Seit wann hast du das Thema Reisen zum Schwerpunkt deiner Arbeit gemacht und wie kam es dazu?

Während meines Studiums habe ich Praktika und Freiwilligendienste im Ausland absolviert und diese mit meinen Backpacker-Trips kombiniert. Im beruflichen Kontext war ich dann als Redakteur immer wieder für Recherche-Reisen zu Artikeln im Ausland, habe mir Organisationen und Projekte angeschaut und hospitiert. Vor einigen Jahren habe ich dann mein Auslandsportal people-abroad.de (www.people-abroad.de) gegründet als Info-Börse für Auslandsaufenthalte. Später kam dann der Reiseblog dazu. Seit drei Jahren bin ich nun auch als Reiseblogger unterwegs und nehme an Presse- und Bloggerreisen teil. Das Reisen und Arbeiten ist für mich oft nicht zu trennen, was für mich aber in Ordnung ist.

Wie oft bist du im Jahr im Ausland als Blogger und privat unterwegs?

Das ist unterschiedlich und – wie schon beschrieben – oft eine Kombination aus Arbeits- und Privatreise. Vor einigen Jahren war ich länger und meist für einige Wochen am Stück unterwegs. Momentan bin ich öfter auf Reisen als früher, dafür aber für kürzere Trips und häufiger in Europa. Und ich bin, neben meinen Reisen ins Ausland, sehr gerne und auch häufig in Deutschland unterwegs. Auch als Blogger erkunde ich gerne das Reiseland Deutschland mit seinen vielen regionalen Besonderheiten. Wenn man die Reisen im In- und Ausland zusammen rechnet, bin ich pro Monat ein bis zwei mal unterwegs.

Hast du Lieblingsziele und welche Länder kannst du empfehlen?

Am liebsten reise ich in Europa und Asien. Die europäischen Länder sind so vielfältig und es gibt einfach tolle Ziele für Städtereisen. Früher bin ich immer in den Süden gefahren und war oft am Mittelmeer. In den letzten Jahren habe ich den Norden für mich entdeckt. Norwegen, Finnland und Island haben mir richtig gut gefallen, ebenso die baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen im Osten. Und Asien fasziniert mich immer wieder auf’s Neue: Indien, Nepal und Indonesien sind spannende Kulturen und tolle Reiseländer. Man kommt leicht mit Einheimischen in Kontakt, weil sie meist sehr offen und neugierig sind und das Essen in Asien ist fast immer sehr lecker. Zwei Länder, bei denen ich die Leute auch extrem gastfreundlich finde und in denen man im Alltag leicht ins Gespräch kommt, sind Kanada und die USA. In beiden Ländern habe ich mich – wenn man mal von der Einreiseprozedur in den USA absieht – als Gast sehr willkommen gefühlt. Small Talk, im positiven Sinne gemeint, gehört da einfach dazu und das macht es sehr angenehm im Land unterwegs zu sein.

Welchen Tipp würdest du Work-and-Travel-Reisenden mit auf ihren Trip geben?

Aus eigener Erfahrung würde ich empfehlen, den Reiseplan nicht zu voll zu packen. Ich kann verstehen, dass man die Zeit im Ausland optimal nutzen möchte, um sich möglichst viel anzuschauen. Aber zehn Orte in drei Wochen besuchen zu wollen oder ähnlich vollgepackte Reiserouten, davon würde ich abraten. Weniger ist beim Reisen einfach mehr. Lieber einige Orte bzw. Städte von der Liste streichen und dafür länger an einem Platz bleiben. Die Eindrücke, Erlebnisse und Erinnerungen nach einer Reise sind dann einfach intensiver. Ich spreche da aus eigener Erfahrung: ich hatte mal den kühnen Plan in vier Wochen Australien und Neuseeland zu bereisen. Die klassische Falle, weil ich dachte der weite Flug müsse sich auch lohnen. Mir ist dann von mehreren Seiten abgeraten worden. Ich habe dann Neuseeland von meiner Liste gestrichen, war für knapp vier Wochen in Australien und bin heute noch froh über diese Entscheidung. Mein Tipp: den Reiseplan nicht zu voll packen und genügend Freiraum lassen für spontane Entdeckungen vor Ort. Die spontanen Entdeckungen und Begegnungen mit Leuten sind oft die besten Momente während einer Tour. Die bleiben dann oft auch viel besser im Gedächtnis und sind wichtiger als die klassischen touristischen Hightlights eines Landes, die man auf seiner To-do-Liste abhakt.

Welches Land, welchen Ort möchtest du unbedingt noch bereisen?

Auch wenn ich mittlerweile in 65 Länder gewesen bin, gibt es noch so viele Länder, Regionen und Orte, die ich gerne noch bereisen würde. Japan, Vietnam, Südafrika und die Mongolei gehören dazu. Auch New Orleans und Algier würde ich gerne mal besuchen. Und es gibt noch drei europäische Länder, in denen ich noch nicht gewesen bin und die mir noch auf meiner Bucket List fehlen: Moldawien, Weißrussland und die Ukraine.

Link zum Auslandsportal: https://www.people-abroad.de
Link zum Reiseblog: https://www.people-abroad.de/blog

öffentliche Lagune in Cairns, dahinter der Ozean

öffentliche Lagune in Cairns, dahinter der Ozean

Als wir dann in einem kleinen Ort eine Pause machten, sahen wir kaputt gerissene Häuser ohne Dächer. Ich habe mich nicht getraut, Fotos davon zu machen. Mir war es zu peinlich und zu unangenehm. Es war echt krass, die Gewalt der Natur in dieser Art und Weise zu Gesicht zu bekommen. Nach einer viertel Stunde sind wir dann weiter Richtung Cairns gefahren. Am frühen Abend kamen wir dort an. Ich wusste zunächst den Weg nicht, fragte dann aber in einem Laden, wie es weitergeht. Es gibt in Cairns das Gilligans Hostel. Es ist ein sehr angesagtes (Party) Hostel und ziemlich groß. Ich entschied mich aber für ein kleineres Hostel, das Corona Backpackers, genau gegenüber dem Gilligans. Und zwar war hier der Preis so günstig, wie ich es bisher noch nicht erlebt habe. Nur $AUD 10 pro Nacht.

Und hierbei handelte es sich jetzt nicht um ein 20-Bett Zimmer, sondern um ein angenehmes 4-Bett Zimmer. Unschlagbar, der Preis. Ich checkte ein und bezog ein Zimmer, in dem bereits 3 andere Mädels wohnten. Ich bekam das letzte freie Bett, interessanterweise das untere Bett des Hochbetts. Normalerweise waren die unteren Betten immer die, die sofort belegt waren. Aber mir war schnell klar, weshalb es hier anders war. Das unter Bett war total schmal/klein/tief. Also der Abstand zum oberen Bett war sehr wenig, sodass man sich kaum aufrecht hinsetzen konnte. Über mir schien ein Mädel aus Kenzingen, Baden-Württemberg zu schlafen. Sie war nicht oft da und ich sah sie auch nur ein paar Mal, aber eine Tüte aus einem Schuhgeschäft in 79341, Kenzingen lies mich diese Schlüsse ziehen. Später fragte ich sie vorsichtig und sie bestätigte.

Ich fands lustig, weil Kenzingen nur 30km von meinem jetzigen Wohnort in Freiburg entfernt ist. Damals wusste ich zwar noch nicht, dass ich aus Frankfurt nach Freiburg ziehen würde, aber die ganzen “-ingen” Dörfer waren mir durch meine Freundin schon ein bisschen bekannt. Die anderen beiden Mädels in meinem Zimmer waren aus England. Nach einigen Nächten gingen sie mir total auf den Sack. Wenn ich morgens noch schlief und sie aufstanden, um sich fertig zu machen, machten sie jedes verdammte Mal die Gardinen auf, als wenn keiner mehr im Raum wäre. Sobald sie dann das Zimmer verlassen hatten, bin ich aufgestanden und habe sie wieder zugezogen.

Total nervig war das. Dafür hätte ich die echt schlagen können, das machte einfach aggressiv. Es gibt zwei Arten von Typen: diejenigen, die morgens leise ihre Sachen nehmen, die Zimmertür hinter sich leise schließen und dann ins Bad gehen, um sich zu anzuziehen (so wie ich) und die, die denken sie seien allein im Raum. Licht anmachen, das ganze Zimmer mit ekligem Deo vollsauen, lautstark im Backpack rumwühlen, Zimmertür ohne Klinke zu drücken zuziehen usw. Deswegen war ich eigentlich schon vieles gewohnt, aber diese Mädels brachten es einfach auf die Spitze.

Im Hostel gab es auch zwei, drei PC’s, die ich ab und zu nutze, um mit Meiner Freundin zu skypen. Als ich an einem Tag die Treppe runter lief, staunte ich nicht schlecht: die zwei befreundeten Engländer, die mit mir auf der Pineapple Farm in Bundaberg gearbeitet hatten standen plötzlich vor mir. Wir begrüßten uns kurz, sprachen 1-2 Sätze und gingen dann auch wieder auseinander. Aber offensichtlich waren sie im gleichen Hostel wie ich.

In Cairns selber war ich natürlich auch noch ausreichend unterwegs. Cairns gilt als besonders tropisch, aber um ehrlich zu sein finde ich es lange nicht so tropisch wie in Darwin. Aber es herrscht riesiger Tourismus, vor allem wegen dem Great Barrier Reef. An wirklich fast jeder Ecke gibt es ein Travelcenter, in dem Tauch- und Schnorchteltouren gebucht werden können. Überall wird man durch Schilder auf die Touren mit schönen Yachten raus ans Reef aufmerksam gemacht. Natürlich wollte ich sowas auch machen, aber darum kümmerte ich mich später. Ich besuchte erst mal die berühmten Cairns Nightmarkets. Die überdachte Markthalle macht erst um 17 Uhr auf und schließt zwischen 23 und 0.00 Uhr. Es gibt Souvenirs, Klamotten etc. und reges Markttreiben. Cairns halt ein richtig geiles Flair. Ähnlich wie Surfers Paradise, fand ich. Unglaublich viele Touristen, alle Leute irgendwie in besonderer Urlaubsstimmung, immer gut gelaunt, überall ist es hell, sonnig und rum herum überall schöner blauer Ozean.

Gut, leider kann man auch in Cairns nicht im Ozean baden, aber das gabs ja öfter. Dafür gab es wieder eine schöne, öffentliche Lagune, die jedem frei zur Verfügung stand. Rund herum gab es Liegewiesen und Grillmöglichkeiten. So ließ ich mich hier oft nieder und beobachtete das Treiben. Die Sportler, die sich hier trafen, um Gymnastik zu machen, die Kinder, die im Wasser planschten oder auch einfach den Blick auf das weite Meer. Nach ein paar Tagen widmete ich mich dann dem Thema Great Barrier Reef und fragte in ein paar Travelagencys nach entsprechenden Angeboten. Überall gab es Angebote zu Hauf und ich versuchte das bestmöglichste zu finden. Ich wollte unbedingt auch tauchen und nicht nur schnorcheln. Direkt an der Lagune, dem teuren Mantra Esplanade Hotel angeschlossen, entdeckte ich das Cairns Tourist Information Centre.

Dort kam ich mit Chris, einer sehr netten Mitarbeiterin ins Gespräch. Sie informierte mich über die verschiedenen Angebote und wir sprachen bestimmt eine gute dreiviertel Stunde. Ich musste mich dann entscheiden, ob ich eine Tour nehme, wo eher eine kleine Gruppe rausfährt und man dann als Highlight in kleinen Ruderbooten auf eine kleine, verlassene Sandinsel rausfährt und dort den Tag abhängt oder eine etwas größere Tour mit Ausflugsdampfer. Ich buchte bei ihr dann die größere Tagestour auf einem modernen Dampfer mit Verpflegung usw. Ein Tauchgang war inklusive, das Schnorcheln mit oder ohne Guide jederzeit möglich. Obendrauf bot sie mir an, jederzeit kostenfrei den im Reisebüro stehenden PC zum Surfen zu benutzen und hinterlas mir eine entsprechende Erlaubnis auf Ihrer Visitenkarte, falls ich mal kommen wolle und sie nicht da ist. Das fand ich klasse. Später, nachdem ich Cairns verlassen hatte, schrieb ich deshalb auch eine kleine Dankesmail an das Reisebüro. Leider erhielt ich nie eine Rückinfo, aber ich bin sicher, sie kam an.

Am besagten Tag der Tour machte ich mich also morgens auf zum Hafen, der auch sehr zentral liegt. Ich war noch etwas früh, die Crew war noch am Vorbereiten. Am Vortag hatte ich mir noch im Woolworths eine Einmalkamera für Unterwasseraufnahmen besorgt, damit ich beim Tauchen auch ein paar Fotos knipsen kann. Die Sonne schien wunderschön, es war, wie fast immer, wolkenfrei. Als wir dann an Bord gehen durften, setze ich mich erstmal hin und wartete kurz. Es kamen noch ein paar mehr Leute, aber auch nicht zu viele. Ich würde sagen, es waren insgesamt um die 25 Leute+Crew. Wir wurden begrüßt und uns wurde der Ablauf des Tages erläutert. Während das Boot abfuhr, wurden die Leute in entsprechende Gruppen aufgeteilt: Schnorchler, Taucher mit Lehrerin und Taucher mit Taucherschein.

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Ich reihte mich in die zweite Gruppe ein und erhielt einen Zettel, den ich unterschreiben musste. Es handelte sich um das Übliche: Angaben über Vorerkrankungen etc. In meiner Gruppe waren wir nur zu 4 + Lehrerin. Ich war erstaunt, dass doch so viele nur das Schnorchelprogramm gebucht hatten. Es gab auch einige, die ohne Tauchlehrer frei tauchen durften, aber die meisten wollten scheinbar nur schnorcheln. Mir wäre das zu langweilig gewesen. Nachdem wir alle die Unterlagen ausgefüllt hatten, setzten wir 5 uns in einer kleinen Runde zusammen und die Tauchlehrerin erklärte uns ein paar Grundregeln und Grundbegriffe des Tauchens.
Also wie man sich zu verhalten hat, die Zeichen für “Alles OK”, “Irgendetwas stimmt nicht”, “Ich will hoch” usw. Ich kannte das schon von meinem ersten Schnuppertauchen in Darmstadt. Nachdem sie fertig war, musste sie uns das gerade gelehrte nochmal schriftlich abfragen. Dazu erhielten wir eine Art “schriftlicher Test”. Der war aber in 5 Minuten erledigt und nicht wirklich schwer. War halt irgendeine gesetzliche Auflage oder so.

So, anschließend ging es dann raus ans Deck. Dort erhielten wir dann unsere Ausrüsten und Tauchanzüge in entsprechender Größe und durften uns einkleiden. Auch das dauert, wegen dem engen Neopren, erstmal einen Moment. Zuerst gingen die Schnorchler nach und nach ins Wasser und wir mussten etwas warten. Dann aber bekamen wir unsere schweren Sauerstoff Flaschen auf den Rücken gepackt und mussten uns auf eine Rampe setzen, von der wir dann vorsichtig ins Wasser gepurzelt sind. In meiner Gruppe waren noch zwei asiatische Mädels und noch irgendein anderes Mädel. Dann bediente die Lehrerin bei jedem von uns einen Knopf an der Ausrüstung und lies uns so nach und nach unter Wasser absinken. Ich kannte das ja bereits und dementsprechend ging bei mir alles recht einfach.

Als wir dann alle fünf unten waren, hakten wir uns gegenseitig ein und bildeten so eine Kette. die Lehrerin wollte es so. Ich kanns auch verstehen, immerhin waren wir hier nicht in einem viereckigen Übungsbecken in einem Schwimmbad, sondern auf dem offenen Ozean. Und nicht irgendwo auf dem Ozean, sondern am Great Barrier Reef, dem Eldorado aller Taucher. Dort, wo jeder Taucher einmal im Leben tauchen möchte! Wir tauchten ein bisschen vor uns hin, und beobachteten die Fische, die uns hin und wieder entgegenkamen. Auch Korallen gab es viele. Ab und zu musste unsere Kette stoppen, da ich Fotos machen wollte. Von den anderen hatte keiner eine Kamera. Zugegebenermaßen muss ich aber sagen, dass ich die Sicht, also die Lichtverhältnisse jetzt nicht sooo prickelnd fand.

Es war schon leicht gräulich alles. Sie hätten sich schon eine hellere Stelle zum Abtauchen suchen können. Aber jeder Tour Veranstalter hat wohl so seine festen Stellen am Reef. Nebenher tauchte aber auch ein Fotograf, der alles auf professionellen Fotos festhielt. An einem Korallenriff fand dann ein kleines Fotoshooting statt. Jeder von uns bekam eine Aussie Flagge in die Hand und durfte einmal posieren. Um uns herum schwammen einige Clownfische (die bekannten orangenen Fische aus “Findet Nemo”) und wenn gerade einer direkt vorbeischwamm, macht der Fotograf auch ein Bild. So nach dem Motto “Hey, ich habe in Australien Nemo gefunden!”. Nach gut einer halben Stunde sind wir dann nach und nach alle wieder auf an die Wasseroberfläche. Es war wirklich toll und hat sich auf jeden Fall gelohnt, muss ich sagen. Die Leute vom Team nahmen uns die Sauerstoffflasche ab und sagten wir hätten jetzt noch Zeit zur freien Verfügung, da die Schnorchler noch im Wasser waren. Ich bin dann mit einem Schnorchel ins Wasser gesprungen und hab mich der geführten Gruppe angehängt.

Dort erzählte ein Crewmitglied allerhand über das Reef und die hier lebenden Fische. Aber nicht auf langweilig Art, sondern mit live Betrachtung. Er tauchte einmal ab, griff um sich und kam mit einem Lebewesen wieder hoch. Über das Tier erzählte er dann und gab es uns zum Anfassen. Er warnte aber eindringlich davor, das nachzumachen. Generell sollten wir unter Wasser nichts anfassen. Das Great Barrier Reef ist Weltnaturerbe und wird leider immer mehr beschädigt. Aus Respekt und aber auch aus Vorsicht, sollten wir keinerlei Tiere anfassen. Er erzählte eine Anekdote eines Touristen, der unvorsichtig war und unbedingt ein Andenken vom Meeresboden mitnehmen wollte. Er schnappte sich eine Art Seestern, kannte das Tier aber nicht ausreichend genug.
Er steckte es in die Hosentasche seiner Badehose, wo es dann aber zustach. Der Tourist starb. Er wollte uns damit zeigen, dass es durchaus gefährlich ist, wahllos irgendwelche schönen Meerestiere mitzunehmen. Ich schwamm ein bisschen mit und hörte zu, dann begab ich mich noch alleine auf Schnorcheltour. So gegen 14 Uhr etwa wurden wir dann alle wieder zurück an Bord gerufen, da es Mittagessen gab. Am Schiff wurde wirklich frisch gekocht und wir hatten alle ein warmes Mittagessen.

Beim Essen kam ich mit einem asiatisch aussehendem Pärchen ins Gespräch, die aber nicht aus Asien kamen, sondern aus Kanada. Sie waren sehr freundlich und wir sprachen ein bisschen über die gemachten Erfahrungen unter Wasser. Sie erzählten mir, dass sie den Tauchschein in Malaysia machen werden würden, da er dort nur die Hälfte von dem kostet, was er in hier in Australien kostet. Ja, es folgten normale Gespräche über dies und das und jenes. Gegen 15 Uhr etwa durfte jedermann nochmal ins Wasser. Die Lehrerin fragte jeden von uns Schnuppertauchern, ob wir Interesse an einem zweiten Tauchgang hätten, der dann halt nochmal einen Aufpreis gekostet hätte. Ich lehnte aber, wie die anderen auch, ab. Inzwischen hatte der Fotograf auch alle Fotos von den Tauchgängen und Schnorchlern gesichtet und entsprechend entwickelt.

Man konnte sich die Bilder bei ihm ansehen und kaufen. Ich entschied mich für das bekannte Bild von mir unter Wasser mit der Aussie Flagge in der Hand. Auch die anderen Bilder hätte ich natürlich gerne mitgenommen, aber alleine dieses eine Foto hat mich umgerechnet knapp 15 EUR gekostet! Der Preis war ziemlich stolz, weswegen sich auch einige Leute gegen den Kauf entschieden. So ganz ohne ein Andenken in guter Qualität wollte ich aber nicht von Bord gehen, deswegen nahm ich zumindest eines der Fotos auf CD mit. Am späten Nachmittag mussten dann alle wieder aufs Boot, da wir langsam zurück nach Cairns fuhren. Ich hielt mich am oberen Außendeck auf, wo ich mich mit den Mädels, die mit mir tauchen waren, ausgiebig unterhielt. Dazu kamen dann noch ein paar Leute und auch ein Spaßvogel der Crew gesellte sich zu uns und scherzte ein bisschen rum. Gegen 18.30 Uhr etwa kamen wir dann wieder am Hafen in Cairns an und ich versuchte kurz, die Leute zu überreden, irgendwo noch was trinken zu gehen. Aber irgendwie wollte keiner so recht, sodass wir uns verabschiedeten und jeder in seine Richtung ging. Alles in Allem war der Tauchtrip am Great Barrier Reef auf jeden Fall ein super toller Tag mit tollen Erfahrungen, guter Laune, super Atmosphäre und netten Leuten.

Ich war noch ein paar Tage in Cairns. Sonntags hatte ich ja immer Waschtag und bin deshalb direkt gegenüber ins Gilligans Hostel, da das Corona Backpackers keine eigene Laundry besaß. Somit hatte ich einen kleinen Einblick in dieses große Hostel. Es war schon groß und hübsch hergerichtet mit einer Art Atrium. Die Laundry war für jedermann offen und somit hockte ich mich dort hin und wartete auf meine Wäsche. Ansonsten war ich noch ein bisschen außerhalb unterwegs, z.B. im Botanical Garden von Cairns. Da bin ich mit dem Bus aus der Innenstadt hingefahren.

Botanical Garden, Cairns

Botanical Garden, Cairns

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Das Päckchen aus Deutschland hatte ich mittlerweile (bereits einige Wochen zuvor) aus der Postfiliale in Darwin nach Sydney in die Postfiliale schicken lassen. Mein Rückflug nach Sydney stand nun nämlich an. Ich begab mich zum Flughafen und ging zum Schalter. Den Flug hatte ich ja schon vor einigen Wochen gebucht und somit war ich mit den genauen Flugdetails nicht mehr so vertraut, aber ich wusste, dass mein Rückflug heute war. Ich dachte mir, hoffentlich stimmt noch alles und der Flug wurde nicht verschoben oder so, denn ich hatte mich darüber nicht mehr informiert und diesmal auch nicht online eingecheckt.

Als ich dann am Checkin Schalter war, passierte es: “I can not find any booking on your name, are you sure you’re flying today, Tobias?”. “Ohoh, mach keine Scheisse…”, dachte ich innerlich. “Yeah. actually yes…” entgegnete ich. Sie tippte weiter im System herum und fand mich dann zum Glück. Allerdings nicht für den Flug in 1 Stunde, sondern für den Flug, der erst in ca. 5 Stunden geht. Aber das war mir egal. Hauptsache ich hatte mich nicht im Tag geirrt, sodass ich z.B. hätte eigentlich gestern fliegen sollen. Ich gab meinen Rucksack auf und freute mich also auf ein paar langweilige Stunden auf dem Flughafengelände. Ich war ja auf dem Domestic Terminal/Airport, also dem Bereich, wo nur Inlandsflüge stattfinden. Hier war es bekanntlich meistens noch langweiliger, als auf den International Airports. Denn dort gibt’s oft noch ein paar Shops mehr. Ich hockte mich als mal hier hin, mal dort hin.

Dann lief ich draußen rum, vom Domestic Airport zum Internation Airport. Viel mehr war hier aber auch nicht los. Ich konnte ein bisschen “Fernluft” schnuppern, indem ich den Abfertigungen von Langstreckenflügen nach Europa zusah. Ja, und so vertrieb ich mir irgendwie die Zeit…mit rumgammeln und Musik hören. Am Nachmittag war es dann soweit und ich konnte zu meinem Flug. Nun ging es also die in mehreren Wochen gut 2500km lange abgefahrene Strecke in nur 3 Stunden komplett wieder zurück. Nach und nach hab ich es mit dem Greyhound Bus bis ganz nach oben geschafft und mit dem Flugzeug ist man in Windeseile wieder am Startpunkt, irgendwie verrückt.

zum Anfang von 53093 Kilometer und zurück! – Ein Work & Travel Abenteuer in Australien, Indonesien, Südkorea & auf Fiji >

Jedenfalls hat Azé in St. Marys auch noch ein eigenes Haus, obwohl er die meiste Zeit, also wenn er in St. Marys lebt, eh bei Katy wohnt. Zum Abendbrot hatte Katy etwas ganz leckeres gemacht: Baguette angebacken und einen klein gehackten Tomaten Mozzarella Mix / Salat. Mit dem konnte man sich das Baguette lecker belegen, schmeckte hervorragend! Wir kamen im Laufe des Abends ins Gespräch über Schlangen und Kängurus und ich erzählte über die kleinen Kängurus, die ich in Darwin sehen konnte, die aber so extrem scheu waren. Jimmy erzählte, dass in dem Gestrüpp, also in diesem wilden Park quer gegenüber von Katy‘s Haus, etliche Kängurus leben würden.
Ich sagte, ich sei da schon mehrfach wegen Schlangen gewesen und hätte dort nicht ein einziges Känguru gesehen und würde das daher gar nicht glauben können. Deswegen schnappten wir uns kurzerhand den 4 Wheel Drive von Katy’s Tochter und sind einfach spontan mal mitten in der Dunkelheit dort reingefahren.

Total cool mit so ’nem Jeep einfach durch die Büche zu fahren, es war ganz schön schaukelig. Wir mussten zuerst ein wenig suchen, haben uns dann etwas verfahren, da es ja total dunkel war und das ein ungepflegtes Gebüsch ist. Aber dann in einer Ecke: Überall Kängurus! Und zwar keine kleinen wie in Darwin, sondern richtig große Viecher! Und vorallem sind die nicht sofort abgehauen! Nach ungefähr einer Stunde sind wir dann kurz wieder über die Straße gehuscht und zurück nach Hause.

Als ich am nächsten Tag am späten Nachmittag an der Bahnstation in St. Marys ankam, holte mich Nadja mit ihrem 4-Wheel Drive ab und wir fuhren heim. Dort waren Jim und einige Kumpels am Feiern. Sie sagte typisch “aussie-lässig” zu mir “Yeah, they’re all my husbands mates, it’s his birthday today”. Es gab lecker Essen und natürlich viel Bier. Die Kumpels waren alle echte Aussies und manche von ihnen etwas primitiv, muss ich sagen. Aber auch Manuel war da, den ich ja schon kannte.

Auf meinem Zimmer schaute ich mir am Abend dann das Video von Heiligabend in der Heimat an, das ich inzwischen zugeschickt bekommen hatte. Es bescherte mir sehr unterhaltsame 20 Minuten. In Darwin hatte ich ja eine Art Weihnachtspaket mit allerlei Souvenirs zusammengepackt und Anja mitgegeben, die das Paket dann aus Siegen, Nordrein-Westfalen nach Frankfurt geschickt hat. Jedem der Familie hatte ich eine eigene Tüte gepackt und einen kleinen Brief an den oder diejenige geschrieben.

An die Tüte habe ich von außen dann jeweils den Namen der Person geschrieben, damit man wusste, welche Tüte für wen ist. An Heiligabend gab es dann die Bescherung und jeder packte seine “Wundertüte” aus und kommentierte entsprechend seine Geschenke. Mein Bruder hatte alles gefilmt. Es war so lustig, wie alle auspackten und über meine Geschenke und meine Briefe schmunzelten. Das Video war einfach ein Stück Heimat. Meine Schwester freute sich übrigens sehr über die Koala Hausschuhe, die ich für sie auf dem Queens Victoria Market in Melbourne gekauft hatte.

Am nächsten Tag war dann der 31.12.2010 und ich hatte mich mit Shirley in Sydney verabredet. Am Vormittag fuhr ich schon in die City, da ja zu erwarten war, dass es voll werden würde. Nach ein paar Telefonaten klappte es mit dem vereinbarten Treffpunkt irgendwie nicht, deshalb ging ich direkt zum Eingang des Botanical Garden. Mit Zäunen waren Warteschlangen abgetrennt worden und es wurden Eingangsgates mit Taschenkontrollen eingerichtet. Alkohol war verboten. Es war schon ganz schön voll am Mittag und die Sonne knallte ziemlich. Nach dem ich gecheckt wurde und passieren durfte, empfing mich Shirley, die mit ihren Freunden schon drin war. Sie freute mich nach langer Zeit wieder zu sehen und begrüßte mich erstmal. Dann folgte ich ihr durch den Park, der mit allerlei Buden, Lichtern, Toiletten usw. umgebaut war.

Der Eintritt in den Park war frei. Grundsätzlich muss man sich das Feuerwerk in Sydney so vorstellen: Das große, bekannte Feuerwerk findet von Boten und der großen Brücke im Hafen statt. Der Hafen ist somit Mittelpunkt des Geschehens und wird von allen Seiten umzingelt. Die Zuschauer sind also am Opera House, am Darling Harbour, the Rocks und allen anderen Stellen drumherum. Der Botanical Garden ist auf einem Berg gelegen und bietet daher auch ziemlich gute Sicht auf den Hafen. Innerhalb des Gardens gab es eine abgetrennte Zone für ca. 30.000 Leute. Diese Zone bietet innerhalb des Gardens den besten Blick, da man direkt am Ufer des Hafens ist. Da es noch recht früh am Mittag war, so gegen 13 Uhr, hatte ich noch Glück und erlang eines der heiß begehrten Armbänder, das mir den exklusiven Eintritt in diese Zone ermöglichte. Die anderen waren ja schon früher da gewesen und hatten uns auch bereits einige Sitzplätze ergattert. Am Ufer entlang ließ man sich auf Gras-Hügeln nieder. Blöderweise war der Hügel, den wir hatten ziemlich steil, sodass das Sitzen dort manchmal etwas schwierig war, da es rutschig war.

Aber egal, Hauptsache wir hatten Plätze dort. Shirley stellte mich ihren Freunden vor, die allesamt taiwanesischer Herkunft waren. Überhaupt kam ich mir vor als sei ich der Einzige Europäer dort. Irgendwie war das dort unten der Taiwan Block glaubte ich. Überall Taiwanesen und andere Asiaten, aber ich fand das geil. Es gab innerhalb des abgetrennten Bereichs nochmal einen anderen exklusiven Bereich, der wohl auch Geld kostete, eine Tanzfläche bot und bestuhlt war. Aber das war für uns uninteressant. Ja, jetzt war es also mittags, die Sonne knallte, wir saßen alle zusammen auf der Wiese und durften jetzt noch gut 6 Std warten, bis es dunkel werden würde und bis Mitternacht waren es noch 10 Stunden. Wir unterhielten uns, spielten spiele bzw. ich sah den anderen genüsslich zu, wie sie wild gestikulierend ihre Sprache sprachen. Ab und an ging ich die Treppe hoch, wo die Buden standen, holte mal was zu essen und vertrat mir die Beine. Ich war ziemlich gut drauf.

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Die Stimmung war einfach traumhaft. Es war wolkenfrei und sonnig. Die Leute waren alle gut drauf und es wurden immer mehr. In den Exklusiv-Bereich kam inzwischen keiner mehr neu rein, es war alles voll. Aber ich war ja privilegiert und durfte. Man sah gegenüber am anderen Ufer des Hafens das Opera House und wie es auch dort immer voller wurde. Alle Menschen waren einfach happy und zusammen harrte man aus, ertrug die Hitze. Alle warteten auf den Abend und zwischendurch gab es immer wieder abwechslungsreiche Ereignisse. Eine Dame glänzte am Nachmittag zum Beispiel mit ihrem Auftritt vor den Zuschauern. Da der Bereich am Ufer ja für weitere Besucher geschlossen war, sprang sie irgendwo am Hafen ins Wasser, schwamm bis zu unserem Ufer und versucht dort heimlich und unentdeckt aufzutauchen und einen Platz zu ergattern. Die Security war aber schnell zu Gange, gönnte ihr die Show und den Applaus der Leute. Anschließend durfte sie dann aber doch nicht bleiben und musste weg. Auch ein Kunstflugzeug brachte die Menschen später zum Staunen. Es tauchte irgendwann am Himmel über dem Hafen auf und fing an, Kondensstreifen zu ziehen. Das Lustige war, das die in den Himmel geschriebenen Buchstaben zusammen einen Heiratsantrag ergaben “… u wAnja marry me? :)” Das war schon ziemlich beeindruckend und vor allem konnte man es von überall an allen Seiten vom Hafen aus lesen.

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Später schrieb der Pilot noch irgendwas mit „Jesus“ (?!) und dann noch „R U JK?“ in den Himmel. Erst später erfuhr ich, dass es in Australien immer am 2. Donnerstag im September (2013 war es der 12.09.) einen „R U JK?“ Day gibt. Ein Tag/eine Initiative an dem jeder seinem Nächsten eben genau diese Frage stellen soll. Der Alltag zieht heute so schnell an einem Vorbei, das man oft die Probleme seiner Liebsten um sich herum gar nicht mehr wahrnimmt oder man gar nicht erst merkt, dass es einer Person sehr schlecht geht. Am „R U JK?“ Day soll jeder sich die Zeit nehmen, den Alltag vergessen und sich nach dem Befinden seiner Freunde und Familie erkundigen. Wenn dieser Tag jetzt noch ein landesweiter Nationalfeiertag wäre, dann hätten die Aussies es echt mal drauf!:)

A propros Feiertag: Am 26. Mai ist in Australien übrigens „Sorry Day“, ein Feiertag mit dem den Aboriginals gedacht werden soll. Anlass hierfür sind die sogenannten „Stolen Generations“ (gestohlenen Generationen), mit denen man die erfolgten Zwangsadoptionen von Aboriginalkindern durch die weiße Regierung zwischen 1920 und 1969 bezeichnet. Mischlingskinder wurden damals den Müttern wortwörtlich aus den Händen gerissen, um diese Kinder dann weißen Familien zuzuführen, damit die Kinder unter weißen Australiern aufwachsen und auch entsprechend „weiß“ erzogen werden. Seit 1998 widmet Australien daher den 26. Mai diesen Generationen. Kleiner Exkurs in die GeschichteJ – zurück zu meiner Geschichte im Botanical Garden.

Ich hielt irgendwann noch ein bisschen Mittagsschlaf, verbrannte mir dabei leicht die Schnute, aber Shirley weckte mich rechtzeitig und versorgte mich mit Sonnencreme. Immer wieder machten wir Fotos am Ufer. Nicht nur wir, den ganzen Tag sah man Leute am Weg posieren. Es war ja auch die perfekte Kulisse, so direkt am Hafen und im Hintergrund die Harbour Bridge und das Opera House. Immer wieder machten wir auch Fotos mit der taiwanesischen Flagge und ich lernte den Spruch “Owei Taiwan”, der so viel bedeutet wir “ich liebe Taiwan”.

Ich rief den Spruch ab und an auch irgendwelchen fremden Taiwanesen zu, die sich darüber dann immer freuten. Keine Ahnung, fands irgendwie lustig. Shirley erklärte mir, dass im Jahr 2011 der 100. Geburtstag der Republik China gefeiert wird und deswegen so viele Chinesen und Taiwanesen hier zusammengekommen sind und stolz vor ihren Landesflaggen posieren. Zum Teil war ich mit auf den Fotos, manchmal beobachtete ich einfach nur. Jeder machte irgendwie mit jedem Fotos, es kamen einfach fremde Asiaten dazu, ob man sich kannte oder nicht, verstand ich nicht. Aber lustig wars: Ein Asiate kam, fragte irgendwas auf taiwanesisch oder chinesisch, es folgten ein paar Töne, man kam zum Foto zusammen, grinste, ging auseinander, gab sich die Hände und trennte sich wieder. Naja, aber Shirley und ihre Freunde waren wirklich nett und man sprach auch englisch zwischendurch, damit ich auch was verstand und wir uns unterhalten konnten. So verging also langsam die Zeit und als es dunkel wurde, setzten die Beleuchtungen ein. Auf der Tanzfläche nebenan spielte inzwischen Musik und es gab Showeinlagen.

 

Oben bei den Buden und Toiletten war es sowas von proppe voll, man musste ewig für irgendwas anstehen. Ich war froh, dass wir die guten Plätze unten am Ufer hatten, denn da war der Blick einfach genial und frei aufs Wasser. Oben war man halt im Park und hatte irgendwelche Menschen und Bäume vor sich. So um 21 Uhr etwa begann dann erstmals das Feuerwerk. Jede volle Stunde gab es ein kurzes Feuerwerk, quasi als Countdown und zum Einheizen für die große Show um 0.00 Uhr. Wir hatten jede Menge Spaß und was mich am allermeisten wunderte bzw. was ich bewundernswert fand war, dass überhaupt kein Alkohol Andyss.

Die Menschen waren einfach so gut drauf und hatten Spaß. Oben gab es zwar Dosenbier zu kaufen, aber soweit ich sehen konnte, trank das, zumindest unten bei den Asiaten, kaum jemand. Ich hätte vorher nicht gedacht, dass ich an diesem Silvester trocken bleibe, wirklich nicht. Um 23.45 wurde es dann spannend, da jeder wusste, dass es gleich losgehen würde und die folgenden Bilder um die ganze Welt gehen würden. Ja und um Mitternacht war es dann soweit, das Feuerwerk startete und jeder zückte Kameras und stand mit dem Kopf im Nacken da. Ich machte auch einige Fotos, klar, aber ließ die Kamera irgendwann dann aus, a) weil der Akku eh so gut wie leer war und klar, b) weil man sonst kaum was selber genießen kann und sich nur auf die Fotos konzentriert. Das Feuerwerk war wirklich toll organisiert und beeindruckend. Vor allem die Fontänen direkt an der Brücke haben mir sehr gefallen, denn das hatte sowas glamouröses. Das Feuerwerk ging gut 20-25 Minuten, dann war Schluss. Wir waren alle ziemlich beeindruckt.

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Ich schrieb eine Neujahrs-SMS an Marissa, die ja mit ihren Bekannten in Melbourne feierte und rief bei Meiner Freundin in Deutschland an, wo es ja noch Mittag war. War irgendwie auch lustig. Auch Andy schrieb ich eine SMS, nach reichlicher Überlegung, da in letzter Zeit der Kontakt bewusst ausblieb. Von Miranda wusste ich, dass sie auch in Sydney weilte, denn es war zu Anfang auch eine Überlegung, ob wir zusammen feiern sollten, aber sie entschied sich dann für einen gebuchten Abend auf einem Luxus Boot. Ziemlich teuer so ein paar Stunden auf so einem Dampfer, aber die sahen schon edel und cool aus. Ich hatte die vom Hafen aus gesehen. Es waren so schwarz verglaste Ausflugsschiffe, auf denen dann ein Abendprogramm veranstaltet wurde.

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Doch dann war ich etwas enttäuscht, denn es ging direkt mit dem “zum Ausgang rennen” los. Ich wollte die anderen eigentlich noch überreden irgendwo feiern zu gehen und sich die Kante zu geben, aber irgendwie wollte keiner so Recht. Also begannen auch wir uns recht zügig, dem Menschenstrom anzuschließen. Es dauerte eine gute halbe Stunde, bis wir den Ausgang des Botanical Gardens erreicht hatten. Die Straßen wurden nun von den ganzen Menschen überlagert, jeder lief kreuz und quer, ein ziemliches geiles Stadtbild. Unsere Gruppe lief noch bis zum Bahnhof, was einige Zeit dauerte. Dort trennten sich unsere Wege dann so gegen 2 etwa. Ich verabschiedete mich von allen, danke für den Abend und ginge in Richtung meines Zuges. Ich hatte mir von allen die Facebook Daten notiert, mit einigen stehe ich heute noch in Kontakt. Ich wollte mir eine Fahrkarte kaufen, bemerkte aber dass jeder irgendwie einfach zum Zug ging und ein wildes Umherlaufen herrschte. Ich fragte also kurzerhand einen Beamten der Verkehrsbetriebe, was abging und er sagte mir, dass der Verkehr freigegeben ist und alle Fahrten in dieser Nacht kostenfrei seien würden – ziemlich geile Aktion von denen, dachte ich mir.

 

Übrigens:

Don’ts in Australien

  • Füße im Zug auf den Sitz legen, egal ob mit oder ohne Schuhe -> 150 $AUD (etwa 100 EUR)
  • Schwarzfahren -> 150 $AUD
  • Unangemessenes Fluchen in öffentlichen Verkehrsmitteln -> 150 $AUD
  • Wiederholung dieser Ordnungswidrigkeiten -> bis zu 300 $AUD

Ferner sollte man es dringlichst unterlassen, zu schnell mit dem Auto zu fahren, da nur wenige Kilometer Geschwindigkeitsüberschreitung rasch einige Hundert Dollar kosten. Alkohol trinken in der Öffentlichkeit kostet meist gute 200 AUD und für das Spazierengehen mit dem Hund am Strand, an dem es untersagt ist, kann man auch schon mal eine dreistellige Summe bezahlen.

Ich setze mich in den Zug zurück nach St. Marys, mit mir im Zug einige feiernde junge Menschen, direkt neben mir ein betrunkenes wild rumknutschendes Pärchen. Eine Stunde später, so gegen 3.30 Uhr kam ich dann in St. Marys am Bahnhof an. Das Problem war nun, wie ich genau heim kommen sollte. Ich konnte jetzt schlecht Katy anrufen und sie bitten, mich abzuholen. Irgendwie hatte ich mir vorher darüber keine Gedanken gemacht, um ehrlich zu sein. Ich kannte den Weg zu Fuß nur so wage und außerdem war er sehr lang, da sich die Straßen auf Grund des so riesigen Kontinents alle ausbreiteten und lange ziehen. Das ist in Australien nun mal so. Ich lief also zu Fuß irgendwo hin, kehrte um, lief woanders hin, versuchte jemanden zu fragen, aber niemand war da. Es war halt ein kleiner Vorort wo nachts die Bordsteine hochgeklappt werden und man eine fallende Stecknadel hören kann. Dann kamen zwar Leute, aber die wollte ich lieber nicht fragen…kamen mir zu komisch vor, diese Gestalten. Irgendwann kam mir ein halbwegs normal aussehender Herr entgegen, den ich kurz fragte.

Als ich dann noch etwas weiter lief, erkannte ich die Umgebung und wusste, dass ich auf dem richtigen Weg zu Katys Haus war. Meine Füße schmerzten inzwischen ziemlich von der ewigen Rumlauferei, deswegen entschied ich mich den Rest einfach barfuß zu laufen. Irgendwann so gegen 5 Uhr kam ich dann vor dem Haus an und hatte ein leicht schlechtes Gewissen. Scheisse, wie komme ich nun rein? Ich hatte keinen Schlüssel und innen schien alles ruhig. Also was machen? Ich traute mich nicht, Katy anzurufen. Deshalb klopfte ich vorsichtig an der Haustür, aber es rührte sich nichts. Also rief ich doch kurz an, klopfte kurz und sie machte mir direkt die Tür auf. Katy war nur auf dem Sofa eingeschlafen, es brannte noch ein kleines Licht‘chen. Sie hatte wohl mehr oder weniger auf mich gewartet. Es gab einen kurzen Schlagabtausch, wir gingen beide aber ziemlich schnell auf unsere Zimmer ins Bett. Nadja und Jimmy waren immer noch feiern.

Einige Stunden später, ich lag noch im Bett, rief ich um kurz nach 10 Uhr bei Meiner Freundin in Deutschland an, denn dort war es ja nun kurz nach Mitternacht und wünschte ihr ein frohes neues Jahr. Sie freute sich tierisch und wir telefonierten eine ganze halbe Stunde. So um 12 bin ich dann aufgestanden und zu Katy ins Wohnzimmer zum Frühstück. Ihre Tochter war wohl erst um 10 Uhr morgens heimgekommen und schlief sich nun erstmal ordentlich aus. Ich schwatzte ein bisschen mit Katy…Sie musste gestern Mittag noch arbeiten und kam erst am späten Nachmittag/Vorabend heim. Sie blieb in der Silvesternacht deshalb daheim.

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ebook-329Etwa 10 Stunden Flug und mehr als 8000km Andyg ich nun schräg östlich nach Seoul in Südkorea. Auf Südkorea freute ich mich auch schon riesig! Am Flughafen Incheon angekommen, kannte ich mich ja inzwischen schon ein bisschen von meinem Umstieg auf dem Hinflug mit Marissa und den anderen aus. Nachdem die behördlichen Dinge mit dem Pass und der Einreise erledigt waren, befand ich mich in der großen Vorhalle des Flughafens. Was zuerst auffiel: Es herrschte Winter. Keiner hatte hier kurze Hosen oder gar Flip Andyps an. Alle waren eingepackt in dicke Mäntel. Auch für mich war nun das warme, tropische Wetter endgültig Vergangenheit :( Das Problem nur: ich hatte kein einziges warmes, langes Oberteil mehr. Nur noch eine kaputte Regenjacke besaß ich, bei der aber der Reißverschluss nicht mehr in Ordnung war.

Ich hatte mir schon in Australien ein entsprechendes Hostel rausgesucht und natürlich auch mit Dawoom vereinbart, dass wir uns treffen werden, sobald ich in Seoul bin. Mein Hostel liegt in Hongdae, einem sehr angesagten (Party) Viertel in Seoul, vor allem auf Grund der vielen Studenten, die die hiesige Hongik University besuchen. Das Hostel war für die Lage recht preiswert und machte auf den Bildern im Internet einen sehr modernen Eindruck nach westlichem Standard. Ich hatte mir rausgesucht, welche Busverbindung ich vom Flughafen nehmen muss und wie mein Weg zum Hostel ist. Am Flughafen dann aber war ich leicht überfordert, fand meine Zettel nicht und fragte daraufhin am Info Schalter nach. Das Hostel kenne man nicht, sagte mir eine koreanische Dame in einem ziemlich genervt wirkendem Unterton. Sie fand auch keine Informationen zum Hostel im PC und konnte mir deswegen nicht weiterhelfen. Nach ein paar Minuten bin ich einfach zu einem anderen Schalter, dort half man mir besser.

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Ich bin dann zu den Bushaltestellen vor das Gebäude und ja, es war arschkalt in Seoul. Mit ein paar koreanischen Won kaufte ich ein Busticket beim Fahrer und setzte mich in den Bus. Schon hier gab es die erste Sprachbarriere, da der Busfahrer kaum ein Wort Englisch sprach. Überall hörte ich die Leute koreanisch sprechen und verstand dabei kein einziges Wort. Ich saß wartend im Bus und betete, es ist auch wirklich der Richtige. Der Bus entfernte sich dann vom Flughafen Gelände, bretterte mit 100km/h über die südkoreanische Autobahn (schön 4 / 5-spurig) in Richtung Seoul City. Ich hatte etwas Angst, dass die Haltestellen nicht angesagt werden oder ich die Ansagen nicht richtig verstehe, denn das konnte schon leicht passieren. Auch sämtliche Schilder auf den Straßen waren in südkoreanischen Schriftzeichen und signalisierten meinem Gehirn pures Chaos. So ‘ne knappe Dreiviertelstunde später etwa kam ich aber in Hongdae an und stieg aus. Es war langsam dunkel geworden. “Ähm ja…”, dachte ich. Da war ich nun: in der 11 Mio. Metropole. Überall Menschen, 7 verschiedene Abzweigungen in verschiedenste Richtungen, keine Straßenschilder.

Alles klar! Ich hatte keinen Funken Ahnung, wohin ich nun musste. Überall blinkte irgendwelche bunte Reklame, Hinweisschilder waren für mich nicht lesbar. “Ohman!” Direkt vor mir war die Hongdik University Metro Station, die für die nächste Woche meine Ein- und Austiegsstation sein wird. Die ganze Zeit strömten immer wieder gleich aussehende Asiaten aus der B-Ebene nach oben, während gleichzeitig genauso viele nach unten wollten. Es gab regelrechten Stau an den U-Bahn Eingängen. Ich versuchte ein, zwei Leute zu fragen, aber entweder sie wussten nicht, wo und was das “Kimchee Hostel” war oder sie verstanden kein Wort von dem, was ich sagte. Mit meinem großen Rucksack stand ich ziemlich ratlos dort, hunderte Menschen rasten an mir vorbei, ohne mich zu beachten. Ich bin dann in eines der unzähligen Restaurants und versuchte dort mein Glück.

Der Herr sprach, Gott sei Dank, er konnte englisch und ich erzählte ihm, dass ich nicht weiß, wie ich zu meinem Hostel komme. Er wusste es natürlich auch nicht, Seoul ist riesig und etliche Straßen haben auch keinerlei Namensschilder oder überhaupt Namen. “Mapo-gu, Yeonnam-dong 570-16” lautete die Adresse. Mapo-gu ist der Stadtbezirk, Yeonnam-dong das wiederrum zum -gu zugehörige Bezirk.

Deshalb drückte ich ihm die Telefonnummer des Kimchee Hostel in die Hand und freundlicherweise rief er dort für mich an. Er konnte alles klären, jemand würde kommen und mich dort abholen. Ich durfte im Restaurant warten, bis mich dann ein etwa gleichaltriger Typ in Flip Andyps (wohl gemerkt bei etwa 5 Grad) abholte. Ich folgte ihm zu Fuß bis zum Hostel. Sein Englisch war erstaunlicherweise sehr gut. Koreaner, die so gutes Englisch sprechen, sind nämlich wirklich rar. Er erzählte mir ein bisschen vom Hostel und dass sie verschiedene Aktivitäten anbieten. Donnerstags zum Beispiel kann man sich der Gruppe anschließen und gemeinsam pubcrawlen (Kneipenbummel, so viele Kneipen wie möglich an einem Abend). Am Hostel dann angekommen, zog ich meine Schuhe aus (das ist in Korea üblich) und wollte den Papierkram mit ihm erledigen. Ich befand mich bereits mitten im Wohnzimmer, wo bereits ein paar andere Gäste zusammensaßen. Nach wenigen Worten stellten wir aber fest, dass ich im falschen Kimchee Hostel war.

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Der Typ besaß mit einem Kollegen zusammen zwei Hostels, das Kimchee Guesthouse und das gerade erst neu eröffnete Kimchee Hostel. Ich war jetzt im Kimchee Guesthouse, gebucht hatte ich aber das Hostel. Also bin ich grad’ wieder raus und er brachte mich, ein paar Ecken weiter, zum Hostel. Das hatten sie erst vor etwa 3 Wochen eröffnet. Er hatte mit seinem Kumpel studiert und dann das Guesthouse aufgemacht. Das lief ganz gut, sodass sie sich entschieden hatten, ein weiteres Hostel aufzumachen. Bei meiner Recherche zu diesem Buch habe ich nun gesehen, dass die beiden das inzwischen klarer strukturiert haben. Es heißt jetzt nur noch “Kimchee Guesthouse” und gibt davon mittlerweile ganze fünf Stück: In Seoul-Sinchon, Seoul-Hongdae (wo ich war), Seoul-Dongdaemun, Seoul-Myeondong und Seoul-Station (Hauptbahnhof).

Das Hostel, in dem ich gewesen bin, war im Prinzip ein normales Wohnhaus gewesen, das sie aber günstig aufgekauft hatten. An der Eingangstür unten musste man einen Zugangscode eingeben, es ertönte ein kurzes “Dingeldidong” und man stand im Treppenhaus. Es gab zwei Stockwerke: im ersten war dann quasi eine kleine Wohnung, in der sich der Aufenthaltsraum mit TV, 2 PC’s, einer Küche und einer kleinen Rezeption befand.

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Er prüfte kurz meine Daten, ich bezahlte zunächst nur einen Teilbetrag, weil er nicht wechseln konnte und gab mir dann den Code für die Tür unten. Einen Zimmerschlüssel gab es nicht. Wie Luxus kam es mir vor, als er mir sagte, dass die PC’s (Flachbildschirme, schnell, mit funktionierenden Headsets) zur kostenfreien Benutzung zur Verfügung stehen. Seitdem mein Laptop in Brisbane kaputt gegangen war, musste ich immer für Internet bezahlen und auf meine Zeit achten (außer in Townsville, aber da waren es so Uralt-PC’s). Und vor allem das südkoreanische DSL…ein Traum!

Dann bin ich mit ihm ein Stockwerk höher, in die andere Wohnung. Da das Haus halt komplett dem Hostel gehörte, waren die Türen offen. Im zweiten Stockwerk gab es dann zuerst einen Flur, von dem dann mehrere Zimmer abgingen. Ein Einzelzimmer, zwei Zweibett-Zimmer glaube ich und ein 8-Bett Zimmer. Ich war im 8-Bett Zimmer. Dazu ging es nochmal eine Treppe hoch, denn der Bereich mit den 8 Betten war direkt unter dem Dach. Zwischen dem Dachgeschoss und dem Erdgeschoss gab es aber auch nochmal ein kleines, privates Zimmer mit Bad für zwei Personen.

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Oben waren 6 Betten schon belegt, ich war der 7. Zwar war es recht gemütlich, aber total kalt. Irgendwie hatten Sie das Hostel, meiner Meinung nach, zu früh eröffnet. Es gab keine funktionierende Heizung, es wurde einfach eine mobile 220V Elektroheizung ins offene Dachgeschoss gestellt, die dann zumindest etwas Wärme brachte. Aber wirklich effektiv war es halt nicht, da das Dachgeschoss offen war, also kein geschlossener Raum. Auch das Bad im Erdgeschoss war zwar schick und modern, mit tollen ebenerdigen Vollglas-Duschkabinen, alles noch ganz neu. Beheizt wurde es aber leider nicht und zum Teil waren sogar auch noch Schutzfolien auf dem Mobiliar. Zumindest die hätte ich doch entfernt, wenn ich das Hostel offiziell eröffne?! In meinem 8-Bett Zimmer waren eine dunkelhäutige Engländerin mit einer Freundin, ein Amerikaner und noch ein paar andere.

Ich wagte es am Abend nochmal vor die Tür, hätte das aber besser bleiben lassen. Ich schwöre, ich bin etwa 5 Minuten lang vom Hostel aus um die Straßen gelaufen und hab mich vollkommen verirrt. Ich hatte keinen blassen Schimmer mehr, wo ich war und wie ich zurückkomme. Ich fragte ein paar Leute, aber erfolglos. Dann bin ich in ein Restaurant namens “Oktoberfest” rein, hatte die Hoffnung hier vielleicht sogar ein paar Leute auf Deutsch antreffen zu können, aber dem war nicht so. Mit zwei Geschäftsleuten kam ich kurz ins Gespräch, aber sie kannten sich leider auch nicht aus. Abgesehen von dem Problem, dass ich hier gerade zu bewältigen hatte, wurde mir auch nochmal so richtig deutlich, dass deutsche Gastronomie im Ausland IMMER = Bayern ist.
Ich habe viele deutsche Restaurants in Australien und auch eines auf Bali gesehen, und es hat immer irgendwas mit Bayern zu tun. Gibt es irgendwo einen “German Sausage” Stand, sind es bayerische Rostbratwürstchen. Deutsches Bier im Ausland wird eh immer mit dem Münchener Oktoberfest und bayerischer Tracht in Verbindung gesetzt. Die deutschen Restaurants sind immer in den blau weißen, bayerischen Landesfarben. Mir ist das richtig aufgefallen! Naja, wie auch immer…

Dann stieg ich zu einem Taxifahrer ins Auto, er musste ja schließlich wissen, wo es lang geht, wenn ich ihm die Adresse hinhalte. Aber auch er fuhr planlos um die Häuser und kam nicht zum Ziel. Ohne Witz, er fuhr mich zur Polizei. Wir beide dann ins Präsidium rein…ich war bisschen aufgeregt. Die Polizei besaß eine riesige Stadtkarte, die sämtliche Bezirke bis ins kleinste Detail zeigte. Dort konnte man dann auch endlich die blöde Adresse meines Hostels ausfindig machen. Das Problem, weshalb man solche Schwierigkeiten beim Finden irgendwelcher kleinen Gassen hat, ist folgendes:
Seoul ist in 25 Stadtbezirke (sogenannte “-gu’s”, Gangnam-gu aus Gangnam Style von “Psy” ist eines davon!) eingeteilt. Die -gu’s sind selber aber noch einmal in 522 “-dong’s” unterteilt und selbst die 522 -dong’s sind nochmal in 13.787 “-tong’s” aufgesplittet. Aber auch die -tong’s teilen sich am Ende noch einmal auf 102.796 (!) “-ban’s” auf. Puh! Und wenn man es mal selbst erlebt hat, merkt man schnell, dass die Gassen unfassbar verwinkelt vorzufinden sind. Wie ein Labyrinth…Da ist es klar, das schnell Unübersichtlichkeit herrscht. Übrigens wohnen Dawoom und Louis in Gangnam-gu, wie ich nach Bekanntwerden von Psy 2012 nochmal erfahren habe. Jedenfalls konnte der Taxifahrer mich dann endlich zum Hostel bringen und wollte dafür fairerweise auch nur einen Minibetrag haben. Ich war 5 Minuten zu Fuß gelaufen und habe über eine Stunde lang zurück zum Hostel gebraucht!
Am nächsten Morgen bin ich dann bei Tageslicht nochmal raus und habe mir dabei alles genau angeguckt und gemerkt. Ich bin zu einem örtlichen Convenience Store. “Annyeong Haseyoooo” begrüßten die Verkäufer einen freundlich lächelnd, wenn man den Shop betrat. Ich holte mir ein Frühstücks-Set, bestehend aus einer Dose Pepsi und zwei belegten Sandwiches. Das wurde zu meinem Standard Frühstück in Korea. Mit “Gamsa Hamnidaaaa” und einem schlichten, leichten Kopfnicken bedankte man sich für den Einkauf bei mir.

Gleich am Mittag hatte ich mich mit Dawoom an der Hongdik University Metrostation verabredet. Ich platzierte mich in der B-Ebene und versuchte sie aus den strömenden Menschen zu erhaschen. Aber wie? Die Menschen sahen für mich fast alle gleich aus, jede 2. junge Dame hätte für mich Dawoom sein können! Aber andersrum klappte es dann, ich wiederum fiel ja stechend aus der Masse heraus. Sie kam auf mich zu. Es war schön sie wieder zu sehen, vor allem weil sie sich in Seoul auskennt, die Sprache beherrscht und mir alles zeigen kann.

Am besagten Tag sollte ich dann bei mir im Hostel abgeholt werden. “Sollte”, weil zunächst niemand kam und ich schon leichte Panik bekam, mein Boot zur Insel zu verpassen. Aber die Angestellten im Hostel riefen irgendwelche Leute an und klärten es ab. Später kam dann irgendwer in irgendeinem Auto (es war kein offizielles Taxi) und ich stieg ein. Ich hatte keine direkte Ahnung, wohin es ging, ich wusste nur, dass wir zu irgendeinem Hafen fahren würden. Als wir dort ankamen, hielten wir an einem Strand. Ein wirklicher “Hafen” war es nicht. Mein Taxifahrer brachte mich zu einem anderen Typen, der am Wasser stand und an einem Motorboot rumfuchtelte. Sie sprachen irgendwas…Er kam zu mir…”Bulaa!” Dann sollte ich mein Ticket vorzeigen und abgeben. Er sagte ich solle mich zu den beiden anderen Mädchen am Rand setzen und noch einen Moment warten. Es saßen dort zwei andere deutsche Mädels, mit denen ich ins Gespräch kam.

Sie kamen von Ihrem Work & Travel aus Neuseeland und waren auch auf einem Stopover Aufenthalt auf den Fiji Inseln. Die eine von den beiden war sogar etwas enttäuscht und erzählte, dass sie auch für ein paar Wochen in Australien gewesen sei und sich inzwischen wünscht, sie hätte ihr Work & Travel doch lieber in Australien gemacht, da es einfach größer und dadurch doch reizvoller sei. Wir saßen also zu dritt auf dem Boden und warteten, bis wir aufs Boot durften. Der Typ wollte mein Ticket behalten, aber ich bat unbedingt darum, mir ein neues für die Rückfahrt auszustellen, damit ich was ich den Händen hab. Es war alles so einfach organisiert, keine Technik, immer Handeln und absprechen, das war mir zu riskant. Nachher sagen sie, ich hätte für die Rückfahrt noch kein Ticket gekauft oder so.

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Er sagte zwar, sie würden mich definitiv in 3 Tagen wieder abholen, aber ich ging auf “Nummer Sicher”. Also schrieb er mir schnell einen “Wisch” und gab mir den dann. Als das Boot bereit war, stiegen wir ein und sausten los. Es war richtig geil mit so einem richtig schnellen Motorboot über den Ozean zu heizen. Man verstand zwar kaum noch ein Wort, wegen des Motors, aber cool war es trotzdem. So zwischen 80-100 km/h waren es sicherlich! Wir fuhren zunächst eine andere Insel an und holten dort ein paar Leute ab, die auf eine andere Insel fahren wollten. Dann fuhren wir weiter zu wiederrum einer anderen Insel, wo die beiden Mädels ausstiegen. Erst dann ging es zu Malolo Island, wo ich und noch ein Typ dann ausgestiegen sind. Dort wurden wir von einem Typ abgeholt, der uns und unser Gepäck auf einem Traktor mit Anhänger am Ufer entlang vom Anlegesteg zur Hostelanlage mitnahm. Die Insel, oder zumindest die Seite, an der wir uns befanden bestand eigentlich nur aus unserer Hostelanlage.

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Später werde ich von einem einheimischen Fijianer erfahren, dass auf der anderen Inselseite noch mehr los ist, aber auf dieser Inselseite gab es nichts, außer unserem Hostel. Von unten ging es recht steil hoch, die Insel war sehr sehr hügelig. Ganz unten war der Strand, eine Hängematte, ein paar Bungalows, ein Volleyballfeld usw., etwas höher dann ein Pool mit Liegen und ein paar kleine Wege, die zu Bungalows führten. Noch etwas höher befand sich dann ein kleines Häuschen, komplett aus Holz. Das war unser “Hostelzimmer”. Es war sehr luftig, da die Türen immer offen standen bzw. um ehrlich zu sein gab es nicht mal welche, glaube ich. Es gab hier etwa 10-12 Bette, zwei Klo’s und zwei Duschen. Deckenventilatoren waren vorhanden. Das Haus hatte zwei Ein- und Ausgänge. Einer ging hinunter in Richtung Ufer, der andere entgegengesetzt hinauf in Richtung Rezeption/Lobby/Bar/Mittelpunkt der Anlage.

Man musste von unserem Haus noch einen kurzen Weg laufen und dann ging es wieder eine ziemlich steile Steintreppe hinauf. Dann befand man sich im Hauptbereich der Hostelanlage und damit auch ziemlich weit oben auf der Insel. Hier oben war alles mit feinem Strandsand ausgelegt, es gab Bänke und Tische, eine Bar und auch die Rezeption.  Von hier oben konnte man wunderbar auf den Ozean blicken und hatte eine tolle Übersicht in die Ferne und rundherum. Ich checkte zunächst einmal ein. Die Anlage war sehr ruhig, es waren kaum Gäste zugegen. Betrieben wurde das Hostel von einem britischen Ehepaar, die vor einigen Jahren aus Großbritannien hierher ausgewandert sind. Die Dame hatte recht weiße Haare und eine tiefe, kräftige Stimme. Sie erklärte uns was es hier gibt, wo was ist und wie der Ablauf im Hostel ist. Sie lud uns dann auch zu einer “Kava Zeremonie” ein, die ich ja inzwischen schon kannte.

Im Hostelpreis inbegriffen war ein Frühstück und gegen einen akzeptablen Aufpreis gab es ein richtiges, warmes Abendessen. Ich fühlte mich total wie in einem Sommerurlaub mit All-Inclusive: Wir gingen morgens zum Frühstück und durften zwischen verschiedenen Mahlzeiten für das Abendessen wählen. Abends trafen wir uns dann alle oben und bekamen frisch gemachtes Essen mit Nachtisch und allem drum und dran serviert. Die junge hübsche Dame an der Bar war eine einheimische Fijianerin, natürlich mit der auf Fiji üblichen Hibiskus Blüte im Haar (auch Männer tragen die). Ihren Namen habe ich leider vergessen, aber sie war sehr sehr freundlich und fragte jedes Mal, wenn wir uns sahen, wie es mir geht und was ich so gemacht habe. Man spürte diese Gelassenheit in ihr. Ich stellte mir ihren Alltag hier oben vor.

Nach dem Frühstück muss es zunächst recht langweilig sein, denn viele Gäste, die hier tagsüber Drinks zu sich nehmen und bewirtet werden wollen, schien es nicht zu geben. Die Betten und Bungalows wurden von anderen, eher jugendlichen Fijis gesäubert. Ich fragte mich, was sie also den ganzen lieben langen Tag so macht… Der Hausherr, so hatte ich mitbekommen, fuhr jeden Morgen erstmal mit seinem Hund zusammen im Boot nach Viti Levu und besorgte sich eine aktuelle Tageszeitung, die er anschließend bei einem genüsslichen Kaffee und viel Ruhe durchlas. Ja und ich, ich wusste zunächst auch nicht so recht, was ich nach dem Frühstück anstellen soll. Der Strand war leider bei weitem nicht so schön wie an den Nachbarinseln, das Wasser hatte keinen starken Wellengang, war kaum tief und war dadurch ziemlich warm, fast schon aufgeheizt. Es gab unten am Ufer kleine Boote, von denen ich mir eins nahm und etwas raus paddelte, um die Natur und Tiere ein bisschen zu erforschen. Das Wasser war glasklar. Ansonsten lag ich ziemlich viel in der Hängematte am Strand, hörte Musik und machte mir viele Gedanken zu meiner Rückkehr nach Deutschland und meine weitere Zukunft.

Wie wird das Gefühl sein, wieder in seine Heimat zurückzukehren, wenn alles so vertraut ist? So schön meine ganzen Abenteuer waren und so gerne ich das alles hier jederzeit sofort wieder machen würde, ich freute mich trotzdem total auf Deutschland. Zumindest auf die erste Zeit wieder daheim. Vom Hostel wurden auch ein paar Aktivitäten wie z.B. ein Volleyball Turnier zwischen den Gästen gegen die Angestellten angeboten, aber zumindest das erste, das geplant war, wurde wohl mangels interessierter Gäste abgesagt. Es herrschte hier wirklich gähnende Leere und so langsam wurde mir bewusst, warum mich der Typ aus dem Hostel in Nadi auf eine andere Insel schicken wollte. Wobei ich persönlich es jetzt nicht unbedingt komplett schlecht fand. Klar, es war total ruhig und der Tag zog sich ziemlich, aber ich finde, das gehört irgendwie dazu. Wenn man an Fiji denkt, denkt man doch an tramhafte Strände, unendliche Ruhe, eine Hängematte und „den ganzen Tag lang Gammeln“.

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Und genau so war es hier tatsächlich auch. Gut, der traumhafte weisse Sandstrand mit schöner Brandung, tiefem Ozean, in dem man tauchen kann und tolle Palmen fehlten im Resort leider, das war das Doofe. Hierfür hätte ich zum Beispiel nach Beachcomber Island fahren müssen, wo ich mit dem Taxi kurz gewesen bin.  Dort sah es wirklich richtig traumhaft aus und es war einiges mehr los. Die Gäste dort werden von fijianischen Musikern begrüßt, die mit den Gästen musizieren, diesen die Traditionen zeigen und viel Spaß miteinander haben. Hier war deutlich mehr “Leben” auf der Insel zu spüren, als auf Malolo Island. Ich finde, beides hat was für sich. Gegen Abend trafen wir paar wenigen auf Malolo uns dann wie bereits erwähnt oben in der Lobby zum Essen und Kartenspielen. Die anderen kamen aus England, Kanada und Frankreich. Sie bemängelten die langweilige Stimmung und waren froh, dass sie nun  auf eine andere Insel weiterziehen konnten.

 

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Am letzten Tag auf der Insel hatte ich einfach mal Lust ein bisschen rumzulaufen. Deshalb bin ich an der Lobby vorbei und die Grashügel noch weiter hoch gelaufen, um zu schauen, was es ganz oben so gibt und ob man vielleicht von oben auf die andere Seite der Insel schauen kann.  Auf der Spitze von Malolo Island angekommen, hatte ich einen richtig geilen Ausblick. Von hier sah man auch ein schickes Haus, das wohl der Privatwohnsitz der Hostelbetreiber war. Die Insel war aber doch viel weiträumiger, als ich vorher dachte. ich hatte mir vorgestellt, ich laufe einfach bis zum Höhepunkt der Insel und kann dann auf die andere Seite runterlaufen, aber dem war natürlich nicht so. Ich lief ein bisschen, drehte dann aber doch wieder um, da es keinen Sinn hatte. Mal kurz so eben auf die andere Seite “runterhoppen” ging nicht. Ich machte ein paar Fotos von da oben aus und genoss die Aussicht. Anschließend wollte ich an der Rezeption kurz ins Internet, um meine E-Mails und Facebook zu prüfen. Hier wurde allen Ernstes nach jeder einzelnen Sekunde (!) abgerechnet. Ich lies mich darauf ein, wollte ja nur kurz das Wichtigste machen. Als gmx.de aber nach sage und schreibe 120 Sekunden noch immer nicht vollständig geladen war, gab ich auf. Schade eigentlich, denn auf einigen Nachbar Inseln gab es offenbar deutlich schnelleres Internet und zwar kostenfrei. Das hat mir einer aus meinem Zimmer erzählt.

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Dann war meine Zeit auf Malolo auch schon wieder rum und ich packte meine Sachen zusammen. Zum Schluss ging ich nochmal hoch zur Bar, um mich bei der netten jungen Lady noch kurz zu bedanken und zu verabschieden. Ich bin dann mit meinem Backpacker Rucksack vor zum Bootsanlegesteg gelaufen und musste noch etwas warten. Gerade kamen zwei Fijianer von ihrem Fischfang zurück und ich kam kurz mit ihnen ins Gespräch. Sie fragten mich, wie Fiji mir gefällt und so. Dabei erzählten Sie mir dann, dass das Funky Fish Resort (meine Hostelanlage) nicht die Einzige auf Malolo sei und auf der anderen Inselseite noch mehr los ist und sie dort wohnen würden. Ich war überrascht, denn wenn man im Funky Fish residiert, hat man das Gefühl, die Insel sei total verlassen. Naja, dann kam irgendwann wieder der Yasawa Flyer (das Motorboot-Taxi) und nahm uns mit.

Wir klapperten ein paar andere Inseln ab und ließen dort Leute raus, nahmen welche mit auf. Dabei konnte ich wirklich noch viele andere Inseln sehen und war schon ein bisschen neidisch, als ich die tollen Strände mit dem tiefblauen Wasser sah. Hier war einfach Urlaubsfeeling mit Schnorcheln, Strandbar und Co. in vollem Gange. Naja, ich konnte es nicht ändern, meine Zeit auf Malolo war trotzdem definitiv nicht vergeudet. Wir sind dann wieder Richtung Viti Levu gecruised, auf dem Boot waren einige Leute, die sich vom Hin- und Herhoppen von der einen auf die andere Insel schon kannten. Am “Hafen” angekommen, mussten wir noch ‘nen kleines Stück durchs Wasser laufen, da das Boot nicht bis ganz vorne ans Ufer fuhr. Jetzt hieß es “Aufpassen und nicht mit dem Gepäck hinfallen, sonst hast du ein Problem”. Es warteten schon ein paar Taxifahrer auf uns, die gutes Geschäft witterten. Wir teilten uns also auf die Autos auf und fuhren dann zu den jeweiligen Unterkünften.

Ich war der letzte Gast im Taxi und irgendwie war mir der Taxifahrer auch nicht ganz geheuer. Ich merkte, wie er das Taxameter gekonnt durch seine abgelegte Mütze verdecken wollte und sprach ihn daraufhin an. Er solle bitte per Taxameter abrechnen, bat ich ihn freundlich. Die Jungs dort versuchen echt alles…Es handelte sich um einen Mittfünfziger, indischer Herkunft. Wir sprachen ein wenig über Leben auf Fiji und in Europa, er erzählte mir stolz von seiner Tochter und das er sie demnächst verheiraten wird. Selbstverständlich nur an einen sehr gebildeten Mann, einen Arzt zum Beispiel. Ich entgegnete ihm, ob er das für richtig halte, seiner Tochter einfach einen fremden Kerl vor die Nase zu setzen und über Ihren Kopf hinweg eine Hochzeit zu erzwingen, obwohl sie diesen Mann vielleicht gar nicht liebt. Er erklärte mir, dass sie natürlich auch wählen und die Männer ablehnen darf, aber es muss auf jeden Fall einer aus Papas Auswahl sein. Ich dachte nur “…die arme Tochter”.

Aber gut, andere Länder, andere Sitten! Zum Glück waren wir dann in der Queens Road in Nadi angekommen, sonst hätte ich mich wohl nur noch mehr über sein sturres Steinzeitdenken aufgeregt. Ich bin dann nochmal für eine weitere Nacht ins Hostel.

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Jaaa und dann war er da, der 25. Februar 2011. Der Tag, an dem ich Australien endgültig wieder verließ. Ich fuhr alleine Richtung Flughafen, begab mich zum International Airport und checkte ein. An der Passkontrolle bekam ich den Leaving Stempel der australischen Behörde und ging zum Gate durch. Nun ging es also nach Nadi, Fiji. Auch für dort hatte ich mir vorab schon ein Hostel gebucht. Was heißt “ein Hostel”…Es gab eigentlich auch nur eins. Ich Andyg mir Air Pacific, etwa 4 Stunden in den noch ferneren Osten. Neben mir saß eine echte Fijianerin. Sehr kurz geschorene, gelockte schwarze Haare hatte sie. Das ist typisch für Einwohner auf Fiji. Sie war zunächst sehr zurückhaltend, erzählte mir dann aber von ihrer Flugangst. Wir kamen irgendwie ins Gespräch und bestellten uns dann ein Glas Wein. Das hatte ich bisher nie gemacht, aber sie meinte, sie mache das immer, wenn sie fliegt. Ich erzählte ihr von meine Reise und das ich jetzt auf meinem Rückweg nach Deutschland auch einen Stopover auf Fiji mache. Sie erzählte mir von ihr und später hörte jeder für sich noch ein wenig Musik.

Queens-Road in Nadi, Fiji

Queens-Road in Nadi, Fiji

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Als wir in Nadi landeten, wurden wir “Neuankömmlinge” gleich im ersten Gebäude von einer traditionellen Musikkapelle und dem typischem “Bula!” (was so viel wie “Hallo, Willkommen!” heißt) begrüßt. Von dort reihten sich die Schlangen bis zu den entsprechenden Passkontrollen. Hier verlor ich dann meine Bekanntschaft aus dem Flieger, da sie einen fijianischen Pass besaß und woanders durchmusste. Sie war aber eine angenehme Reisepartnerin und ich fands cool, gleich im Flugzeug mit einer Einheimischen sprechen zu können. Unproblematisch erhielt ich einen Einreisestempel und durfte passieren. Ich holte meinen Backpacker Rucksack und begab mich zum Ausgang des Passagierbereichs. Mein 1. Stopvover – ich freute mich! Die 1. “Hürde” in Richtung Heimat. Hürde ist jetzt wirklich ziemlich negativ ausgedrückt, aber mir fällt gerade nichts Besseres ein. Wie oft kommt man in seinem Leben wohl auf die Fiji Inseln…? Es gab bei diesem ein-wöchigem Urlaubstrip nur einen Nachteil: Der Zeitunterschied zu Deutschland erhöhte sich noch einmal und betrug auf Fiji nun das Maximum von sage und schreibe 12 Stunden. Wenn es hier 12 Uhr Mittag ist, ist es in Deutschland Punkt 12 Uhr Mitternacht. Für den Kontakt zu Meiner Freundin in Deutschland war das natürlich quasi ein K.O. Aber es war ja “nur” eine Woche. In Korea würden es wieder gewohnte und “angenehme” 7 Stunden sein.

Die Zeit spielt auf Fiji aber schon eine wichtige Rolle: Bis zum 29. Dezember 2011 verlief die internationale Datumsgrenze direkt durch die zu Fiji zugehörige Insel Taveuni. Dort befand sich an entsprechender geographischer Stelle auch ein Hinweisschild. Stellte man sich nun bspw. an einem Samstag um 10 Uhr mit dem einen Fuß auf die linke Seite und mit dem anderen Fuß auf die rechte Seite, stand man mit dem linken Körperteil in Richtung Westen und befand sich im Samstag um 10 Uhr. Mit dem rechten Körperteil jedoch befand man sich sozusagen im Osten und dort war es nun noch Freitag 22 Uhr. Links also ist Heute und ein paar cm weiter rechts ist noch gestern. Man kann hier so gesehen also auch zweimal Silvester feiern:) Das alles war bis zum 29. Dezember 2011 so. An diesem Tag wurde die Datumsgrenze verschoben, sodass diese jetzt einen Knick nach rechts macht und auch die Insel Samoa zur westlichen Zeitzone wie auch Fiji, Australien und Neuseeland, zugehört.

Der 30. Dezember musste in diesem Jahr dafür ausfallen, man sprang vom 29.12 direkt auf den 31.12. 775 Einwohner aus Samoa hatten daher quasi keinen Geburtstag. Samoa hat sich zum Wechsel der Seite entschlossen, damit die Handelsgeschäfte (z.B. mit den Hauptgütern Kokosnuss und Fisch) mit den wichtigen westlichen Nachbarn in Südostasien, Australien und Neuseeland einfacher werden. Bisher hatte man dort durch den immensen Zeitunterschied nämlich  immer nur drei gemeinsame Werktage. Der Wechsel wurde stark kritisiert. Samoa war bis 1892 bereits auf der westlichen Seite, ist dann aber in den Osten “gesprungen”, um den USA zeitlich näher zu sein. Mit den USA geht inzwischen businessmäßig nichts mehr, deshalb entschied der Premierminister Tuilaepa Sailele ziemlich einsam den erneuten Wechsel in den Westen.

Er ist bekannt dafür, vieles einfach alleine zu entscheiden: Am 08. September 2009 wurde der gesamte Straßenverkehr von rechts auf links umgestellt, damit Gebrauchtwagen aus Australien und Neuseeland (wo auch viele Auslands-Samoaner leben), die ja auch Linksverkehr haben, günstig nach Samoa kommen. Auch damals musste er viel Kritik auf sich nehmen, denn die ganze Umstellung erfolgte ziemlich ungeplant und somit hatten die ganzen Busse ihre Ein- und Ausgänge auf der falschen Seite. Man stieg quasi nicht am Bordstein ein- und aus, sondern mitten auf der Straße. Außerdem ging der erhoffte wirtschaftliche Erfolg der Importautos nicht wirklich voran und die Autos mit dem Steuer auf der linken Seite waren im Prinzip wertlos geworden. Und genau deswegen wird gezweifelt, ob auch diese radikale Aktion von Tuilaepa Sailele Samoa wirtschaftlich wirklich voran bringt. Jetzt bin ich aber ganz schön abgeschweift…

In der Vorhalle des Flughafens von Nadi warteten jedenfalls schon einige Abholer, vor allem Bedienstete von irgendwelchen Reiseagenturen. Sofort wurde ich von zwei Fijianerinnen angesprochen, ob ich Hilfe bei der Suche eines Hotels brauche usw. Ich dankte ab und ging weiter. Ja, es war vereinbart, dass mich jemand von meinem Hostel abholen kommt. Es waren einige Leute dort. Immer wieder bot man mir auch eine günstige Taxifahrt an. Dann fand ich meinen Fahrer, ein großer, recht langsamer Zeitgenosse. Sein Englisch war in Ordnung und er sagte mir, wir müssen noch auf ein paar andere Leute warten, die ankommen würden. Die Taxifahrer, Hotelchauffeure und diversen andere schienen sich alle irgendwie zu kennen. Dauernd riefen sie sich irgendwelche Worte in ihrer Sprache, Fiji Hindi, zu. Nach ein bisschen warten, sind wir dann doch schon mal alleine zum Auto. Dann erhielt er aber plötzlich einen Anruf und holte auch die anderen Leute noch. Es waren auch Deutsche.

Im Auto kamen wir kurz ins Gespräch und ich erfuhr, dass ein Mädel aus Malterdingen, in Baden-Württemberg kam. Ich musste schmunzeln, schon wieder eine, die nur 6km neben Meiner Freundin wohnte. Der Chauffeur fuhr uns also zum Hostel. Wobei man hier kein Hostel nach “australischer Art” erwarten durfte. “Einfaches Guesthouse” traf es wohl eher. Nadi ist mit 11.000 Einwohnern eine der größeren Städte auf Viti Levu, der Hauptinsel der gesamten Fiji-Gruppe. Das interessante tagtägliche Leben findet in Nadi hauptsächlich nur auf einer Hauptstraße, der Queens-Road, statt. Nadi war relativ heruntergekommen, alles wirkte sehr arm und stehengeblieben. Keine Ampeln, Straßen aus purem Schotter, überall irgendwie staubig usw. Das Klima war ähnlich wie im nördlichen Australien, ziemlich tropisch, etwas tropischer als in Cairns, aber nicht ganz so stark wie in Darwin.
Im Hostel angekommen mussten wir alle in zur Rezeption, die vom Chef besetzt war.

Ich war als erster dran und gab meine Daten durch. Nach Bezahlung brachte mich der Chauffeur zu meinem 4-Bett Zimmer. Ein 4-Bett Zimmer bestehend aus 3 Betten. Man ging davon aus, dass zwei Personen einfach im Doppelbett zusammen schlafen. Glücklicherweise hatte ich das Zimmer aber für mich allein, die anderen Leute, die mit mir gekommen waren, hatten offenbar andere Zimmer gebucht. Das Zimmer war auch eher einfach gehalten, aber dafür immerhin mit eigenem Badezimmer. Das Hostel wurde von einem Ehepaar betrieben, der Mann war der Chef. Er war manchmal ganz schön grimmig drauf. Es gab bspw. einen PC mit Internetzugang, für den man sich “Guthaben” bei ihm kaufen musste. Man zahlte einfach einen Betrag für bspw. 100 Min und erhielt eine Quittung. Die 100 Min wurden nicht irgendwie mitgeloggt, es ging mehr nach Vertrauen. Dass ich allerdings öfter an den PC ging, dafür aber immer nur kurz, gefiel dem Hausherr nicht. Er mahnte mich an, sagte ich hätte die Zeit doch schon längst verbraucht. Ich erklärte ihm, des ich lieber öfter aber dafür kurz online gehe, trotzdem war er irgendwie komisch drauf.

Auch als ich bei ihm Rechnungen für das Zimmer oder den späteren Trip zur Insel buchte, bei den Zahlungen hatte ich immer das Gefühl, er will mich abzocken. Es gab also nur diese eine Hauptstraße und wenn ich dort entlang gelaufen bin, sah ich den ganzen Tag die Fijianer auf der Straße rumlungern. Viele gafften mich an, weil ich “anders” aussehe, so hell eben. Viele schienen einfach nichts zu tun zu haben, sie standen einfach nur am Bürgersteig rum und redeten, verbrachten den ganzen Tag dort und glotzten mich an, als sei ich sonst wer. Alles wirkte hier so trist, und manchmal fühlte ich mich ziemlich unwohl, wenn ich an einer Gruppe zusammensitzender Fijianer vorbeilaufen musste. Das Leben hier erinnerte mich manchmal schon ein wenig an eine 2-3. Welt, wo es keine Technologie und keinen Fortschritt gibt. Computer sind hier tatsächlich auch eher selten. Es gab 2-3 Internetcafés, die dauerhaft voll besetzt waren. Ich war in allen mal drin.

Das Internet war, wie fast alles auf Fiji, nicht wirklich teuer. Direkt neben meinem Hostel war auch ein Internet-Café. Irgendwo im 2. Stock eines Wohnhauses war es ein kleiner Raum mit 5-10 Uralt Rechnern. Alles jugendliche Fijianer, die dort waren. Ich war der einzige Ausländer und verstand nichts von dem, was sie miteinander sprachen, aber das machte nichts. Der Typ, der es betrieb konnte englisch und war sehr freundlich zu mir. Dann bin ich die Straße in die andere Richtung gelaufen und hab mir die paar Souvenirshops, die es hier gab, angesehen. An einem Shop wurde ich von einem etwas älterem, kräftigerem Typ angesprochen: “Bulaaa!!”, “What’s your name?”, “Toby? Hy Toby!” Er verwickelte mich in ein Gespräch und bat mich, mit in seinen Laden zu kommen. Er war sehr enthusiastisch, fragte mich, woher ich komme und rief mir dann mit dunkler Stimme den typischen Motivationsspruch zu: “Toby, come in and relax…because now…., it’s Fiji Time!”- Er wollte mir die traditionelle “Kava Zeremonie” näher bringen und zeigen. Ich ließ mich darauf ein und folgte ihm. In seinem Laden verkaufte er viele Holzprodukte, Instrumente, Ketten, Anhänger und sowas. Auf dem Boden war ein großes Tuch, eine Art Teppich ausgebreitet.

Wir setzen uns im Schneidersitz darauf. Seine Frau brachte eine Schale und ein paar andere Utensilien. Dann musste sie in den Hintergrund treten, da Frauen diese Zeremonie nicht machen. Es ist zwar nicht verboten, aber wohl einfach nicht üblich. Ich hörte dem Mann gespannt zu und war total aufgeschlossen, ich wollte unbedingt die Kultur der Fijianer kennenlernen. Er fing an mir die “Kava Zeremonie” zu erklären und mit mir durchzuführen. Kava, das ist die ca. 1m lange Wurzel eines Pfefferstrauches. In der Wurzel steckt ein leicht narkotisierender, beruhigender Wirkstoff, der heute auch in manchen Medikamenten verwendet wird. Er ist nicht gefährlich und macht auch nicht süchtig. Man gewinnt den Inhaltsstoff durch Zerkleinern, Wässern und Filtrieren der Wurzel, was der Mann vor meinen Augen auch machte. Er erhielt ein Pulver, das er dann mit Wasser mischte. Es gibt bei der Zeremonie keine besonderen Worte, eher besondere Handlungen. Also in welcher Reihenfolge man vorzugehen hat. Dann trinkt man zusammen aus so kleinen Schälchen diese Flüssigkeit.

Dann wird die Zeremonie noch offiziell beendet. Ich saß mit ihm noch weiter auf dem Boden und wir sprachen ein wenig über Fiji und auch Deutschland. Er erzählte mir, dass Fiji aus über 300 Inseln besteht und sehr viele so klein sind und nicht einmal über Strom verfügen. Manche Inseln gehören international bekannten Stars, so sagte er. Nach ein bisschen weiterem Small-Talk über Autobahnen und Co. wollte ich dann langsam gehen. Aber hier kam dann glaube ich sein eigentliches Anliegen. Er bat mich nämlich unbedingt Sachen zu kaufen, als kleine Gegenleistung/Geste für die mir gezeigte Tradition. Ich verneinte zunächst, nahm dann aber doch noch eine Anhängerkette mit (die mir später dummerweise dann aber zerbrochen ist). Dann verließ ich den Laden wieder und schaute mich weiter in Nadi um.

In einer Seitenstraße entdeckte ich einen Supermarkt. Ich kam mir wirklich vor wie in Indien/Asien. Man darf hier in keiner Weise einen Supermarkt, so wie wir ihn hier kennen (bspw. Rewe, Aldi usw., erwarten. Es roch ziemlich nach Gewürzen und war relativ dunkel. Sowas wie Produktbewerbung/spezielles Licht gibt es nicht. Überall stehen relativ einfache Regale, gefüllt mit den Waren. Drogerieartikel gibt es nur an einer Extratheke mit Bedienung. Ich kaufte mir ein paar Getränke und traditionelle getrocknete und gewürzte kleine Chipsteilchen. Weiß nicht genau, wie ich die beschreiben soll. Einfach so kleine Teile zum Naschen.

In meiner Unterkunft war auch ein Frühstück inbegriffen. Ähnlich wie im Hotel bin ich dazu morgens runter in den Essenraum, wo auch eine kleine Bar zu finden war. An der Bar hab ich nie irgendjemanden Trinken sehen, mir bot man auch ein paar Mal ein Fiji Bitter, das einheimische Bier aus Fiji, an. Ich trank ein, es war gut. Aber wenn man da so allein sitzt, machts auch nicht wirklich Spaß. Beim Frühstück war es ähnlich. Es gab mehrere Tische, doch eigentlich frühstückte ich immer allein, nur einmal war noch eine kleine Familie mit im Raum. Zum Frühstück gab es eine Tasse Tee und zwei Toastbrote.

Natürlich wollte ich auch raus zu den Inseln, wie eigentlich nahezu jeder Tourist auf Fiji. Leider machte mir meine finanzielle Lage einen kleinen Strich durch die Rechnung. Ich war halt einfach zu wenig Arbeiten in Australien, hab zu viel gefaulenzt, haha! :) Ich hatte mich vorher bei Tobias A., den ich im YHA Hostel in Darwin kennengelernt hatte, erkundigt und mit ihm per Facebook geschrieben. Er war nämlich vor mir auf Fiji und hatte sich so einen Pass zum sogenannten “Island Hopping” besorgt. Da zahlt man dann einen festen Preis und kann anschließend über die Moorboote, die hier als Taxis agieren, sämtliche Inseln besuchen. Das ist ziemlich cool, somit kann man zum Beispiel jeden Tag auf eine andere Insel “hoppen”. Und wie gesagt, es gibt genug Inseln. Und jede hat wohl ihren eigenen Charakter. Es gibt Partyinseln, eher ruhigere usw. Allerdings war mir dieses Ticket zu teuer, somit entschied ich mich zunächst für 2 bestimmte Inseln, später aber dann doch für nur eine einzige, nämlich Malolo Island.

Immerhin brauchte ich ja auch noch Geld für die Woche in Korea. Malolo gehört zur Inselgruppe “Mamanuca” und ist von allen dieser Gruppe zugehörigen Inseln die größte. Sie liegt etwa 20km weit von Viti Levu entfernt. Der Chef vom Hostel meinte ich solle doch lieber auf eine andere Insel, da die anderen doch besser seien, aber ich blieb bei Malolo Island und kaufte bei ihm ein Hin- und Rückfahrt Ticket und die Unterkunft dort.

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In Sydney angekommen, fühlte ich mich heimisch und total vertraut. Natürlich hatte ich mir wieder im Voraus ein Hostel gebucht. Kathy wollte ich nicht wieder “belästigen”, zumal  sie irgendwie auch nicht mehr auf meine SMS reagierte. Das Hostel lag halbwegs zentral, es war zu Fuß noch einigermaßen gut zu erreichen. Allerdings war es auch nur eines der Sorte “Über der Bar ein paar vergammelte Zimmer für ein zusätzliches Zweiteinkommen vermieten”. Ich musste beim Barpersonal während dem normalen Barbetrieb einchecken und erhielt dann den Schlüssel für mein Zimmer. Ich war in einem 10-Bett Zimmer. Für die letzten Tage war mir das alles „Wurst“. Die Leute im Zimmer waren alle völlig in Ordnung.

Das Zimmer war ziemlich heruntergekommen, die mobile Klimaanlage war defekt. Es gab einen Minibalkon, der aber total dreckig war. Schaute man von dort aufs Dach, wurde einem Übel: Kippen, vergammelte Turnschuhe, alte Flaschen, Staub…Die Küche war mitunter am “modernsten”. Allerdings gab es nur einen Minikühlschrank, der total vollgepackt war. So voll, dass die Tür meistens nicht richtig schloss und von selber wieder aufging. Hier wurden mir auch zwei Mal Lebensmittel geklaut. Die Idioten. Die Dusche und das Bad an sich waren in Ordnung. Ich kam mir bei diesem Sydney Aufenthalt ziemlich komisch vor. Total selbstsicher irgendwie. Immerhin war ich bereits zum 3. Mal in Sydney und vor allem schienen mir fast alle Mitbewohner in meinem Zimmer ziemliche Neuankömmlinge zu sein. Ich war derjenige, der schon alles gesehen hatte und 6 Monate im Land unterwegs gewesen war.

Ich wusste, was da draußen so abging, die anderen noch nicht. Es kam mir zudem so vor, als wenn nun ein großes  Buch zugeklappt würde, weil die Geschichte zu Ende ist. 6 Monate zuvor wurde ein dickes, fettes Buch aufgeklappt, in dem spannende Kapitel mit vielen Abenteuern auf mich warteten. und jetzt, 6 ein halb Monate später, war es Zeit das Buch zu zuklappen. Noch anschaulicher machte mir das Bildnis mit einer Schatztruhe meine Situation: Als ich vor 6 Monaten hier in Sydney ankam, war alles noch neu und ich machte die Schatztruhe auf und verschwand in ihr. Ich befand mich für gut 6 Monate in einer anderen Welt, mit vielen tollen Erlebnissen und neuen Bekanntschaften. Wie in einem Traum. Jetzt bin ich wieder in Sydney und muss aus diesem Traum aufwachen und die Schatztruhe langsam wieder schließen. Es war toll, die Welt in der Schatzruhe kennen gelernt zu haben, aber leider ist es nicht meine Welt, leider, leider, leider. So fühlte ich mich.

Ich nahm erneut Kontakt zu Louis auf, der inzwischen auch wieder in Sydney lebte. Er war in eine WG in Strathfield gezogen. Strathfield ist ein recht stadtnaher Bezirk von Sydney. Er war aber auf Jobsuche, fand bisher aber leider nichts. Ich traf mich ein paar Mal mit ihm auf ein paar Bier und koreanisches Essen. Als ich eines Abends von der City zurück zu meinem Hostel lief, sprach mich in einem Park, den ich durchquerte ein Typ an. Wir kamen ins Gespräch, wobei ich zunächst erstmal mein Geld gut festhielt. Mir war nicht mulmig bei dem Kerl. Ich erzählte ihm, dass ich bereits etwa 6,5 Monate hier sei und jetzt das Land verlassen werde, um nach Fiji und nach Korea zu fliegen. Außerdem sprachen wir über Darwin und er erzählte mir, dass er dort einige Zeit lebte und gearbeitet hatte.

Ich erzählte ihm von Andy, einem in Darwin sehr auffallendem Mann aus dem Souvenirshop. Und lustigerweise konnte er sich an ihn erinnern! Der Typ begleitete mich auf dem Weg bis zu meinem Hostel. Dort angekommen verabschiedeten wir uns und ich ging hoch. Ob er ursprünglich was anderes vor hatte oder einfach nur nett plaudern wollte…ich weiß es nicht:)

Die letzten Tage verbrachte ich mehr oder weniger mit dem Planen, wie es in Fiji und in Korea weitergeht. Ich nahm Kontakt zu Dawoom auf, der Freundin von Louis. Sie war inzwischen wieder in Seoul. Ich wollte sie dann natürlich treffen, wenn ich in Seoul bin. Dann musste ich natürlich auch noch zur Westpac Bank, mein Bankkonto auflösen. Das ging unproblematisch. Das noch vorhandene Geld wurde mir auf mein deutsches Bankkonto ausbezahlt. Anschließend bin ich auch nochmal in die Work & Travel Company und habe mich dort auch als “Arbeitssuchender” abgemeldet.
Als ich in der City unterwegs war, und damit meine ich wirklich City, also George Street, blieb ich auf einmal plötzlich stehen, da ich an zwei Personen vorbeilief, die ich kannte. Es waren die beiden asiatisch aussehenden Kanadier, die ich auf dem Great Barrier Reef Trip kennengelernt hatte. Es war echt ein riesiger Zufall. Um uns herum liefen tausende Asiaten, Sydney eben.

Schulklasse beim Outdoor-Unterricht, Sydney

Schulklasse beim Outdoor-Unterricht, Sydney

Denkmal an die Olympischen Spiele 2000 in Sydney

Denkmal an die Olympischen Spiele 2000 in Sydney

Und trotzdem trafen wir uns zufällig mitten in der Innenstadt von Sydney. Wir blieben einen Moment stehen und brachten uns auf den neuesten Stand. Wer weiß, vielleicht würden wir uns ja nochmal irgendwo treffen? Wobei das zugegebenermaßen absolut und wirklich vollkommen unmöglich wäre. Ansonsten nahm ich nun so langsam innerlich richtig Abschied von Sydney und Australien und wollte nun auch endlich das Päckchen aus Deutschland bei der Post Filiale in der Pitt Street abholen. Dort gab es einen Schalter, an dem ich einen Herrn nach der Sendung fragte. Aber: es war nicht da. Auch nach zweiter, intensiver Suche fand er es nicht und auch keinerlei Informationen darüber. Mit leeren Händen zog ich also wieder von dannen. Neben dem Busbahnhof der Grey Hound Busse, lies ich mich an einem Café Tisch nieder und rief direkt bei der Australia Post an. Inzwischen bereitete es mir keine Probleme mehr, auch solche Dinge auf Englisch & telefonisch zu erledigen.

Was folgte war, ohne Witz, ein einstündiges Telefonat mit der Hotline der Australia Post. Zunächst wollte man zu allererst immer erstmal die Sendungsnummer des Pakets. Daraufhin musste ich halt erstmal erklären, dass es in Deutschland nicht immer eine Tracking Nummer gibt. Beim günstigeren Päckchen gibt es halt keine Sendungsnummer, beim teureren Post Paket aber schon. Die Sendung wurde aber von meiner Mutter als Päckchen versendet, demnach lag uns keinerlei Sendungsnummer vor. Das sorgte für Chaos, denn ohne Sendungsnummer kann man im System nicht suchen. Da helfen auch Daten wie Empfänger, Absender, Herkunftsland etc. nicht. Ich erklärte halt die ganze Geschichte nochmal, also dass das Päckchen in Darwin auf jeden Fall schon einmal gesichtet worden sei, da der Postbote es zustellen wollte, aber niemand da war.

Dann ging es zur Post in Darwin. Daraufhin stellte mich die Service Mitarbeiterin in die Warteschleife und rief bei der Post in Darwin an. Dann kam sie zu mir zurück und bestätigte, dass das Päckchen auf jeden Fall in Darwin erfasst wurde und auch nachweislich von Darwin nach Sydney gegangen ist. Es müsste also auf jeden Fall in Sydney sein oder zumindest gewesen sein, aber mehr Informationen liegen nicht vor, warum, ist unklar. Jedenfalls telefonierte ich eine Stunde lang und das Ende vom Lied war im Prinzip nach wie vor Unwissenheit. Keiner weiß, wo das Ding jetzt ist und warum es nicht einfach in Sydney zur Abholung bereit liegt. Whatever – ich schrieb das Päckchen ab und vergaß die Sache dann endgültig.

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Stolze 800 km ging es nun entlang der Ostküste weiter nach oben. Eine lange Nachtfahrt lag hinter mir, als wir in den frühen Morgenstunden bei strahlendem Sonnenschein in Airlie Beach ankamen. Gegen 5 Uhr morgens fand auch ein Fahrerwechsel statt. Die Geschäfte in Airlie waren noch geschlossen, das Hostel hatte die Zimmer logischerweise noch nicht fertig gerichtet. Ich checkte im Nomads Hostel ein und ließ mein Gepäck verstauen. Nomads ist eine der größeren Hostelketten in Australien. Dann unternahm ich eine erste Erkundungstour im Ortsinneren. Airlie Beach hat nur 2750 Einwohner und ist nicht wirklich groß. Der Tourismus hier dient eigentlich nur den Whitsunday Islands und dem Great Barrier Reef. Fast alle Backpacker und Touristen reisen in Airlie Beach an und fahren dann kurzerhand auf die Whitsunday Islands oder zum Reef.

Wobei der wirkliche Tourismus des Great Barrier Reefs eher noch nördlicher, in Cairns, stattfindet. Jedenfalls hat Airlie auf Grund der nahegelegenen Whitsunday Inseln auch einen schicken Yachthafen. Direkt im Ortskern gibt eine sehr schöne rundliche Bucht mit einem kleinen Sandstrand. Hier kann man nett Sitzen und auch an den öffentlichen Grills ein Barbecue veranstalten. Schwimmen ist im Meer allerdings wegen giftigen Quallen verboten. Deswegen hat auch Airlie Beach direkt nebenan eine künstlich angelegte, öffentliche und kostenfreie Lagune / Pool. Ist nett anzusehen und drumherum auch mit gemütlicher Wiese angelegt worden. Gegen Vormittag bin ich dann wieder ins Hostel zurück und habe nach meinem Zimmer gefragt. Das Hostel hatte nach hinten raus ein eigenes Gelände, auf dem einzelne Bungalows verteilt waren.

Ich hatte nach längerem mal wieder das Glück kostengünstig in einem 4er Zimmer zu schlafen und war überrascht, das ich der erste im Bungalow war und auch blieb. Ich hatte das ganze Bungalow für mich alleine, was ziemlich cool war. Dadurch, dass es einzelne Bungalows und nicht nur Zimmer in einem großen Haus waren, war alles viel weiträumiger und ruhiger. Die Hostelanlage war ziemlich angenehm. Klar, ich musste immer damit rechnen, dass jederzeit jemand einfach so reinkommen könnte, um einzuziehen, aber trotzdem. Nach einigen Tagen standen dann auch tatsächlich abends, als ich aus der Stadt zurückkam, ein paar mehr Taschen im Zimmer, als noch am Morgen. Ein junges Pärchen war eingezogen, aber nach 1 oder 2 Nächten auch schon wieder weg, weil sie auf die Inseln rausgefahren sind. Ja und ich, ich verbrachte die Tage eigentlich nur in Airlie Beach, machte ein paar Wanderungen in die nähere Umgebung. Entlang der Küste war es bergig und man konnte dort gut wandern. Ich hatte von dort oben ziemlich schöne Sichten. Einen Trip zu den Inseln konnte ich mir nicht wirklich leisten, hatte aber auch irgendwie nicht wirklich Lust.

Ich fand es abartig, was die Veranstalter für die Trips zum Uluru, Great Barrier Reef, Fraser Island, Whitsunday Islands usw. verlangen. Viel mehr Sightseeing gibt es in Airlie Beach nicht. Im Bungalow hatte ich des Öfteren Kakerlaken, was ziemlich eklig war. Es lag aber nicht an Unhygiene, sondern einfach am Klima. Dank Kathy wusste ich aber ja, wie vorzugehen war: Einfach mit dem Schuh oder irgendwas anderem einmal Kicken, sodass das Viech auf dem Rücken liegt. Die Klimaanlage funktionierte leider irgendwann nicht mehr richtig. Ich machte die Abdeckung auf und stellte fest, dass alles total vereist bzw. mit Schnee bedeckt war. Ich entfernte diese Schicht und siehe da, die Klimaanlage kühlte wieder richtig. Leider aber nur eine kurze Zeit, bis sich wieder eine Schneedecke gebildet hatte.

Als ich eines Morgens an der Bucht war, traute ich zunächst meinen Augen kaum. Lag dort doch tatsächlich auf einer Art Stromkasten ein Smartphone herum, das über die danebenliegende Steckdose aufgeladen wurde. Es war aber kein Besitzer in unmittelbarer Nähe ausfindig zu machen. Ich beobachtete das Telefon einige Zeit, niemand kümmerte sich darum. Ich ließ es zunächst einmal liegen. Als ich am Nachmittag zufällig wieder dort war, lag das Handy immer noch dort und ich war mir sicher, dass es jemand vergessen hat. Es waren inzwischen ja einige Stunden vergangen. Ich hatte also den Plan, es mitzunehmen. Zunächst mal observierte ich die unmittelbare Nähe. Keiner zu sehen, der sich um das Telefon sorgte.

In weiter Ferne wurde ich von ein, zwei Typen beobachtet. Sie waren aber so weit fern, dass ich nicht erkennen konnte, ob sie mich anschauen oder nur in meine Richtung. Jedenfalls hinderten die Typen mich daran, das Smartphone mitzunehmen. Ich blieb bestimmt eine Stunde dort und beobachtete alles. Irgendwann wagte ich es, und nahm das Handy erstmal in die Hand und schaute es mir an. Wenige Momente später aber kam dann direkt schon der eine Typ angerannt und maulte mich an. Scheinbar war es sein Handy. Ich sagte, ich hätte mich nur gewundert, weil es ja schon so ewig lange rumliegt und versicherte, dass ich sonst nichts gemacht hatte. Er nahm es an sich und zog wieder ab. Schade, ein gut funktionierendes Smartphone wäre praktisch gewesen :D  Um kostenlos online zu gehen, bin ich hier immer in eines der Reisebüros, die sich auf Backpacker spezialisiert hatten. Die werben ja oft mit kostenfreiem Internet, um die Leute anzulocken. Leider wollte mir der Typ dort gleich irgendeine Tour aufschwatzen. Ich sagte dann, dass ich noch heute abreisen würde, damit er mich in Ruhe ließ. Blöd eigentlich, denn somit musste ich dann immer einen Bogen um den Laden machen und konnte auch dort nicht mehr zum kostenlosen Surfen hingehen.

Ich hatte etwas Zeit mich nochmal mit dem Thema Taxrefund / Steuerrückerstattung zu befassen und  bei zwei, drei Agenturen mal angerufen und mich über Preise und Services informiert. Später hatte ich mich für die eine (der unzähligen Agenturen) entschieden, bei der auch die Schanzerin ihren Refund hat machen lassen: supertaxrefunds.com.au  Sie wurde durch einen Flyer im Flinders Backpacker auf diese Agentur aufmerksam und hatte innerhalb von 3 Wochen ihre Steuern zurückerhalten. Das ist ein guter Geschäftsbereich, der sich sicherlich lohnt. Viele Backpacker scheuen sich, sich mit australischen Steuerunterlagen und der Steuerbehörde auseinander zu setzen und lassen das deshalb lieber die darauf spezialisierten Steuerbüros machen. Eigentlich wollte ich das ja, allein schon aus Interesse, unbedingt selber machen und mir damit gleichzeitig auch noch die $AUD 90.00 sparen, die supertaxrefunds berechnete, aber was sollte ich schon tun? Mein Laptop, an dem ich das in Ruhe machen wollte, war kaputt und ich hatte mich deswegen auch überhaupt nicht mehr informiert, wie das Ganze von statten zu gehen hat.

Ich versuchte mein Glück und rief in der Agentur an. Lustigerweise konnte der Typ, der dann für mich zuständig war, deutsch. Er schickte mir per E-Mail ein paar Unterlagen, die ich dann ausfüllen, unterschreiben  und zurücksenden musste. Hier kam es aber zu neuen Problemen. Bluestone Recruitement, die Personalvermittlung, für die ich in Melbourne gearbeitet hatte, kam nicht in die Gänge. Für die Steuerrückerstattung benötigte ich noch den  sogenannten „Payroll summary report“. Das ist eine Gesamtübersicht aller Einkünfte, gearbeiteten Stunden, Überstunden usw. für den jeweiligen Zeitrahmen, in dem ich beschäftigt war. Und den hatte man mir bisher noch nicht zukommen lassen. Aus dem Working Hostel in Bundaberg hatte ich alle Unterlagen zusammen, aber aus Melbourne nicht. Und Rhianna, die damals für uns zuständige Vermittlerin, war kaum zu erreichen und rief mich auch nie zurück. Zwar hätte sich auch supertaxrefunds darum gekümmert, aber das kostete extra. Deshalb habe ich lieber selber hinterher telefoniert.

 

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Ich hatte mir weiter Gedanken gemacht und wollte dann doch nochmal irgendwas arbeiten, da ich dachte, so ein kleiner Finanzschub wäre nochmal was Feines. Ich dachte diesmal tatsächlich an sowas wie Fruitpicking. Ich war nur gut 120km von Bundaberg entfernt. Bundy ist für Fruitpicking eine recht beliebte Region. Dort hatte auch mein koreanischer Freund Louis 3 Monate lang Tomaten gepflückt. Deshalb versuchte ich Kontakt aufzubauen, damit er mir vielleicht einen Job klarmachen konnte. Nach ein bisschen Hin- und her aber, war klar dass das nicht ginge. Irgendwie war Louis bei einem Farmer, der ausschließlich Koreaner oder generell nur Asiaten einstellen würde oder sowas. Keine Ahnung…

Ich schaute mich nach ein paar Farmen um, auf denen ich vielleicht hätte arbeiten können, aber irgendwie wurde das alles nichts. Nichts frei, überall anrufen und nachfragen… Dann kam mir die Idee mit den Working Hostels. Dort bucht man sich ein Zimmer und lässt sich gleichzeitig einen Job vermitteln. Die Hostels stehen mit den Farmen in direktem Kontakt. Ich suchte mir also ein paar Adressen von solchen Hostels in Bundaberg raus und fuhr von Hervey Bay nach Bundaberg hoch. Es war dunkel, als ich dort ankam. Mein Hostel, zudem ich als erstes wollte, fand ich leider nicht, deshalb bin ich einfach direkt in das zentral gelegene “Central Backpacker’s” und fragte erst mal nach einem Zimmer für eine Nacht. Am nächsten Tag bin ich dann losgezogen und habe mir Bundaberg angesehen. Man kann es sich so vorstellen: eine sich durch 4 Kreisel durchziehende Hauptstraße. Die Kreise führen dann links und rechts zu ein paar Nebenstraßen. Das Ganze ist total überschaubar und eigentlich auch total langweilig.

Alles macht irgendwie um 19 Uhr zu und danach ist auch absolut gar nichts mehr los. Ich bin in zwei, drei Hostels und fragte zwecks Fruitpicking-Job. Letztlich blieb ich im Central Backpacker’s und meldete mich für einen Fruitpicking Job an. Nur mit einem Job würde sich der Tag in Bundaberg durchhalten lassen, die Zeit würde sehr wahrscheinlich schneller vergehen. Mir ist dann auch noch eingefallen, dass ich mir wohl noch entsprechende Klamotten besorgen sollte, wenn ich schon auf dem Feld arbeite. Deswegen bin ich direkt in die örtlichen Shops und hab mir das billigste T-Shirt, die billigste Hose und die billigsten paar Schuhe gekauft, da die sowieso total eingesaut werden. Wenn ich mich an den Laden erinnere, in dem ich die Sachen gekauft hab, muss ich immer an das Lied von Kesha – “We are who we are” denken. Das Lied war zu dem Zeitpunkt chartmäßig ziemlich weit oben.

Es war beginnendes Wochenende und am Montag sollte es schon losgehen. Dafür musste man einen Vertrag unterschreiben, der dem Hostel von jeder gearbeiteten Stunde einen gewissen Dollar Betrag zusicherte. Anstatt bspw. 20,28 Dollar / Stunde wie in Melbourne bekam ich so nur 17,60 Dollar / Stunde. Das Hostel verdiente kräftig mit, ohne was zu tun. Zumindest verdienen sie unverhältnismäßig viel. Aber das Hostel stellte sich letztlich sowieso als ein ganz schön mieser Verein heraus. Die Stimmung zwischen Hostelmitarbeitern und Hostelgästen war nicht sehr gut. Für die Mitarbeiter waren wir Gäste wohl das erbärmliche Backpacker-Arbeiterpack ohne jeglichen Anstand. Meine Zimmergenossen waren Ben, ein Engländer, zwei, drei andere Kerle und zwei Brüder aus Estland. War echt interessant, denn Leute aus Estland hatte ich bisher noch nie getroffen. Selbst in Deutschland nicht. Estland hat ja auch gerade mal 1,3 Mio Einwohner. Ben war ein lustiger Vogel, mit dem ich des Öfteren rumscherzte.

Ich fand ihn so lustig, weil er so richtig typisches, sauberes, britisches Englisch sprach. Er war ganz nett drauf, wirklich was zusammen unternommen haben wir aber nicht. Er ging des Öfteren irgendwo feiern und hatte andere Leute, mit denen er die Zeit vertrieb. Es gab im Hostel einen großen Raum mit TV Leinwand, an der ich ab und zu Tennis guckte. Ansonsten gab es nur noch eine Tischtennisplatte. Mehr eigentlich nicht. Alles wirkte heruntergekommen, unser Zimmer erreichte man durch den recht dreckigen Hinterhof. Das Zimmer war auch nicht wirklich gepflegt. Es war ein 8er Zimmer und alles was uns zur Kühlung zur Verfügung stand war ein billiger Stand-Ventilator. Die sich immer wieder stauende Hitze im Zimmer war für mich das unerträglichste an allem. Aber die Führung des Hostels schienen die Zustände wohl nicht zu interessieren.

Oben durfte ich schlafen

Oben durfte ich schlafen

Wie gesagt, sie kehrten sich nicht wirklich um die Gäste. Sie boten eine halbwegs bezahlbare Unterkunft und vermittelten Jobs. Nach dem Motto: Friss oder stirb! An der Hostelrezeption hing sogar ein Zettel (in deutscher Sprache) über Sicherheitshinweise der örtlichen Polizei. Hinter der Tischtennisplatte wurden dann am Wochenende immer die Arbeitspläne ausgehängt. Dort musste man dann schauen, wann und wo man eingeteilt wurde.

Für mich hieß es Montag und Dienstag, 6 Uhr – Mario’s Sweet potatoes. Es waren nur der eine Estländer und ich eingeteilt. Mir wurde innerlich schlecht, als mir bewusst wurde, dass ich jetzt tatsächlich früh ins Bett muss, weil ich um 6 Uhr stramm stehen muss. Stramm stehen meine ich dabei sehr ernst. Unser Zimmer hatte eine Hintertür, die direkt um Parkplatz führte. Dort standen morgens immer die Busse bereit, die uns raus auf die Farmen fuhren. Man hatte pünktlich zu sein, sonst gabs Ärger. Man wurde also auf die einzelnen Busse verteilt und ich kam mir dabei vor wie so ein Pole in Deutschland. Die werden auch immer zu zwanzigst in einem Bus raus auf den Bau gefahren und wieder abgeholt.

Jedenfalls waren bei uns im Bus noch einige Asiaten. Ich freute mich, zu gern hätte ich mit Asiaten zusammengearbeitet. Wir kamen bei der ersten Farm an. Es war allerdings nicht Mario’s Sweetpotatoes, wo ich hinmusste. Es stiegen alle Asiaten aus. Der eine Estländer und ich waren die letzten im Bus. Als und der Fahrer auf Mario’s Farm rauswarf, kam ich mir ziemlich doof vor. Keine verkackte Menschenseele war dort. Der Bus fuhr wieder weg.

morgens 5.30 Uhr: Abfahrt auf die Farm

morgens 5.30 Uhr: Abfahrt auf die Farm

Es war so ca. 6 Uhr in der Früh. Totale Stille. Naja, ich dachte an die Arbeitszeit, die ja offiziell schon begonnen hatte und das damit sehr leicht verdiente Geld. Wir saßen also beide müde erstmal nur am Straßenrand rum. Der Estländer erzählte mir, er hätte schon mal auf ein paar Farmen gearbeitet, da er anhand meiner neuen Kleidung merkte, dass ich neu war. Er kam mit verdreckten Shirts und festem Schuhwerk daher, ich mit noch sauberen Turnschuhen.

Etwa eine halbe Stunde später kam dann jemand, es schien Mario zu sein. Ein etwas älterer Herr, so um die 70+ vielleicht. Aber noch recht gut in Schuss. Ihm folgten zwei mehr oder weniger fest angestellte Mitarbeiter, sehr komische Vögel. Der eine sah heruntergekommen aus, der andere sah zwar normal aus, machte er aber den Mund auf, dachte man ein Vogel spricht. Als wenn er gerade im Stimmbruch war, total verrückt. Naja, wir folgten eigentlich nur den Anweisungen und fuhren mit den beiden Typen raus aufs Feld. Mario blieb vorne am Eingang der Farm, wo auch eine Toilette und so war. Auf dem Feld mussten wir dann halt Süßkartoffeln ernten und in Kisten packen. Die Kisten kamen dann alle nach und nach auf den Pickup. Es war anstrengend, das auf Dauer und kniend in der Sonne zu mache

Und je voller die Kisten, desto schwerer. Und je schwerer, desto schwieriger war es auch, die Kisten hoch auf den Pickup zu hieven. Vor allem, weil dort gestapelt wurde. Schnell waren die unteren Plätze vollgepackt. Das hieß dann Kisten hochheben, was wiederum noch mehr Kraft beanspruchte. Als der Pickup voll beladen war, sind wir wieder vor gefahren, zu Mario. Dort wurden alle Süßkartoffeln in eine große Maschine geworfen. Sie lagen nun in einem Wasserbecken, damit der grobe Schmutz abgeht. Dann wurden die Süßkartoffeln von mir und dem Estländer mit Hilfe eines Besen abgeschrubbt, damit die noch hängengebliebene Erde auch abging. Über ein Förderband wurde die Ware dann weiter nach vorne geschickt, wo Mario und die anderen beiden Typen die Kartoffeln dann nach Qualität und Größe sortierten und schließlich in Holzkisten/Kartonagen verpackten.

Dann war das Ganze eigentlich auch schon verkaufsfertig. Zwischendurch hatten wir zwei, drei Mal Essenspause. Mario wirkte anfangs etwas streng, aber eigentlich war er gar nicht so. Im näheren Gespräch erzählte er, dass er die Farm eigentlich nur noch als Hobby betreibt, um ein paar Kunden zu bedienen. Dazu holt er sich dann immer ein, zwei Backpacker, die mithelfen. Es war ein gutes Gefühl, zu merken, dass er gar nicht so mies drauf war. Denn grundsätzlich hört man unter Backpackern immer, dass die Chefs der Farmen immer miesgelaunte Ausbeuter seien, die mit der Peitsche hinter dir stehen, wenn du mal 2 Minuten nicht arbeitest. Aber so war er zum Glück nicht. Auf Grund seines Alters war er doch eher lässig drauf und fragte nach, wo wir herkommen, was wir so machen und wer wir sind. Waren die Kisten also fertig gepackt, ging das gleiche Spiel von vorne los: Raus aufs Feld, Kartoffeln ernten, auf den Pickup laden, vor zum Eingang fahren, Kartoffeln waschen und verpacken. So gegen 17 Uhr ca. hatten wir dann Feierabend und wir sollten wieder mit dem Bus vom Hostel abgeholt werden. Sollten… Mario und seine Kumpanen waren inzwischen auch schon weg. Und so saßen wir dort allein auf der Farm herum und warteten wie die Idioten auf diesen Bus. Handyempfang gab es leider nicht.

Eine gute halbe Stunde zu spät kam dann der Hostel-Shuttle und nahm uns gnädiger Weise mit. Wir gesellten uns zu den anderen todmüden Arbeitern und fuhren ins Hostel. Im Hostel angekommen, ging es erstmal Duschen und Umziehen. Dann musste man sich mit Essen versorgen. Wie ich nun mal bin, bin ich oft mit ein paar anderen Kollegen einfach um die Ecke. In der 224 Bourbong Street gibt’s nämlich einen kleinen „Pizza Hut“ und der hatte immer günstige Tagesangebote. Das war perfekt für „nach dem Feierabend“. Und in der 226 Bourbong Street gibt’s auch einen „Red Rooster“. Das ist eine ausschließlich in Australien vertetene (Franchise) Fastfood Kette mit inzwischen 290 Filialen, die sich auf Brathähnchen, Pommes und andere Hühnerfleischprodukte spezialisiert. Im Hostel war dann halt Feierabendstimmung, man ruhte sich aus, guckte fern und ging zeitig ins Bett, um die harte Arbeit am nächsten Tag wieder zu schaffen.

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Ich überlegte wieder, wie ich weiterfahren soll und beschloss, nur 187 km höher, nach Hervey Bay zu fahren. Hier ist Sam, den wir in Darwin kennenlernten, beheimatet. Auch Hervey Bay hat grundsätzlich nichts Weltbewegendes zu bieten, aber mir es mal anschauen wollte ich schon. Ich buchte mich hier, nach längerer Zeit, mal wieder in einem echten YHA Hostel ein und buchte den Greyhound Bus hoch nach Hervey. Dort wieder das gleiche Spiel: Einchecken, Zimmer herrichten. Umgebung abchecken. Das Hostel lag zwar nur einen Steinwurf vom Strand entfernt, der Strand war aber auch total langweilig. Kein bisschen Wellengang…In die Stadt bin ich immer gelaufen, die Straße vom Hostel aus zog sich ca. 2-3 km, führte aber direkt ins Zentrum. Hier gab es dann wieder das obligatorische Shopping Zentrum mit allen benötigten Geschäften.

Außenterasse unseres Zimmers im Hostel, Noosa

Außenterasse unseres Zimmers im Hostel, Noosa

Ein paar Straßen weiter gab es einen kleinen Pizza Hut. Von dort rief ich dann auch mal meinen Vater an, da ich von meiner Mutter erfahren hatte, dass er auf Grund eines Magengeschwürs notoperiert wurde. Er war sehr überrascht über meinen Anruf und freute sich. Ich merkte, dass er gerne länger telefoniert hätte, aber ich konnte halt nicht länger als 20 Minuten nach Deutschland sprechen. Aber es ging ihm soweit wohl ganz gut, die Operation hatte er gut überstanden.

Auch ein Casino war in der Stadt. Für mich war vor allem die Außenwand interessant, da es dort eine Steckdose gab, an der ich des Öfteren mein Equipment (Notebook, USB Kabel, Handy) auspackte, um aufzuladen und online zu gehen. Vor allem, weil ich in meinem Hostelzimmer ein ungünstiges Bett abbekommen hatte. Einmal sprach mich ein Bediensteter des Casinos an und fragte, was ich da denn machen würde. Als ich ihm sagte, des ich nur kurz mein Notebook aufladen müsse und fragte, ob das in Ordnung sei, gab er mir die Erlaubnis. Auf meinem Rückweg zurück ins Hostel kam ich auch immer an so einer SB-Laundry (SB-Waschcenter) vorbei. Auch dort gab es Steckdosen. Und im Gegensatz zu allen andren Geschäften hatte dieser kleine Laden zum Glück sogar noch länger geöffnet. Zwar war der Laden mit Kamera ausgestattet, aber das hinderte mich nicht daran, dort abends tagtäglich auf dem Boden zu hocken, um mit Meiner Freundin in Deutschland zu chatten.

Es war der 26. Januar 2011 und das bedeutet: Australia Day! An diesem Tag feiern sich die Australier selber total ab. Bereits Tage vorher gibt es überall Landesflaggen, Schminke in den Landesfarben, Anhänger, FlipAndyps, Mützen und anderen Merchandise Krams. zu kaufen, um am 26.1. dann puren Nationalstolz zu zeigen und sich selber und seine Nation geil zu finden. Sogar Nutella hat eigens zum Australia Day eine eigene Sonderedition in der Nationalfarbe Gold rausgebracht.

Die Aussie Edition von Nutella anlässlich des „Australia Day“

Die Aussie Edition von Nutella anlässlich des „Australia Day“

Üblicherweise trifft man sich am Australia Day mit Bekannten zum Barby (Barbecue) und feiert die Ankunft der ersten britischen Siedler am 26. Januar 1788. Der Tag ist offizieller Nationalfeiertag und wird immer am 26.1. eines jeden Jahres gefeiert. Sollte dieser Tag aber auf ein Wochenende fallen, wird der arbeitsfreie Feiertag, wie in Australien üblich, am Montag nachgeholt. :)

„Australia Day“ zelebrierende Aussies am Strand von Hervey Bay

„Australia Day“ zelebrierende Aussies am Strand von Hervey Bay

Einige sehen diesen Tag jedoch skeptisch, da er letztendlich auch an die Unterwerfung der Aborigines erinnert, die ja schon lange vor Ankunft der Briten in Australien lebten. Grundsätzlich konnte ich aber eine lockere Feierstimmung wahrnehmen. Die Leute laufen halt, wie bspw. nach einem Sieg der deutschen Nationalelf bei einem WM-Spiel, mit Flaggen verkleidet durch die Straßen und rufen typische Schlachtrufe wie “Aussie, Aussie, Aussie – Oi, Oi,  Oi! Ich fand es aber sehr interessant zu sehen, wie leicht hier mit

Nationalstolz, fern von Sport, umgegangen wird. Ich denke nicht, dass in Deutschland ein “Germany-Day” so ohne weiteres möglich wäre.
Langsam wollte ich wieder weiterziehen. Von “1770” las ich dann des Öfteren. Der Ort heißt wirklich nur “1770” – in Erinnerung an James Cook, der 1770 dort mit seinem Schiff und seiner Truppe strandete. Der Name führt manchmal zu Verwirrung, da er nicht einheitlich gleich geschrieben wird. Manchmal wird er als “1770” geführt, manchmal aber auch als “Seventeen Seventy” (in Google Maps z.B.). Aber als unbedingt besuchenswert erschien mir “1770”, mit seinen gerade mal 221 Einwohnern, ehrlich gesagt nicht.

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