, was ich erreichen wollte. Auch, dass er mir sagte, ich sei ziemlich unverschämt, unhöflich und egoistisch, ging mir innerlich schon nahe, denn so wollte ich natürlich bei den Leuten, die ich in einem fremden Land kennenlernte in Erinnerung bleiben. Immerhin war ich dort ja auch Gast. Deswegen erschrak ich zum Teil auch etwas vor mir selber.

War ich wirklich so unhöflich? Ich denke aber ehrlich gesagt nicht. Ich hab mich bei Andy daheim öfter zurückgehalten, habe Dinge aus Höflichkeit verneint. Aber wahrscheinlich war es unter anderem genau das, was ihn an mir störte. Denn damit signalisierte ich ihm gegenüber eine gewisse Ablehnung. Aber für mich war es eben schwer, mich komplett zu öffnen und immer alles anzunehmen, da ich eben “nur” Gast war und dazu auch noch nichts bezahlte. Deswegen versuchte ich immer einen Mittelweg zu finden, wie ich mich verhalte.

Ich saß jedenfalls auf der Wiese und kam zu dem Entschluss, die Sache mit dem Wohnen bei Andy zu vergessen und überhaupt generell mit Darwin abzuschließen. Es war einfach Zeit für was neues, ich war lange genug in Darwin und das war ein eindeutiges Zeichen. In letzter Zeit gab es so viel Hin- und Her mit Andy, es war anstrengend geworden mit ihm und ich wollte nur noch weg aus Darwin. Es war zwar einerseits schade, dass es nun so, in dieser Art und Weise, ein Ende nimmt, aber trotzdem irgendwie eine gute Gelegenheit, weiter zu ziehen. Das mit dem Weihnachten in Darwin schien dann wohl auch gelaufen zu sein, aber naja, was soll’s dachte ich mir. Ich werde einfach weiterziehen und die Sache ist gegessen, denn ich bin völlig frei und unabhängig! In diesem Moment wurde mir wieder bewusst wie geil es eigentlich war. Ich konnte ja letztlich wirklich alles selber entscheiden, wie lange ich wo bleibe und so weiter. Ein tolles Gefühl!

Gegen Mittag ging ich wieder zu Anja und war gespannt wie heute das Mittagessen aussehen wird. Wird Andy mit zum Monsoons gehen oder nicht? Glücklicherweise hatte er schon eine Stunde früher Mittagspause gehabt, sodass ich mit Anja alleine ging. Es geschah sonst nichts Besonderes mehr an diesem Tag. Am Samstag früh aber klingelte mein Handy: Andy rief an. Ich ging nicht dran. Später schrieb er eine SMS: ob ich nach Hause komme, er holt mich auch ab und nach dem ich auch darauf nicht reagiert habe, schickte er dann eine zweite SMS, in der er schrieb, dass die Entscheidung jetzt an mir läge.
Ich kann bei ihm wieder einziehen, wenn ich möchte, wenn ich aber nicht möchte, sei es auch in Ordnung. Ich ließ ihn noch etwas zappeln und fuhr an dem Samstag zum Lake Alexander, um auf „Wallaby“ (Känguru) Suche zu gehen und ein paar Fotos einzufangen.

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Nanu, wessen Spuren sind denn das?

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Erst neugierig gucken…

Erst neugierig gucken…

…und dann schnell abhauen!

…und dann schnell abhauen!

Es goss gegen Mittag in Strömen, wie so oft in diesen Monaten. Aber ist ja klar, es war “wet-season”. Aber auch wenn es heftige Monsoon Regenschauer gab, war das lange nicht so unangenehm wie in Sydney oder bei uns in Deutschland, weil es einfach immer ziemlich warm war. Die Luft war warm und feucht. Binnen ein bis zwei Stunden war meistens alles wieder staubtrocken. Und die Menschen in Darwin stört der Regen auch nicht, sie freuen sich eher. April bis September ist Trockenzeit, Oktober bis März Regenzeit.

Da der Regen halt ein “warmer Regen” ist, stört er die meisten Leute gar nicht und manche laufen auch gerne mal extra klatschnass durch den Regen. Andere hingegen spannten ihre Schirme auf. Ein Trick von Andy war es dann immer, die Regenschirme, die er im Shop verkauft, immer an den Eingang zu stellen, sodass jeder an der Straße daran vorbeiläuft. Viele kauften dann nämlich “mal eben schnell” bei ihm einen Schirm, wenn sie unvorhergesehen vom Unwetter erwischt wurden. Ich schrieb Andy dann erstmals eine SMS zurück und informierte ihn, dass ich Sonntag oder Montag zu ihm komme. Da ich nicht unnötig Geld fürs Hostel verplempern wollte, war mir aber eh schon klar, dass ich morgen (also Sonntag) zurück gehe.

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In Darwin lernte ich dann nach und nach noch so die wichtigsten Leute rund um Andy’s Leben kennen. Da waren noch Andrew, der beste Freund von Andy. Er führt in Darwin einen Pie-Shop. Er war mit Lotty zusammen. Lotty kam ursprünglich auch als englische Backpackerin nach Darwin, schlief dort laut Andy’s Aussagen mit einem Barbesitzer und lernte dann durch Andy eben Andrew kennen, mit dem sie seitdem zusammen ist. Andy erzählte mir sie sah damals richtig heruntergekommen aus, so hippimäßig. Erst durch Andrew, der ihr fast alles ermöglichte und zahlte, entwickelte sie sich zu einer Dame, die allerdings sehr zickig und eifersüchtig wurde. Andrew sieht sehr gut aus und nutze dies in seinen vorherigen Lebensjahren laut Andy auch verdammt viel aus. Lotty konnte sich einfach nicht vorstellen, dass Andrew sein Leben für sie geändert hatte.

Ab und an sah ich auch MoAnja, ursprünglich eine „Kiwi“, also eine Neuseeländerin. Sie war auch eine sehr gute Freundin von Andy. Das waren so die engsten Personen um Andy herum und je länger ich bei Andy wohnte, desto stärker wurde ich in dessen Leben integriert. Es schaute immer mal irgendjemand bei ihm, mal angekündigt, mal unangekündigt, vorbei. Es gab fast kaum einen Tag, an dem Andy mal nicht irgendeinen Gast zu Besuch hatte. Lucia, eine von Andy’s 8 oder 9 Schwestern lebt auch in Darwin und kam auch immer mal mit ihren kleinen Kindern vorbei: Ashton, Sasha, Ethan. Ashton und Sasha verkrochen sich aber immer sofort vor den Fernseher und waren nicht mehr ansprechbar. Ashton ist noch zu klein. Lucia führt mit ihrem Mann ein Café direkt in der Darwin Mall (City) gegenüber von einem der Souvenirshops. Sie war somit auch die Tante von Anil. Es gibt gegenüber von dem Café auch einen weiteren recht großen Souvenirshop, der in den Händen von Chinesen war, die laut Andy auch zu seiner Familie gehören und ein Stockwerk über dem Shop war ein Internetcafé, das ebenfalls von Andy’s Familienangehörigen betrieben wird. Zu denen hat er aber nicht allzu viel Kontakt. Wie man sieht, Andy’s Familie ist wirklich groß und er kennt überall irgendwelche Leute. Und das nicht nur in Darwin.

Oft kam auch Bob, unser Nachbar aus einer anderen Unit vorbei. Bob hämmerte mit Vorliebe schön laut an Andy’s Unit, um ihn zu erschrecken. Bob war ein Schrank mit dicken Oberarmen. Er kam öfter mal mit einem Bier rüber, wenn er gerade keine Lust mehr auf seine Frau hatte. Bob war auch ursprünglich aus Neuseeland und eher der unteren Schicht zugeordnet. Er hasste Aboriginals abgrundtief und musste sich oft beherrschen nicht handgreiflich zu werden. Er konnte wohl deren Gesänge und Rumgekreische am Abend nicht ertragen. Bob redete meist nur mit Andy, denn ich verstand fast kein Wort, von dem, was Bob redete. Er sprach einen solchen Aussie/Kiwi Slang, dem ich echt kaum noch folgen konnte. Seine Lippen bekam er beim Reden einfach nicht weit genug auseinander.  So vergingen nun also einige Tage und Wochen in Darwin. Mein Alltag bestand also eigentlich nur aus “Chillen”. Ich stand auf, ging in die Stadt, ging dort essen und Bier trinken, ging ins Internet, fuhr später wieder heim und trank weiter Bier und wenn das nicht im Haus war, dann Wein, guckte Fernsehen und ließ den Tag angenehm ausklingen. Wenn wir zu Hause waren, hielten wir uns meistens zum Sit-In auf der Terrasse auf.  In meiner Zeit in Darwin trank ich für meine Verhältnisse schon echt viel. Ich kann sagen, es verging nicht ein einziger Tag ohne Alkohol.

Es herrschte dabei aber immer eine recht lockere Atmosphäre. Ein ziemlich abgeknickter, vertrockneter Kaktus stand auf dem Glastisch neben dem Aschenbecher. “Andrew’s Dig”, hieß der, erzählte mir Andy. Die Deckenventilatoren liefen immer mit “voller Power”, meist lief auch der Fernseher nebenbei.

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Aussie Stubby Cooler für australische „Stubbys“ (375 ml Bierflasche)

Inzwischen hatte ich mich gut eingelebt und einige TV-Sendungen gehörten schon zu meinem “Alltag”. Das US Format “Hell’s Kitchen’ z.B. schaute ich mir jede Woche an. Es gab auch in Deutschland davon mal einen Ableger mit Christian Rach. Die US Version ist aber mit Gordon Ramsay, einem mit 15 Michelin Sternen ausgezeichnetem Koch aus Schottland. Die US Version ist halt typisch US-Fernsehen: Jeder zweite Satz wird ausgepiepst, weil er “Fuck” enthält. Ich finds ziemlich unterhaltsam, zwei Teams mit Amateuren müssen immer gegeneinander Kochen und den Betrieb eines ganzen Restaurants aufrechterhalten. Gordon überwacht alles und schreit regelmäßig die Leute zusammen. Nach und nach nominieren sich die Kandidaten und fliegen dann raus. Hin und wieder schaue ich auch heute noch die Sendung über das Internet.  Aber auch die sehr bekannte US Show “Ellen Degeneres” schaute ich regelmäßig an. Es ist eine Late Night Show mit Ellen Degeneres, die in Amerika ziemlich bekannt ist. Vor allem die “10 days of giveaways”, die sie jedes Jahr in der Vorweihnachtszeit in ihrer Show veranstaltet, sind ziemlich cool.

In diesen 10 Tagen schenkt Ellen dem Publikum ihrer Show alles Mögliche: Im Jahr 2013 z.B. erhielt in einer Show jeder dort Anwesende ein Flugticket aus den USA nach Australien, da sie Ihre Sendung für eine Woche aus Australien sendete. Dazu gab es noch allerlei Konsumgüter wie Smartphone etc. Aber nicht nur für einen Glücklichen, sondern für JEDEN dort. Die Leute flippen total aus, USA halt.:) Ansonsten ist es halt ‘ne normale Latenight Show mit Talkgästen usw. Ich mag Ellen, deswegen find ich die Show ganz nett. Alternativ schaute ich noch die Simpsons oder andere  Zeichentrick Serien. Die liefen dort echt zu jeder Tageszeit.

Mit dem englischen Fernsehen hatte ich mittlerweile vom Verständnis her auch keine Probleme mehr. Hin und wieder schaute ich auch Sky News oder andere australische Nachrichten und den Wetter Kanal, auf dem den ganzen Tag lang das Wetter präsentiert wird. Was mir in meiner Zeit in Australien positiv aufgefallen ist, ist das Australien wirklich ziemlich “down under” ist. Diese ganzen negativen Nachrichten aus Europa, Finanzkrise usw. die wir jeden Tag in deutschen Medien durchkauen, sie waren hier kaum ein Thema. Ozeanien hat seine “eigenen Problemchen” und aus Europa wird ab und zu mal berichtet. Auch diese ganze Integrationsdebatte um die Türken in Deutschland und die Assis in deutschen Großstädten, die willkürlich Leute an Bahnhöfen vermöbeln, bli bla blub, gab es hier nicht. Ich fand das echt seeehr angenehm.

Nach einiger Zeit wurde mir aber dann doch bisschen langweilig, deswegen überlegte ich mir, was ich hier noch so tun könnte. Ich war schon ziemlich lange in Darwin, aber kannte es doch noch nicht so wirklich. Weil ich Anja, Laura, Andy und Co getroffen und kennengelernt habe, habe ich mich ganz anderen Dingen gewidmet und war gar nicht mehr als richtiger Tourist unterwegs. Deswegen informierte ich mich ein bisschen und widmete einige Vormittage ein paar Ausflügen. Zum Beispiel lief ich von Parap nach Fannie Bay, einem Nachbarstadtteil. Dort gab es das Fannie Bay Gaol, ein altes Gefängnis, das heute als Museum dient. Es war interessant, auch mal die Umgebung von Parap und somit noch ein paar andere Ecken Darwins zu erkundschaften als immer nur die City und Parap. Das Gefängnis war kostenfrei und bis 1979 in Betrieb. 1952 war die letzte Hinrichtung zwei rumänischer Immigranten, die einen Taxifahrer ermordeten.

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Am 24.12.1974, also sogesehen an unserem Heiligabend, stürmte in Darwin der Sturm “Tracy” und zerstörte in Darwin fast alles. 70% aller Gebäude in Darwin wurden niedergemacht, 71 Menschen kamen dabei sogar ums Leben. Auch das Gefängnis blieb davon nicht verschont. Heute stehen dort noch einige Reste, die man sich als Besucher ansehen kann. Es war ziemlich leer dort, kaum ein anderer Besucher war zugegen.

Man konnte noch einige Gefängniszellen erkennen und auch die Guillotine, deren Abgrund so tief war, das man unten nur noch ein schwarzes Nichts erkennen konnte. Aber es war schon krass, wenn man sich vorstellte, dass genau an dieser Stelle vor knapp 60 Jahren noch Menschen getötet wurden und die ganze Anlage von Straftätern bewohnt wurde. Manche Zellen waren eher moderne Einzelzellen, andere Zellen waren Sammelzellen für mehrere Leute, aber mit sehr wenig Privatsphäre. Abgetrennt nur mit billigem Maschendrahtzaun und die Toilette war auch nur durch eine kurze Trennwand geschützt, aber nicht wirklich von der restlichen Zelle abgetrennt. Heftige Umstände, wenn man sich das mal genau überlegt und wenn man wahrhaftig in den Original Mauern dieses Gefängnisses steht.

Als ich mir alles angesehen hatte, verließ ich das Gelände wieder und ging wieder zurück Richtung Parap. Der Weg führte mich zum Teil an ziemlich grünflächiger Küste entlang und ich war beeindruckt, denn alles sah sehr gepflegt aus. Irgendwie perfekt zum “Hinfletzen und Nickerchen machen”, wenn es denn nicht in der prallen Sonne gewesen wäre. Schade. Aber ich war so schon klitschnass geschwitzt, und das meine ich ernst. Mein Poloshirt war bei meinen Ausflügen in der Umgebung Darwin immer schon nach 20 Minuten vollkommen durchnässt, aber ich fands geil. Ich habe die Luftfeuchtigkeit und das tropisch feuchte Klima in Darwin lieben gelernt.

Als ich dann um die Mittagszeit wieder in Parap war, gings immer direkt unter die Dusche und ohne abzutrocknen ins Zimmer, auf die kleine Anrichte drauf und direkt unter die Klimaanlage. Ich hoffe es hat mich niemand gesehen, es muss bescheuert ausgesehen haben, wie ich da wie unter einem Fön (im Schwimmbad z.B.) meine Körperstellen der Klimaanlage entgegen gestreckt habe, um alles schön abzukühlen. Dieses Ritual, also vormittags immer Spaziergänge bis zum klatschnassen Outfit in der Umgebung und danach Dusche mit Klimaanlage hatte ich einige Male. Dann aß ich noch eine Kleinigkeit und fuhr in die City zu Anja und Andy. Ich hatte so z.B. auch irgendwo in der Umgebung einen verlassenen, in mitten von Grünflächen eingebetteten See ausfindig gemacht, zu dem ich mich manchmal zurückzog und mit mp3 Player im Ohr an Deutschland und meine Zukunft dachte. War schon ganz nett irgendwie. Irgendwann zog Anil dann bei seiner Tante Lucia ein, sodass ich dann endlich das freie Zimmer beziehen konnte.
Ich hatte Andy ab und an angeboten etwas zu bezahlen, aber wie er nun mal ist, wollte er nichts. Ich zahle ab und an einen Karton Bier, den ich im Bottle Shop in Parap besorgte. Hier entdeckte ich übrigens sogar mal Henninger Bier, gebraut in 60598 Frankfurt am Main – Germany, ein echtes Heimatsgefühl :)

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…als das Bier leer war…

…als das Bier leer war… ;-)

Dieser ca. 50cm kleine Freund begegnete mir zufällig auf dem Weg nach Hause ;-)

Dieser ca. 50cm kleine Freund begegnete mir zufällig auf dem Weg nach Hause ;-)

Nach und nach wurde ich in Andy’s Leben integriert. Andy’s Leben ging wirklich drunter und drüber. Jede Menge Action. Ich verstehe einiges bis heute nicht. Nach einigen Wochen war Andy mir echt anstrengend geworden. Er ist nun mal die letzten 15 Jahre lang allein gewesen und lebt auch dementsprechend. Er macht das, worauf er gerade Lust hat und ist super spontan. Wenn er etwas sagt, kann es schon in 10 Minuten Geschichte sein. Er zeigte mich ab und an seinen Freunden und stellte mich vor, ein bisschen Stolz auf seinen “german man” war er dabei schon.

Wenn Alex vorbei kam, war es immer echt lustig. Alex war derjenige aus Mauritius. Er war meist ziemlich “breit” und immer am Dauergrinsen. Er nahm Andy aber leider oft  total aus, soff sämtlichen Alkohol bei Andy weg und wenn Alex kam, gab es immer viel zu rauchen. Alex wollte immer nur Party machen, schlief dann meistens aber vorher irgendwo ein. Er hatte auch einige Frauengeschichten am Laufen. Da war z.B. mal Birte, eine Frau aus Deutschland, mit der er was hatte und in die er sich angeblich verliebt hatte. Ich saß mal mit ihr, Alex und Anja im Monsoons beim Bier zusammen. Naja, Andy und Alex pflegten wirklich eine reine Hassliebe. Andy war sauer auf Alex, da Alex Andy immer zum Trinken und Geld ausgeben überredete, was dann immer im Desaster endete. Desaster im Sinne von „direkt nach Feierabend Party machen bis spät in die Nacht und dann von der Polizei eingebuchtet werden…“ Außerdem fraß Alex immer Andy’s Kühlschrank leer und hinterließ alles wie einen Saustall. Aber Andy ließ sich immer wieder von Alex mitreißen und verzieh ihm auch immer wieder. Alex kam ja aus sehr reichen Verhältnissen und hatte Andy auch mal einen sehr wertvollen Familienring von Alex Familie aus Mauritius mitgebracht, mit dem er Andy dann mal einen Heiratsantrag machte. Ich weiß nicht, ob das alles nur Spaß war oder nicht.

Keine Ahnung… Andrew, Andy’s bester Freund, lebt mit Lotty und Alex in einem City Appartement mitten in der City in Darwin. Es ist ein Appartement in einem dieser sogenannten “Beachfront”-Hochhäuser. Sie bieten einen genialen Ausblick auf den Ozean und  sind deshalb auch recht teuer. Das Appartement gehört eigentlich auch Andy, aber er vermietete es an Andrew, Lotty und Alex, da er selber dort nicht wohnen wollte.

Mein Leben in Darwin lief also so dahin…an einem Sonntag war in ganz Australien Ausnahmezustand, denn das AFL, Australien Football League, Finale zwischen Collingwood und St. Kilda fand statt. Für die Australier ein sehr wichtiges Spiel, vergleichbar mit einem Bundesliga Finale in Deutschland. Schon Tage vorher war gute Stimmung im Land und jeder, selbst die obdachlosen Aboriginals, gaben untereinander ihre Tipps ab und man fragte sich gegenseitig nach Vorhersagen für den Sieg. Den Sonntag fanden dann überall Public Viewing Events statt und die Straßen waren alle leer. Der ganze Kontinent war im “Footy“ (Australien Football) Fieber, mich interessierte diese Sportart hingegen keinen Zentimeter. Naja, was solls, ich betrachtete das Ganze “von außerhalb” und fand’s lustig zu zusehen. Zum Schluss gewann übrigens St. Kilda.

Inzwischen war ich von Andy’s täglichem oder fast stündlichem Hin und Her aber echt ziemlich genervt. Das Leben bei und mit Andy war anstrengend geworden. Ich war froh, wenn ich alleine zu Hause war und einfach nur Ruhe hatte. Sobald Andy zuhause war, musste meine Aufmerksamkeit vollkommen ihm gehören. Dass ich einfach mal nur in Ruhe in meinem Zimmer am PC oder Buch bleiben wollte, verstand er nicht. Ab und zu, wurde er auch mir gegenüber sauer. Angeblich sei ich doch total mies, würde hinter seinem Rücken mit Anja über ihn ablästern und ihn nur ausnutzen. Ich würde nichts zahlen und total egoistisch sein. In diesen Momenten verstand ich wirklich nicht, was ihn ihm vorging. Vor allem kam das ein paar Mal von jetzt auf gleich. Wir unterhielten uns über irgendetwas und auf einmal fing er an, schlecht über mich zu reden. Naja, meistens legte es sich dann wieder, am nächsten Tag war alles wieder in Ordnung.

Dann kann ich mich auch noch recht gut an eine andere Sache erinnern: Eines Tages bin ich Am Nachmittag mit Anja heimgefahren und fing schon mal an, Essen zu kochen. Andy sollte ein bis zwei Stunden später nachkommen. Doch er kam nicht. Das Essen war längst fertig, ich wartete – und wartete. Ich glaube irgendwann schrieb er sogar eine SMS, dass er später kommen wird. Naja, irgendwann bin ich dann ins Bett. Ich hasste diese Abende, an denen er erst spät heim kam, da ich nie wusste, in welchem Zustand, in welcher Stimmung er heim kam. Manchmal war aggressiv und total angepisst, bekam dann Ausraster. Der sonst so liebevolle Andy, der jeden liebevoll „Darling“ nennt und immer ein offenes Ohr für jeden hat. Jedenfalls kam er die ganze Nacht nicht nachhause. So gegen 8 Uhr am Morgen vibrierte dann mein Handy, da eine SMS eintraf.
Andy schrieb mir ich sollte ihm ein frisches Hemd in den Souvenirshop bringen. 2 Min später rief er an, ich soll mich bitte beeilen, wo ich denn bleibe. Ich sagte ihm, dass ich komme, sobald ich mich angezogen habe und er müsse ja erst um 9 Uhr anfangen zu arbeiten. 10 Min später ruft er wieder an und erkundigt sich, ob ich komme.“ Jaaa, ich komme doch in die Scheiss Stadt, um dir dein blödes Hemd zu bringen“, dachte ich mir innerlich. Für solche Aktionen hasste ich Andy!

Anyway, so gegen 9 Uhr war ich dann also außerplanmäßig schon im Souvenirshop und brachte ihm frische Klamotten. Anja war auch da- Andy hatte wohl die ganze Nacht durchgefeiert. Aber er zog es eiskalt durch…Ohne Schlaf stand er dann hinter der Theke und verkaufte übermotiviert Touristen Souvenirs. Gegen 13 Uhr ging es dann in der Mittagspause im Moonsoon’s mit ein paar Bier weiter. Same procedure as every day halt, hehe. That’s Darwin life.

Bisschen langweilig war der Alltag aber dann trotzdem und Andy meinte ich sollte die Zeit bis Weihnachten zum Geldverdienen nutzen. Er bot mir an, sich nach einem Job in dem Internetcafé seiner Familie umzuhören, doch ich lehnte ab. Im Souvenirshop wollte ich auch nicht arbeiten, irgendwie ist der direkte Kundenkontakt im Verkauf nicht mein Ding. Er sprach mit Andrew, der ja eine Ecke weiter den Pie Shop besaß, in dem Andrew auch Alex beschäftigte… Andrew bot mir daraufhin tatsächlich einen Job im Pie Shop an, sogar extra im hinteren Bereich, eher im Küchenbereich, also nicht direkt an der Theke. Aber ich blockte auch hier ab, da ich nicht wirklich wusste, was ich wollte. Das ganze Hin und Her mit Andy und seinen Leuten stimmte mich irgendwie komisch und ich wollte eigentlich nur noch die Zeit bis Weihnachten rumkriegen und nichts Großes wie jetzt z.B. einen Job anfangen, vermute ich mal. Später aber werde ich merken, dass es mir den Alltag wahrscheinlich viel leichter und erträglicher gemacht hätte, wenn ich eine Beschäftigung angenommen hätte.

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Ich war nun seit gut zwei Wochen in Perth und hatte mich in den letzten Tagen entschlossen erst mal zurück nach Darwin zu fliegen. 4000 km ging es also wieder Richtung Norden in mein tropisches Darwin. Inzwischen liebte ich diesen Moment, wenn ich die Türschwelle des Flugzeuges übertrat, mich auf der Flugzeugtreppe befand und mich diese einzigartige Wand der feuchten und zugleich warmen, tropischen Luft mit voller Wucht erschlug. Aber wenige Schritte weiter gelang man schon in den Innenbereich des Flughafengebäudes bzw. eines Kühlschrankes. In Darwin sind viele Gebäude, Busse etc. einfach richtig schön runtergekühlt. Und dieser Moment von draußen nach drinnen, drinnen nach draußen, achja, ich liebte es einfach.

Naja…Mit Anja und Andy hatte ich ausgemacht, dass sie mich am Flughafen abholen. Zunächst war keiner zu sehen. Doch dann bekam ich eine typisch Anja bzw. Andy aussagekräftige Textmessage: “Call”, dann eine zweite “Where r u”. Nach kurzem Hin und Her fanden wir uns dann aber gegenseitig und ich stieg bei Anja mit ins Auto ein, wo Andy auch schon auf mich wartete. Dann ging es über den Highway zurück in die City. Das Wetter war wie immer: sonnig. Als Andy dann allen ernstes mitten auf dem Highway ein Sixpack Carlton Draught auspackte und mich mit “Welcome back home, Darling” willkommen hieß wusste ich wirklich, dass Darwin mittlerweile mein Zuhause in Australien geworden war und ich wahnsinnig froh war, solche Leute kennengelernt zu haben.

Ich muss zugeben, nach meiner Abreise aus Darwin Ende September hatte ich in Melbourne nur ab und an getrunken, in Perth überhaupt nicht. Die Geste mit dem Bier auf der Fahrt vom Flughafen in die City war einfach nur genial und typisch Darwin eben. “Easy going, Mate”. Das ist hier der Lifestyle, hehe. Ich fands auch so klasse, dass man, vor allem unter Backpackern, kaum auf sein Äußeres achten musste. Unter Backpackern galt oft einfach die Devise: Lieber praktisch, als stylish. Nochmal schnell zum Thailänder um die Ecke, aber keine Lust auf Schuhe? Egal, dann halt barfuß, keiner guckt einen deswegen schräg an. Und das war ziemlich lässig.

Ich zog also erst mal wieder bei Andy ein und machte mir nun Gedanken, wie es weiter gehen sollte. Es war Anfang Dezember und ich war unsicher, was ich tun sollte. Ich mein, ich wollte schon gerne über Weihnachten hier sein, da ich hier eben einige bereits kenne und ja, quasi zuhause war. Andererseits waren es noch gut 3,5 Wochen bis Weihnachten und das würde sich schon ganz schön ziehen von der Zeit her. Denn Darwin ist halt doch eher klein und so wahnsinnig viel zu tun und zu sehen, wie bspw. in Sydney, gibt es hier nicht. Inzwischen war ja auch Laura längst wieder weg. Sie war am 31.10 schon nach Deutschland zurück, da ihr Touristenvisum abgelaufen war.

Wir hatten uns irgendwie immer verpasst. Ich war mit Nazli auf Bali, als wir zurück kamen, war Laura mit Sam und Dan auf dem Trip an der Westküste, dann bin ich ja aus Darwin weg nach Melbourne und Laura war Mitte/Ende Oktober eben wieder in Darwin und Andyg zurück nach Deutschland. Ich bin dann aber noch nach Perth und kam erst Anfang Dezember wieder. Ich entschied mich dann aber auf jeden Fall bis Weihnachten zu bleiben. Auch wenn ich schon etwas Angst vor der Langeweile hatte, aber einen anderen Plan gab es irgendwie nicht. Eine andere Sache war dann auch noch New Year’s Eve. Denn Silvester wollte ich natürlich, wie fast ganz Australien, traditionell in Sydney feiern. Nur Anfang Dezember den Silvesterabend in Sydney planen ist halt im Prinzip völlig für die Tonne.

Da muss man so gesehen schon ein halbes Jahr vorher gucken, damit man ein Zimmer zu akzeptablen Preisen bekommt. Naja, und so begann für mich irgendwie ein „Alltag“ in Darwin. Ein Alltag aus Langeweile, Rumchillen, Trinken, Rauchen und Essen. Eigentlich ein perfektes Leben, da ich nichts zu tun hatte und machen konnte, was ich wollte. Also Andy ging morgens immer gegen 9 Uhr arbeiten, entweder ließ er sich mit dem Taxi in die Stadt fahren oder Anja holte ihn an. Gegen 9 oder 10 stand ich dann auf und frühstückte etwas. So um 11 oder 12 nahm ich dann den Bus in die City und schaute in den Souvenirshops vorbei und hing rum.
Gegen 13 Uhr traf ich mich jeden Tag mit Anja und Andy zum obligatorischen Mittagessen im Monsoons. Manchmal kam auch Steve, ein befreundeter Friseur dazu. Ab und an auch Alex. Alex – ein Thema für sich. Alex, kommt ursprünglich aus dem wunderschönen Mauritius im indischen Ozean. Alex kommt aus sehr, sehr reichen Verhältnissen, laut Andy wurde Alex’s Mutter bei einem Besuch in Darwin mit dem Hubschrauber eingeAndygen. Soweit ich das richtig verstanden habe, war Alex eigentlich auf einem Segeltrip um die Welt und war irgendwann auch am Hafen in Darwin angekommen. Dort gab es irgendwelche Probleme mit Behörden oder sowas und Andy war zufällig dort oder irgendwie sowas und half Alex dann aus. So entwickelte sich eine Freundschaft, Bekanntschaft, Feindschaft, wie auch immer man es betrachten möchte. Warum? Das wird sich zeigen. Alex ließ sich jedenfalls in Darwin nieder, da er das Leben und den Lifestyle in Darwin jeden Tag sichtlich genoss.

Jedenfalls waren wir jeden Tag im Monsoons essen, hatten unseren Stammplatz, kannten alle Bedienungen und bekamen täglich unseren Kaffee kostenfrei. Zum Essen gab es immer ein, zwei oder drei “Jug’s” Bier. In Deutschland kennt man sie als “Pitcher”, also quasi eine Kanne Bier. Für Anja und Andy gab es dann einen Kaugummi und es ging zurück hinter den Tresen der Souvenirshops. Ron, der Chef hatte 3 Stück und einen Hut-Shop mit Reinigungsdienstleistung für Klamotten. Alle Läden waren in unmittelbarer Nachbarschaft von max. 50m, also quasi alle nebeneinander. Anja wechselte regelmäßig und war mal hier, mal dort eingeteilt.

Andy hatte einen Laden “für sich” und pflegte ihn daher auch mit allergrößtem Stolz. Für ihn war es sein Laden und es galt: er war der genialste, erfolgreichste Verkäufer von allen, er war der “Moneymaker”. Vor allem wenn mal wieder eine größere Reisegruppe die Souvenirshops stürmte, verstand er sein Handwerk. Ron und Andy verstanden sich sehr gut. Deshalb machte Andy auch keinen Terror, als die Klimaanlage im Souvenirshop ausfiel und ein paar Tage defekt war. Laut australischem Gesetz hat der Arbeitnehmer ein Recht auf eine funktionsfähige Klimaanlage und kann einfach heimgehen, wenn diese bei einem Defekt nicht innerhalb von 24 Stunden wieder instand gesetzt wird. Aber so war Andy nicht.

Naja, nach dem Mittagsessen ging ich jeden Tag erst mal in die Library und surfte im Internet. Es war dann die Zeit, zu der man in Deutschland gerade am Aufstehen war. Dann ging ich oft noch bisschen was im Coles im Mitchell Centre einkaufen, Süßkram, Bier, Essen für den Abend, Zigaretten für Andy…Apropos Zigaretten! Die Hinweise hinsichtlich der Schädlichkeit auf deutschen Verpackungen sind ja schön und gut, aber schau mal, wie die Aussies das handhaben…

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Das ist doch mal konsequent, oder? Und nicht nur das: Rauchen ist in Australien sehr teuer und hoch geahndet:  eine einzige 20er Zigarettenpackung kostet etwa 14 EUR! Wer an Plätzen raucht, an denen es eigentlich verboten ist, der kann mit 10.000 $AUD Sofortstrafe rechnen, wenn er von der Polizei erwischt wird. Bei Wiederholung geht die Strafe bis auf 20.000 $AUD hoch. Im Oktober 2013 entschied das EU Parlament in Straßburg übrigens, solche Bilder in Zukunft (frühestens ab 2016) auch auf unseren Verpackungen einzuführen.

Nach dem Einkaufen machte ich regelmäßig noch einen Nap auf “meiner Bank” im Esplanades Park, um das Bier aus der Mittagspause zu verdauen. Der Esplanade Park war eine Grünanlage in der City mit direkter Sicht auf den weiten Ozean, von dem Darwin umgeben ist. Es gibt hier einen kleinen Weg, der zum steinigen Strand führt. Im Park und in den am Abhang gepflanzten Büschen hausten auch einige obdachlose Aboriginals, die man hier tagsüber auch bei Ihrem “Sit-Down” trinken und gammeln sah. Deswegen nennt man das Geld, welches Sie vom Staat erhalten, auch umgangssprachlich „Sit-Down Money“.  Jedenfalls gibt es im Esplanades Park eine Bank, auf der ich mich regelmäßig zum Nap verleiten ließ, Musik hörte oder einfach nur nachdachte. Der Esplanades Park ist erhöht gelegen und von der Bank hatte man einen geilen Ausblick auf den Ozean.

Es war “Meine Bank” geworden.
Einmal hab ich mich zu den rumsitzenden Aboriginals dazugesetzt und ein bisschen mit denen geredet. Sie waren halt alle ziemlich besoffen, hatten aber Spaß mit mir und meiner Kamera. Sie nahmen mich dann in „ihre Familie“ auf. Ich bekam deshalb eine Schwester, eine Mutter namens „Francis“ und einen Papa, den „Ron“. Es waren noch mehr Aboriginals da, aber deren Namen weiß ich nicht mehr. Auch ein anderer „Weißer“, ein Obdachloser aus England saß mit uns in der Runde. Ein bisschen eklig war es schon, alle stanken ein bisschen nach Schweiß, die Töpfe mit irgendwelchen pampigen Resten von Reis-Eintopf waren voll von etlichen Moskitos und es wurde trotzdem noch daraus gegessen. Mama Francis nannte mich „Sunhine Toby“, weil ich wohl immer grinste und so fröhlich wirkte.

Es kam dann aber vor, dass sich Francis und der Engländer stritten. Und zwar so stark, dass die beiden anfingen sich für einige Sekunden zu kloppen. Ich wusste nicht, wie ich reagieren soll. Sie schlugen sich richtig mit Fäusten und keiner der anderen unternahm irgendwas. Unter Aboriginals sind diese Kämpfe ja auch offenbar normal. Es war dann aber auch schnell vorbei, Francis entschuldigte sich bei mir und sagte, sie wollte nicht, dass ich sowas sehen muss. Mit Francis tauschte ich zum Schluss sogar Handynummer und Adresse aus.
Als ich mich dann noch bei Papa Ron verabschiedete, weil ich langsam wieder nach Hause nach Parap fahren wollte, fing er an zu weinen. Ungelogen – mit zitternder Stimme sagte er mir, dass er nicht will, dass ich gehe und sie verlasse und all sowas. Ich wusste wieder nicht, wie ich reagieren soll. Ich kannte ihn gerade mal seit einer Stunde oder so und er zieht voll das melankonische Abschiedsdrama ab. Naja, er war einfach total zugedröhnt, das war wohl der eigentliche Grund, nicht die Liebe zu seinem neuen „Sohn“ ;).

Francis rief mich einige Wochen später tatsächlich mal an, ich bin aber nicht rangegangen. Immerhin habe ich ihr aber eine Postkarte geschickt. Die Adresse war irgendeine Art Übernachtungsstation für obdachlose Aboriginals glaube ich. Danach haben wir aber nichts mehr voneinander gehört. Alles in Allem waren die aber alle schon echt in Ordnung, ich mochte die Aboriginals.

Am Nachmittag eines Arbeitstages bin ich üblicherweise gegen 16 oder 17 Uhr dann erst mal zu Anja und Andy in den Souvenirshops zurück und je nach dem wann Andy Feierabend machte, bin ich dann direkt nach Hause gefahren. Manchmal arbeitete Andy länger, dann bin ich mit Anja im Auto heimgefahren. Manchmal bin ich früher heim, dann aber mit dem Bus. An anderen Tagen nahm ich mit Andy aber auch das Taxi. Das war dann, wenn Andy mit mir unbedingt nach Feierabend nochmal auf ein Bier ins Monsoons wollte. Das letzte war ja schon 3 Std her (Ironie). Also gingen wir manchmal nochmal nach Feierabend ins Monsoons.
Mich nervte das immer ein bisschen, da Andy dort dann immer irgendwelche anderen Leute traf, denn er kennt halb Darwin persönlich. Travis, Steve, Lotty, Andrew, Alex… ach, manchmal rief Andy sie einfach schnell an und sie kamen kurzerhand vorbei oder eben zufällig, wie es gerade so kam. Später fuhren wir mit dem Taxi nach Parap: kochen, fernsehen, auf der Terrasse Bier trinken & rauchen und über Gott und die Welt reden war tagtägliches Programm. Richtig chillig halt – typisch Darwin. Und abends, als es dann dunkel wurde und die Frösche langsam anfingen laut zu “quaken” und die Aboriginals in der Umgebung noch deutlicher zu hören waren fand ich es immer am tollsten. Das ergab einfach eine Atmosphäre. Tropisches Top-End halt – typisch Darwin.

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Ende November war es nun und die Buckelwale waren auf ihrer alljährlichen Wanderung durch die Ozeane unterwegs. Es ist quasi ähnlich wie bei Zugvögeln. Und scheinbar waren Sie genau jetzt auch an der Westküste unterwegs. Deshalb entschied ich mich eine Humpback Whale Watching Tour (auf Deutsch:  Buckelwal (Beobachtungs) Tour) mit zu machen. Am Mittag ging es los. Die Teilnehmer fanden sich alle am Hafen von Perth ein. Dort ging es dann auf ein Ausflugsboot mit Innen und Außenbereich. Fast alle waren aber ausschließlich draußen. Ist ja logisch. Wir fuhren erst mal ein ganzes Stück raus auf den Ozean. Irgendwann stoppte der Kapitän den Cruizer und alle Leute hielten Ausschau nach Walen. Eine Lady vom Team war in der Kabine vom Kapitän und hatte so die beste Aussicht. Und es dauerte nicht lang, da hatte sie schon den ersten Buckelwal entdeckt.

Über ein Mikrofon schrie sie in ihrem typisch australischen Slang dann “ohhh a cute one at 2pm, hey guys, look to your right” und alle rannten auf die rechte Seite des Bootes. Und so kann man sich das wirklich wunderbar bildlich vorstellen. Jeder wollte unbedingt Wale sehen und dabei den perfekten Schnappschuss schießen. Leider war die Gruppe doch recht groß und man musste wirklich um einen Platz kämpfen, wenn ein Wal entdeckt wurde. Man stand also auf der linken Seite am Geländer und hielt wie ein Bekloppter Ausschau. Rief dann irgendjemand, dass er einen gesehen hatte, rannte man eilig von links nach rechts. Kurz Foto schießen und sofort wieder nach links, weil dort auch wieder einer war. so ging es hin und her, von links nach rechts, von rechts nach links.

Und dabei immer der Stress, ein gutes Foto schießen zu wollen. Ich packte irgendwann nach genug geschossenen Fotos meine Kamera weg, damit ich mich wirklich nochmal nur auf die Wale konzentrieren konnte, anstatt auf die Kamera. Inzwischen waren unzählig viele Wale gesehen worden und das Highlight war es nicht mehr überhaupt einen zu Gesicht oder vor die Linse zu kriegen, sondern einen, der den für die Buckelwale typischen Sprung aus dem Wasser macht. Von denen haben wir auf der Tour lediglich zwei Stück erlebt, wovon ich nur einen einzigen ganz kurz gesehen habe. Alles passiert halt immer nur in wenigen Bruchteilen von Sekunden. Deshalb hieß es eben immer schnell sein. Und dazu kommentierte immer noch die Lady über das Mikro. Es war echt ein Schauspiel da draußen mitten auf dem Ozean.

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Nach einigen Stunden fuhren wir dann wieder zurück Richtung Perth. Die Tour war echt cool, die Wale ziemlich beeindruckend. Im Prospekt der Tour war angegeben, dass sie uns auch den Gesang der Wale hören lassen werden. Der Ist ja für Menschen eigentlich nicht hörbar, doch durch spezielle Geräte, die man im Wasser ablässt, kann man den Gesang der Wale dann hören.

Leider fand dieser Programmteil aber nicht statt, keine Ahnung warum. Mich hätte es sehr interessiert. Gegen 19 Uhr kamen wir dann wieder am Hafen an. Auf der nahegelegenen Grünfläche fand irgendein fest statt. Da ich ja eh nicht großes zu tun hatte, schaute ich mich einfach mal um. Es war kostenfrei und entpuppte sich als eine Art indisches Kulturfestival. Es war das „Swan Festival of Lights“, das seit 2008 einmal  jährlich im Zeitraum zwischen Oktober und November von lokalen, gemeinnützigen Organisationen veranstaltet wird: Ein Kulturfestival, das sich jedes Jahr einer anderen Kultur widmet.

2011 war es vor allem Indien, 2012 Spanien und China. Es gab eine große Bühne  auf der Musikbands auftraten, indische Tänze aufgeführt und Reden gehalten wurden. Zigaretten und Alkohol waren  auf dem Festival Gelände verboten. Dazu gab es seitlich einige Stände mit indischem, ausschließlich vegetarischem Essen, Büchern und andere Infostände. Ich weiß nicht warum, aber ich fühlte mich unglaublich wohl. Es kam so spontan und es war noch so gutes, warmes Wetter, die Sonne ging langsam unter. Die Menschen waren alle unheimlich friedlich, egal ob jung oder alt, traditionell gekleidet und einfach lässig “aussie”. Und das ohne jeglichen Einfluss von Alkohol.

Es war eine tolle Atmosphäre und ich besorgte mir auch gleich ein paar Essensbons, mit denen ich mir ein indisches Reisgericht und ein indisches Dessert holte. Ich lies mich auf der Wiese nieder und beobachtete die Menschen und die Show auf der Bühne. Der Sonnenuntergang war gelaufen, es wurde allmählich immer dunkler, die Stimmung aber trotzdem nicht schlechter. Der spontane Besuch auf diesem zufällig entdeckten Festival bescherte mir einen tollen Abend in einer lauen Sommernacht.

Wie bereits erwähnt war es Ende November und Santa Claus sollte in Perth daher offiziell die Vorweihnachtszeit einläuten. Mitten in der Innenstadt in der Fußgängerzone war ein großer Bereich abgesperrt, eine Bühne mit Bestuhlung wurde aufgebaut. Um 17 Uhr ging es dann los. Es war überall total voll, jeder, der nicht das Privileg bekam, einen der wenigen Stühle direkt vor der Bühne zu ergattern, versuchte einen anderen guten Platz zu finden. Es gibt auf dem Platz in der Fußgängerzone eine Art Brücke, die bestimmte Kaufhäuser miteinander verbindet. Von hier hatte man eine recht gute Sicht auf die Bühne unten. Auch ich lies mich hier, neben einer Mitte zwanzigjährigen, jungen Dame und ihren Freunden, nieder.

Also die Show ist halt eher eine Kindershow. Es gab einen Moderator und eine Moderatorin, die durch die Show leiteten. Das erste Highlight war dann erst mal Bob der Baumeister, der die Bühne betrat. Und da ging die Lady neben mir total ab, das war echt klasse. Ungehemmt jubelte sie mit allen anderen Leuten mit und feierte den Bob total ab. “Bob, I love you”, rief sie in die Masse.

Ich konnte mir mein Lachen echt nicht verkneifen. Die war echt gut drauf. Naja, es wurden dann halt noch Lieder gesungen, ein bisschen gehüpft und getanzt, ein Rahmenprogramm halt. Später dann war es endlich soweit. Die Moderatoren verkündeten, dass Santa wohl eingetroffen war und in wenigen Minuten erwartet wird. Alle, Groß und Klein, Jung und Alt, waren aufgeregt. Dann gab es einen Countdown und alle zählten mit. Bei 0 kam dann endlich Santa mit seinen Rentieren vorgefahren und die Beleuchtung des offiziellen Weihnachtsbaums in der Innenstadt von Perth wurde eingeschaltet.

Auch die anderen Weihnachtslichtlein in der Stadt gingen an und alle Leute jubelten Santa zu. Meine Nachbarin war völlig außer sich und schrie was das Zeug hielt. Die Leute gingen alle völlig ab und ich fühlte mich echt wie in Amerika. Alles wirkte irgendwie total kitschig und bunt. Außerdem waren es rund 28 Grad, und das zur Vorweihnachtszeit! Santa machte eine Parade durch die Innenstadt und ließ sich bejubeln.
Naja und irgendwann war er dann fertig und verschwand, die Show war dann auch vorüber. Es war echt lustig anzusehen, wie die Aussies ihre Weihnachtszeit beginnen. Der Weihnachtsmann ist Santa Claus und wird in allen großen Städten mit einer Willkommensparade offiziell empfangen.

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An einem Sonntag, an dem es in Perth eh ziemlich ruhig war, machte ich einen Ausflug nach Fremantle beziehungsweise ‘Freo’, wie Locals diese Stadt, etwa 19km von Perth gelegen, nennen. Mit dem Schiff kommt man dort relativ unkompliziert hin. Am Hafen von Fremantle ist ziemlich viel Gewerbebetrieb mit Containerverschiffung etc., aber auch eine Markthalle mit Souvenirs und Klamotten. Nach ein bisschen Fragen und Verfolgung der anderen Menschen lief ich dann in die Innenstadt mit Fußgängerzone und befand mich schon mal auf dem Cappuccino-Strip, eine Straße mit etlichen Restaurants und Cafés.

Die meisten, die Fremantle besuchen, kommen vor allem auch wegen der Fremantle Markets, einem großen offenen Markt, der eben auch sonntags offen hat. Hier ist sonntags mehr los als in ganz Perth. Zahlreiche Menschen stöbern durch die Markthallen, es gibt wahnsinnig viele verschiedene Früchte in bunten Farben. Zu fast jeder Frucht stellen die Verkäufer kleine Schälchen mit Probestückchen zum kostenlosen Probieren hin. Es machte richtig Spaß hier und da zu gucken und zu probieren:) An einem Stand gönnte ich mir einen außergewöhnlichen Nusskaffee. Der Stand hatte etliche extravagante Kaffeearten. Ansonsten gab es noch alles Mögliche an Spielzeug, Souvenirs, Shirts, Schmuck, Instrumenten und so weiter.

An einer Stelle hatten unterschiedliche, junge Nachwuchskünstler die Möglichkeit ihre Musik zu präsentieren und ein bisschen Taschengeld zu verdienen. Auch einen typischen Stand mit “German Bratwurst” gab es natürlich. Vor der Markthalle spielten wieder verschiedene Straßenkünstler ihre Show, alle Cafés und Shops rundum die Markthalle waren offen und sehr gut besucht. Von öder und langweiliger Wochenendstimmung war hier nichts zu spüren. Am Nachmittag gab es auch eine Art Parade und es begann ein Straßenfest rund um die Markthalle. Verschiedene Bands spielten hier auf einer
Livebühne und es gab noch mehr Stände und Buden. Als Wild Marmalade auf der Bühne spielte ging es aber richtig ab.

Sie mixten elektronische Musik mit den Klängen eines Didgeridoo. Es war echt eine super Stimmung, die Leute waren total animiert und hatten übelstes Tanzgefühl. Mir gefiel die Musik auch und ich entschied mich spontan zum Kauf einer CD. Es gab zwei Versionen, eine schwarze CD und eine beige. Ich kaufte erst die schwarze und tauschte später aber nochmal um. Blöderweise. Denn die schwarze war die CD, die Wild Marmalade hier gerade live performten. Die Songs der Version in beige finde ich nicht so mitreißend, wie sich in Darwin, wo ich die CD zum ersten Mal hören werden kann, herausstellen wird. Aber es lag auch einfach viel an der geilen Stimmung, die in Perth herrschte. Unbeschreiblich, wie die Leute einfach am ‘Jumpen’ waren.

Am Abend lief ich dann wieder in Richtung des Hafens von Fremantle und fuhr zurück nach Perth. Ich musste noch gut eine halbe Stunde aufs Einsteigen warten und stellte dann, als wir endlich rein durften, wie ein Idiot fest, dass ich mein Ticket nicht finden konnte. Ich war sicher, es war nur irgendwo zwischengerutscht, aber hatte jetzt auch keine Zeit mehr, alles zu durchsuchen. Peinlich, immerhin hatte ich genug Zeit vorher. Aber der lässige Aussie am Schiffseingang war locker drauf und glaubte mir.

In Perth besuchte ich die Tage darauf noch den botanischen Garten. Er ist ziemlich bergauf gelegen, bietet aber eine wunderbar, herrliche Sicht auf die Stadt, deren Skyline und das Wasser des Ozeans.

Blick aus dem Botanical Garden in Perth

Blick aus dem Botanical Garden in Perth

Im botanischen Garten kann man wunderbar viel spazieren gehen, Pflanzen und Vögel beobachten. Es gab auch Brunnen und eine öffentliche Bühne auf einem riesig großen Wiesenhang, auf der Veranstaltungen stattfinden. Es ist einfach ein sehr großer Park und ich hab mir alles angesehen und immer wieder mal ein paar Nap’s gemacht:)

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Worauf ich mich total freute war mein Trip zum Strand. Denn hier sollte man tatsächlich ohne irgendwelche Quallen, Krokodile oder sonstige ekelhaften oder gefährlichen Tiere schwimmen können. Ich mein, ich hatte bis dahin schon echt einige unglaublich schöne Strände und viel ozeanisches Wasser gesehen, aber was bisher nicht ein einziges Mal schwimmen.

Der Strand war erstaunlich groß und entsprechend verteilten sich die wenigen Menschen, die dort waren, auch breitflächig. Dann gab es aber kein Halten mehr und ich sprang endlich in den Ozean. Darauf hatte ich schon lange gewartet! Nach ein paar Runden und ein paar Fotos auf dem anliegenden Felsen legte ich mich dann hin und machte, mal wieder, ein Nickerchen. Das hätte ich besser bleiben lassen.  Später begann es leider zu regnen. Deshalb entschied ich mich zurück zu fahren. Ich zog mich in der Umkleide um, und fuhr mit dem Bus zurück zur Perth Central Station. Am Abend erst bemerkte ich, dass ich mir wohl einen recht starken Sonnenbrand zugezogen hatte.

Als ich am nächsten Tag in der Stadt unterwegs war, war direkt vor der Library eine Art Gremium aufgebaut. Also quasi ähnlich wie der Saal im Bundestag, nur natürlich viel kleiner. Es waren Holzbänke und auf jedem Platz stand ein Namensschild mit dem Namen einer Nation. Germany war natürlich auch dabei. Es hatte sich schon eine große Menschenmasse vor der Show aufgestellt.  Von der profitierten auch die jungen Aktivisten und Aktivistinnen, die nebenan mit einem Berg von dahinschmelzenden Eisblöcken auf die globale Erderwärmung aufmerksam machen wollten und Unterschriften sammelten.  Um 14 Uhr ging es dann los und auf jedem Platz des Kabinetts streckte sich auf einmal ein Hund hervor. Ich weiß nicht genau, was diese Show genau zu bedeuten hatte, denn es hielt auch niemand eine Ansprache. Irgendwo standen Schilder, aber die habe ich nicht durchgelesen.

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Diese Show fand an mehreren Tagen statt, die Herrchen ließen Ihre Hunde halt Platz nehmen, die Leute machten Fotos und schauten einfach zu. Es war irgendeine Initiative, entweder politisch oder es sollte Kunst sein. A pro pros Kunst. Direkt daneben, also in der unmittelbaren Nachbarschaft der Library waren auch noch zwei Museen. Im einen war tatsächlich irgendwelche abstrakte Kunst ausgestellt, ich verstehe dessen Sinn bis heute nicht. Ich kann mich noch an einen riesen Saal erinnern, der leer war. Die Wände waren aber von irgendwelchen Studenten/Künstlern mit irgendwelchen Sprüchen, zum Teil auch in deutscher Sprache, zugekleckst worden. Und es gab einen kleinen, quadratischen Raum, total dunkel.

Dort lief ein Film, der mittels Projektoren über alle vier Wände des Raumes gezeigt wurde. Ich weiß nicht mehr worum es genau ging, aber es sprachen Menschen unterschiedlichster Herkunft über etwas. Auch ein Deutscher kam dort zu Wort. War halt ganz lustig, da man als Zuschauer auf einem Hocker in der Mitte des dunklen Raumes saß und dann immer auf eine andere Wand gucken musste, je nachdem, wo welches Bild grad lief. Der Eintritt war halt kostenlos, deswegen dachte ich, ich schau einfach mal, was in dem Museum zu sehen ist. Schlau geworden bin ich aus dem Besuch nicht.
Dann war ich noch im offiziellen Museum des Staates, also Western Australien Museum – Perth. Die Ausstellungen wechseln hier natürlich ab und an. Es gab zu diesem Zeitpunkt ein paar spielerische Stationen, vor allem für Kinder. Hier konnte man bestimmte Tierarten entdecken und dafür hatten Sie unter anderem auch sehr beeindruckende Tiere in Lebensgröße ausgestellt. Im oberen Geschoss wurde einiges über Aboriginals ausgestellt: deren frühere Handwerkszeuge, Lebensweise und sowas. Der Eintritt ist auch hier kostenfrei gewesen.

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Mein Sonnenbrand war inzwischen sehr schmerzhaft geworden und ich war am Überlegen, ob ich das mal einen Arzt checken lassen sollte. Denn der Anblick, der sich mir bot, war nicht mehr feierlich. Ich wusste nicht mal mehr, ob das ein Sonnenbrand ist oder was sonst. Denn inzwischen hatte sich der Sonnenbrand in seiner Farbe geändert. Zunächst einmal war es normal rot, dann wurde es orange bis gelblich.
Und kleine Bläschen hatten sich gebildet. Der Sonnenbrand war so schmerzhaft wie noch nie ein anderer zuvor in meinem Leben. Ich wusste echt nicht was ich jetzt machen sollte. Allein der Anblick auf meine eigene Brust und den Bauch machte mir echt Angst und ich überlegte, was das ist. Ich hatte inzwischen bestimmt schon gut eine Woche mit dem Scheiß zu kämpfen und war in allem eingeschränkt, da einfach alles schmerzte und ich den Rucksack nicht tragen konnte und auch nicht richtig schlafen konnte.

Ich entschied mich noch 2-3 Tage zu warten und zu gucken, was passiert. Glücklicherweise wurde es allmählich besser. Nach gut 1,5 – 2 Wochen war es dann überstanden. Aber diesen Sonnenbrand werde ich echt nie wieder vergessen. Zwischenzeitlich war Steve auch wieder von seinem Surf Trip zurück in Perth und checkte im gleichen Hostel ein.

< Perth, Westaustralien – Teil 1

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Ich hatte mich also von Marissa noch verabschiedet und Andyg mit Tiger Airways 3277 km von Melbourne nach Perth. Neue Stadt, neuer Bundestaat. Welcome to Western Australia. In Perth war es extrem heiß – die Nachrichten berichteten die letzten Wochen von mehreren Waldbränden in Western Australia, während es in Queensland die ganze Zeit nur regnete. 40 Grad waren es an einigen Tagen in Perth.

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Ich war also in Perth und unglaublich beeindruckt von der Stille, die hier trotz der über 1,6 Million Menschen, herrschten. Die Stadt war von der Sonne erhellt, übersichtlich und sauber. Es war wirklich komisch, in meinen Ohren hörte ich noch den alltäglichen Straßenlärm, die Hupen, Trams, Menschen und Schnelllebigkeit von Melbourne. Hier? Ruhig, gelassen, keine Hektik. Ich begab mich zu meinem Hostel und checkte ein. Es war jetzt nicht das modernste, etwas brüchig (die rechte Tür des sich im Zimmer befindlichen Kleiderschrank war bereits rausgebrochen und stand angelehnt daneben) aber ansonsten ok. Ich zog in ein 4er Zimmer im Hinterhof. Mit auf dem Zimmer war auch wieder ein deutscher: Steve, ein begnadeter Surfer. Die Tage in Perth verbrachte ich also erst mal mit dem gewöhnlichen Sightseeing. Die City abchecken halt.

Perth war sehr geräumig, alles sehr weitläufig, viele helle und weite von der Sonne geheizte Straßen. Perth besitzt eine edle Skyline, unweit vom Strand, der mit einer wunderschönen, rundlaufenden Bucht daherkommt. An der Bucht verläuft eine Promenade mit eigenem Laufstreifen für Jogger. Ansonsten eine riesige Wiese, viel Grün mit Palmen.
Die Innenstadt ist ansonsten recht überschaubar, ich entdeckte einige Straßenkünstler wieder, die ich schon in Melbourne und Sydney gesehen hatte. Generell muss man sagen, dass es hier deutlich mehr Straßenkünstler gibt, als in Deutschland. Ich vermute einige werden an einer speziellen Schule dafür ausgebildet und starten dann mit einer eigenen Show ihre Touren quer über den Kontinent. Denn wenn man mal einige Shows (ja, es sind zum Teil wirklich einstudierte Showeinlagen, nicht nur stupides Vorführen einer Sache), verschiedener Künstler beobachtet, merkt man schnell, dass einige Rahmenhandlungen und Sätze sehr ähnlich sind.

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Im Myer, einer großen australischen Modekette, kaufte ich mir nach langem Hin-und herüberlegen ein Poloshirt für $40, mit dem ich schon öfter liebäugelte.

Vor der W.A. State Library, Perth

Vor der W.A. State Library, Perth

Auch Perth hat natürlich eine State Library, die ich selbstverständlich des Öfteren besuchte. Wie bereits erwähnt, unterscheiden sich die Librarys von Staat zu Staat. In Perth wurde man überhaupt nicht kontrolliert. Die Library hatte ordentliche Arbeitsplätze am Tisch, aber auch “loungeartige” Sitzsessel. Die Library schloss immer um 19 Uhr, danach konnte man aber einfach seinen Laptop nehmen und vor der Tür noch weitersurfen. Es gibt in Perth auch eine öffentliche Liegewiese mit riesigem Plasmabildschirm vorne dran. Dort laufen Werbeclips und Kurzdokus und nebenbei bietet der TV kostenfreien WLAN Zugang, sogar schneller als in der Library.
Nur gab es hier wiederrum keine Steckdose. Naja egal, ein cooler Service war es auf jeden Fall. Hier hingen auch ab und zu Aboriginals rum, mit denen ich ins Gespräch kam. Einmal beobachtete ich auch einen ihrer nicht ungewöhnlichen Kämpfe untereinander, der mit Polizeieinsatz und Blut ausging, direkt vor meinen Augen. Schrecklich.

Steve packte seine Sachen und zog mit Bekannten auf eine mehrtägige Surf Tour. Er empfahl mir noch einen Ausflug nach Rottnest Island. Diese Insel ist nur 11 km lang und 4,5 km breit, autofrei und ziemlich naturbelassen. Viele Locals fahren hier am Wochenende mit der Fähre rüber und genießen ihre freie Zeit. Es sind nur ca. 20 km von Perth aus bis zur Insel. Das Highlight auf der Insel sind seltene Vogelarten und die auf der ganzen Insel frei herumlaufenden Quokkas, eine Mischung zwischen Minikänguru und Ratte.

Total zahm und relativ angstfrei kann man sie aus nächster Nähe betrachten und zusehen, wie sie daherhoppeln. Wie es sich für Australien gehört, gibt es auch auf Rottnest Island einen Subway. Und nicht nur das: Nur in diesem Store gibt es sogar Subway Pizza! Auf Rottnest Island kann man einfach in Ruhe relaxen und die Natur auf sich wirken lassen. Da ich dienstags rübergefahren bin, habe ich die Hin- und Rückfahrt mit der Fähre zum halben Preis bekommen, da es dienstags immer einen Sonderpreis gibt.

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Es war inzwischen November und so langsam begann die Weihnachtszeit. Als ich mal wieder durch die Innenstadt und die vielen Shopping Malls in Perth schlenderte, sah ich an einem Stand zu, an dem sie selber und frisch Kaubonbons herstellten. Das war ein Augenschmaus und lies den ganzen Gang der Mall schön süß duften. Generell gab es solche Vorführungen öfter. Ich kann mich auch an eine Eisdiele erinnern, in der man einem Mann im Schaufenster beim Herstellen und Backen der Waffeln zusehen konnte.
Jedenfalls hatten sie in Perth die Tage einen rot geschmückten Weihnachtsbaum aufgestellt und waren auch schon an den Vorbereitungen der offiziellen Christmas Parade, die schon bald stattfinden sollte.

Ich war zwei Wochen lang in Perth und verbrachte viel Zeit, vor allem auch zum Essen, in der Stadt und den Malls. Ich aß hier auch öfter mal einen Kebab, also quasi einen Yufka Döner, wie man ihn hier in Deutschland kennt. Einen Döner, wie wir ihn hier essen, gibt es in Australien nicht. Und grundsätzlich ist Döner/Kebab auch deutlich teurer, umgerechnet zahlt man vielleicht um die 7-8 EUR. Ich kaufe einige Weihnachtsgeschenke für meine Familie in Deutschland, zum Beispiel die tolle Krawatte, die ich meinem Vater geschenkt habe, ist „made“ und gekauft in Perth. Ich hatte nämlich geplant, ein Päckchen mit lauter kleinen Souvenirs und Geschenken nach Deutschland zu schicken. Letztlich werde ich einiges an Portogeld sparen, wie sich später noch zeigen wird.

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