Am besagten Tag sollte ich dann bei mir im Hostel abgeholt werden. “Sollte”, weil zunächst niemand kam und ich schon leichte Panik bekam, mein Boot zur Insel zu verpassen. Aber die Angestellten im Hostel riefen irgendwelche Leute an und klärten es ab. Später kam dann irgendwer in irgendeinem Auto (es war kein offizielles Taxi) und ich stieg ein. Ich hatte keine direkte Ahnung, wohin es ging, ich wusste nur, dass wir zu irgendeinem Hafen fahren würden. Als wir dort ankamen, hielten wir an einem Strand. Ein wirklicher “Hafen” war es nicht. Mein Taxifahrer brachte mich zu einem anderen Typen, der am Wasser stand und an einem Motorboot rumfuchtelte. Sie sprachen irgendwas…Er kam zu mir…”Bulaa!” Dann sollte ich mein Ticket vorzeigen und abgeben. Er sagte ich solle mich zu den beiden anderen Mädchen am Rand setzen und noch einen Moment warten. Es saßen dort zwei andere deutsche Mädels, mit denen ich ins Gespräch kam.

Sie kamen von Ihrem Work & Travel aus Neuseeland und waren auch auf einem Stopover Aufenthalt auf den Fiji Inseln. Die eine von den beiden war sogar etwas enttäuscht und erzählte, dass sie auch für ein paar Wochen in Australien gewesen sei und sich inzwischen wünscht, sie hätte ihr Work & Travel doch lieber in Australien gemacht, da es einfach größer und dadurch doch reizvoller sei. Wir saßen also zu dritt auf dem Boden und warteten, bis wir aufs Boot durften. Der Typ wollte mein Ticket behalten, aber ich bat unbedingt darum, mir ein neues für die Rückfahrt auszustellen, damit ich was ich den Händen hab. Es war alles so einfach organisiert, keine Technik, immer Handeln und absprechen, das war mir zu riskant. Nachher sagen sie, ich hätte für die Rückfahrt noch kein Ticket gekauft oder so.

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Er sagte zwar, sie würden mich definitiv in 3 Tagen wieder abholen, aber ich ging auf “Nummer Sicher”. Also schrieb er mir schnell einen “Wisch” und gab mir den dann. Als das Boot bereit war, stiegen wir ein und sausten los. Es war richtig geil mit so einem richtig schnellen Motorboot über den Ozean zu heizen. Man verstand zwar kaum noch ein Wort, wegen des Motors, aber cool war es trotzdem. So zwischen 80-100 km/h waren es sicherlich! Wir fuhren zunächst eine andere Insel an und holten dort ein paar Leute ab, die auf eine andere Insel fahren wollten. Dann fuhren wir weiter zu wiederrum einer anderen Insel, wo die beiden Mädels ausstiegen. Erst dann ging es zu Malolo Island, wo ich und noch ein Typ dann ausgestiegen sind. Dort wurden wir von einem Typ abgeholt, der uns und unser Gepäck auf einem Traktor mit Anhänger am Ufer entlang vom Anlegesteg zur Hostelanlage mitnahm. Die Insel, oder zumindest die Seite, an der wir uns befanden bestand eigentlich nur aus unserer Hostelanlage.

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Später werde ich von einem einheimischen Fijianer erfahren, dass auf der anderen Inselseite noch mehr los ist, aber auf dieser Inselseite gab es nichts, außer unserem Hostel. Von unten ging es recht steil hoch, die Insel war sehr sehr hügelig. Ganz unten war der Strand, eine Hängematte, ein paar Bungalows, ein Volleyballfeld usw., etwas höher dann ein Pool mit Liegen und ein paar kleine Wege, die zu Bungalows führten. Noch etwas höher befand sich dann ein kleines Häuschen, komplett aus Holz. Das war unser “Hostelzimmer”. Es war sehr luftig, da die Türen immer offen standen bzw. um ehrlich zu sein gab es nicht mal welche, glaube ich. Es gab hier etwa 10-12 Bette, zwei Klo’s und zwei Duschen. Deckenventilatoren waren vorhanden. Das Haus hatte zwei Ein- und Ausgänge. Einer ging hinunter in Richtung Ufer, der andere entgegengesetzt hinauf in Richtung Rezeption/Lobby/Bar/Mittelpunkt der Anlage.

Man musste von unserem Haus noch einen kurzen Weg laufen und dann ging es wieder eine ziemlich steile Steintreppe hinauf. Dann befand man sich im Hauptbereich der Hostelanlage und damit auch ziemlich weit oben auf der Insel. Hier oben war alles mit feinem Strandsand ausgelegt, es gab Bänke und Tische, eine Bar und auch die Rezeption.  Von hier oben konnte man wunderbar auf den Ozean blicken und hatte eine tolle Übersicht in die Ferne und rundherum. Ich checkte zunächst einmal ein. Die Anlage war sehr ruhig, es waren kaum Gäste zugegen. Betrieben wurde das Hostel von einem britischen Ehepaar, die vor einigen Jahren aus Großbritannien hierher ausgewandert sind. Die Dame hatte recht weiße Haare und eine tiefe, kräftige Stimme. Sie erklärte uns was es hier gibt, wo was ist und wie der Ablauf im Hostel ist. Sie lud uns dann auch zu einer “Kava Zeremonie” ein, die ich ja inzwischen schon kannte.

Im Hostelpreis inbegriffen war ein Frühstück und gegen einen akzeptablen Aufpreis gab es ein richtiges, warmes Abendessen. Ich fühlte mich total wie in einem Sommerurlaub mit All-Inclusive: Wir gingen morgens zum Frühstück und durften zwischen verschiedenen Mahlzeiten für das Abendessen wählen. Abends trafen wir uns dann alle oben und bekamen frisch gemachtes Essen mit Nachtisch und allem drum und dran serviert. Die junge hübsche Dame an der Bar war eine einheimische Fijianerin, natürlich mit der auf Fiji üblichen Hibiskus Blüte im Haar (auch Männer tragen die). Ihren Namen habe ich leider vergessen, aber sie war sehr sehr freundlich und fragte jedes Mal, wenn wir uns sahen, wie es mir geht und was ich so gemacht habe. Man spürte diese Gelassenheit in ihr. Ich stellte mir ihren Alltag hier oben vor.

Nach dem Frühstück muss es zunächst recht langweilig sein, denn viele Gäste, die hier tagsüber Drinks zu sich nehmen und bewirtet werden wollen, schien es nicht zu geben. Die Betten und Bungalows wurden von anderen, eher jugendlichen Fijis gesäubert. Ich fragte mich, was sie also den ganzen lieben langen Tag so macht… Der Hausherr, so hatte ich mitbekommen, fuhr jeden Morgen erstmal mit seinem Hund zusammen im Boot nach Viti Levu und besorgte sich eine aktuelle Tageszeitung, die er anschließend bei einem genüsslichen Kaffee und viel Ruhe durchlas. Ja und ich, ich wusste zunächst auch nicht so recht, was ich nach dem Frühstück anstellen soll. Der Strand war leider bei weitem nicht so schön wie an den Nachbarinseln, das Wasser hatte keinen starken Wellengang, war kaum tief und war dadurch ziemlich warm, fast schon aufgeheizt. Es gab unten am Ufer kleine Boote, von denen ich mir eins nahm und etwas raus paddelte, um die Natur und Tiere ein bisschen zu erforschen. Das Wasser war glasklar. Ansonsten lag ich ziemlich viel in der Hängematte am Strand, hörte Musik und machte mir viele Gedanken zu meiner Rückkehr nach Deutschland und meine weitere Zukunft.

Wie wird das Gefühl sein, wieder in seine Heimat zurückzukehren, wenn alles so vertraut ist? So schön meine ganzen Abenteuer waren und so gerne ich das alles hier jederzeit sofort wieder machen würde, ich freute mich trotzdem total auf Deutschland. Zumindest auf die erste Zeit wieder daheim. Vom Hostel wurden auch ein paar Aktivitäten wie z.B. ein Volleyball Turnier zwischen den Gästen gegen die Angestellten angeboten, aber zumindest das erste, das geplant war, wurde wohl mangels interessierter Gäste abgesagt. Es herrschte hier wirklich gähnende Leere und so langsam wurde mir bewusst, warum mich der Typ aus dem Hostel in Nadi auf eine andere Insel schicken wollte. Wobei ich persönlich es jetzt nicht unbedingt komplett schlecht fand. Klar, es war total ruhig und der Tag zog sich ziemlich, aber ich finde, das gehört irgendwie dazu. Wenn man an Fiji denkt, denkt man doch an tramhafte Strände, unendliche Ruhe, eine Hängematte und „den ganzen Tag lang Gammeln“.

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Und genau so war es hier tatsächlich auch. Gut, der traumhafte weisse Sandstrand mit schöner Brandung, tiefem Ozean, in dem man tauchen kann und tolle Palmen fehlten im Resort leider, das war das Doofe. Hierfür hätte ich zum Beispiel nach Beachcomber Island fahren müssen, wo ich mit dem Taxi kurz gewesen bin.  Dort sah es wirklich richtig traumhaft aus und es war einiges mehr los. Die Gäste dort werden von fijianischen Musikern begrüßt, die mit den Gästen musizieren, diesen die Traditionen zeigen und viel Spaß miteinander haben. Hier war deutlich mehr “Leben” auf der Insel zu spüren, als auf Malolo Island. Ich finde, beides hat was für sich. Gegen Abend trafen wir paar wenigen auf Malolo uns dann wie bereits erwähnt oben in der Lobby zum Essen und Kartenspielen. Die anderen kamen aus England, Kanada und Frankreich. Sie bemängelten die langweilige Stimmung und waren froh, dass sie nun  auf eine andere Insel weiterziehen konnten.

 

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Am letzten Tag auf der Insel hatte ich einfach mal Lust ein bisschen rumzulaufen. Deshalb bin ich an der Lobby vorbei und die Grashügel noch weiter hoch gelaufen, um zu schauen, was es ganz oben so gibt und ob man vielleicht von oben auf die andere Seite der Insel schauen kann.  Auf der Spitze von Malolo Island angekommen, hatte ich einen richtig geilen Ausblick. Von hier sah man auch ein schickes Haus, das wohl der Privatwohnsitz der Hostelbetreiber war. Die Insel war aber doch viel weiträumiger, als ich vorher dachte. ich hatte mir vorgestellt, ich laufe einfach bis zum Höhepunkt der Insel und kann dann auf die andere Seite runterlaufen, aber dem war natürlich nicht so. Ich lief ein bisschen, drehte dann aber doch wieder um, da es keinen Sinn hatte. Mal kurz so eben auf die andere Seite “runterhoppen” ging nicht. Ich machte ein paar Fotos von da oben aus und genoss die Aussicht. Anschließend wollte ich an der Rezeption kurz ins Internet, um meine E-Mails und Facebook zu prüfen. Hier wurde allen Ernstes nach jeder einzelnen Sekunde (!) abgerechnet. Ich lies mich darauf ein, wollte ja nur kurz das Wichtigste machen. Als gmx.de aber nach sage und schreibe 120 Sekunden noch immer nicht vollständig geladen war, gab ich auf. Schade eigentlich, denn auf einigen Nachbar Inseln gab es offenbar deutlich schnelleres Internet und zwar kostenfrei. Das hat mir einer aus meinem Zimmer erzählt.

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Dann war meine Zeit auf Malolo auch schon wieder rum und ich packte meine Sachen zusammen. Zum Schluss ging ich nochmal hoch zur Bar, um mich bei der netten jungen Lady noch kurz zu bedanken und zu verabschieden. Ich bin dann mit meinem Backpacker Rucksack vor zum Bootsanlegesteg gelaufen und musste noch etwas warten. Gerade kamen zwei Fijianer von ihrem Fischfang zurück und ich kam kurz mit ihnen ins Gespräch. Sie fragten mich, wie Fiji mir gefällt und so. Dabei erzählten Sie mir dann, dass das Funky Fish Resort (meine Hostelanlage) nicht die Einzige auf Malolo sei und auf der anderen Inselseite noch mehr los ist und sie dort wohnen würden. Ich war überrascht, denn wenn man im Funky Fish residiert, hat man das Gefühl, die Insel sei total verlassen. Naja, dann kam irgendwann wieder der Yasawa Flyer (das Motorboot-Taxi) und nahm uns mit.

Wir klapperten ein paar andere Inseln ab und ließen dort Leute raus, nahmen welche mit auf. Dabei konnte ich wirklich noch viele andere Inseln sehen und war schon ein bisschen neidisch, als ich die tollen Strände mit dem tiefblauen Wasser sah. Hier war einfach Urlaubsfeeling mit Schnorcheln, Strandbar und Co. in vollem Gange. Naja, ich konnte es nicht ändern, meine Zeit auf Malolo war trotzdem definitiv nicht vergeudet. Wir sind dann wieder Richtung Viti Levu gecruised, auf dem Boot waren einige Leute, die sich vom Hin- und Herhoppen von der einen auf die andere Insel schon kannten. Am “Hafen” angekommen, mussten wir noch ‘nen kleines Stück durchs Wasser laufen, da das Boot nicht bis ganz vorne ans Ufer fuhr. Jetzt hieß es “Aufpassen und nicht mit dem Gepäck hinfallen, sonst hast du ein Problem”. Es warteten schon ein paar Taxifahrer auf uns, die gutes Geschäft witterten. Wir teilten uns also auf die Autos auf und fuhren dann zu den jeweiligen Unterkünften.

Ich war der letzte Gast im Taxi und irgendwie war mir der Taxifahrer auch nicht ganz geheuer. Ich merkte, wie er das Taxameter gekonnt durch seine abgelegte Mütze verdecken wollte und sprach ihn daraufhin an. Er solle bitte per Taxameter abrechnen, bat ich ihn freundlich. Die Jungs dort versuchen echt alles…Es handelte sich um einen Mittfünfziger, indischer Herkunft. Wir sprachen ein wenig über Leben auf Fiji und in Europa, er erzählte mir stolz von seiner Tochter und das er sie demnächst verheiraten wird. Selbstverständlich nur an einen sehr gebildeten Mann, einen Arzt zum Beispiel. Ich entgegnete ihm, ob er das für richtig halte, seiner Tochter einfach einen fremden Kerl vor die Nase zu setzen und über Ihren Kopf hinweg eine Hochzeit zu erzwingen, obwohl sie diesen Mann vielleicht gar nicht liebt. Er erklärte mir, dass sie natürlich auch wählen und die Männer ablehnen darf, aber es muss auf jeden Fall einer aus Papas Auswahl sein. Ich dachte nur “…die arme Tochter”.

Aber gut, andere Länder, andere Sitten! Zum Glück waren wir dann in der Queens Road in Nadi angekommen, sonst hätte ich mich wohl nur noch mehr über sein sturres Steinzeitdenken aufgeregt. Ich bin dann nochmal für eine weitere Nacht ins Hostel.

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