In Darwin lernte ich dann nach und nach noch so die wichtigsten Leute rund um Andy’s Leben kennen. Da waren noch Andrew, der beste Freund von Andy. Er führt in Darwin einen Pie-Shop. Er war mit Lotty zusammen. Lotty kam ursprünglich auch als englische Backpackerin nach Darwin, schlief dort laut Andy’s Aussagen mit einem Barbesitzer und lernte dann durch Andy eben Andrew kennen, mit dem sie seitdem zusammen ist. Andy erzählte mir sie sah damals richtig heruntergekommen aus, so hippimäßig. Erst durch Andrew, der ihr fast alles ermöglichte und zahlte, entwickelte sie sich zu einer Dame, die allerdings sehr zickig und eifersüchtig wurde. Andrew sieht sehr gut aus und nutze dies in seinen vorherigen Lebensjahren laut Andy auch verdammt viel aus. Lotty konnte sich einfach nicht vorstellen, dass Andrew sein Leben für sie geändert hatte.

Ab und an sah ich auch MoAnja, ursprünglich eine „Kiwi“, also eine Neuseeländerin. Sie war auch eine sehr gute Freundin von Andy. Das waren so die engsten Personen um Andy herum und je länger ich bei Andy wohnte, desto stärker wurde ich in dessen Leben integriert. Es schaute immer mal irgendjemand bei ihm, mal angekündigt, mal unangekündigt, vorbei. Es gab fast kaum einen Tag, an dem Andy mal nicht irgendeinen Gast zu Besuch hatte. Lucia, eine von Andy’s 8 oder 9 Schwestern lebt auch in Darwin und kam auch immer mal mit ihren kleinen Kindern vorbei: Ashton, Sasha, Ethan. Ashton und Sasha verkrochen sich aber immer sofort vor den Fernseher und waren nicht mehr ansprechbar. Ashton ist noch zu klein. Lucia führt mit ihrem Mann ein Café direkt in der Darwin Mall (City) gegenüber von einem der Souvenirshops. Sie war somit auch die Tante von Anil. Es gibt gegenüber von dem Café auch einen weiteren recht großen Souvenirshop, der in den Händen von Chinesen war, die laut Andy auch zu seiner Familie gehören und ein Stockwerk über dem Shop war ein Internetcafé, das ebenfalls von Andy’s Familienangehörigen betrieben wird. Zu denen hat er aber nicht allzu viel Kontakt. Wie man sieht, Andy’s Familie ist wirklich groß und er kennt überall irgendwelche Leute. Und das nicht nur in Darwin.

Oft kam auch Bob, unser Nachbar aus einer anderen Unit vorbei. Bob hämmerte mit Vorliebe schön laut an Andy’s Unit, um ihn zu erschrecken. Bob war ein Schrank mit dicken Oberarmen. Er kam öfter mal mit einem Bier rüber, wenn er gerade keine Lust mehr auf seine Frau hatte. Bob war auch ursprünglich aus Neuseeland und eher der unteren Schicht zugeordnet. Er hasste Aboriginals abgrundtief und musste sich oft beherrschen nicht handgreiflich zu werden. Er konnte wohl deren Gesänge und Rumgekreische am Abend nicht ertragen. Bob redete meist nur mit Andy, denn ich verstand fast kein Wort, von dem, was Bob redete. Er sprach einen solchen Aussie/Kiwi Slang, dem ich echt kaum noch folgen konnte. Seine Lippen bekam er beim Reden einfach nicht weit genug auseinander.  So vergingen nun also einige Tage und Wochen in Darwin. Mein Alltag bestand also eigentlich nur aus “Chillen”. Ich stand auf, ging in die Stadt, ging dort essen und Bier trinken, ging ins Internet, fuhr später wieder heim und trank weiter Bier und wenn das nicht im Haus war, dann Wein, guckte Fernsehen und ließ den Tag angenehm ausklingen. Wenn wir zu Hause waren, hielten wir uns meistens zum Sit-In auf der Terrasse auf.  In meiner Zeit in Darwin trank ich für meine Verhältnisse schon echt viel. Ich kann sagen, es verging nicht ein einziger Tag ohne Alkohol.

Es herrschte dabei aber immer eine recht lockere Atmosphäre. Ein ziemlich abgeknickter, vertrockneter Kaktus stand auf dem Glastisch neben dem Aschenbecher. “Andrew’s Dig”, hieß der, erzählte mir Andy. Die Deckenventilatoren liefen immer mit “voller Power”, meist lief auch der Fernseher nebenbei.

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Aussie Stubby Cooler für australische „Stubbys“ (375 ml Bierflasche)

Inzwischen hatte ich mich gut eingelebt und einige TV-Sendungen gehörten schon zu meinem “Alltag”. Das US Format “Hell’s Kitchen’ z.B. schaute ich mir jede Woche an. Es gab auch in Deutschland davon mal einen Ableger mit Christian Rach. Die US Version ist aber mit Gordon Ramsay, einem mit 15 Michelin Sternen ausgezeichnetem Koch aus Schottland. Die US Version ist halt typisch US-Fernsehen: Jeder zweite Satz wird ausgepiepst, weil er “Fuck” enthält. Ich finds ziemlich unterhaltsam, zwei Teams mit Amateuren müssen immer gegeneinander Kochen und den Betrieb eines ganzen Restaurants aufrechterhalten. Gordon überwacht alles und schreit regelmäßig die Leute zusammen. Nach und nach nominieren sich die Kandidaten und fliegen dann raus. Hin und wieder schaue ich auch heute noch die Sendung über das Internet.  Aber auch die sehr bekannte US Show “Ellen Degeneres” schaute ich regelmäßig an. Es ist eine Late Night Show mit Ellen Degeneres, die in Amerika ziemlich bekannt ist. Vor allem die “10 days of giveaways”, die sie jedes Jahr in der Vorweihnachtszeit in ihrer Show veranstaltet, sind ziemlich cool.

In diesen 10 Tagen schenkt Ellen dem Publikum ihrer Show alles Mögliche: Im Jahr 2013 z.B. erhielt in einer Show jeder dort Anwesende ein Flugticket aus den USA nach Australien, da sie Ihre Sendung für eine Woche aus Australien sendete. Dazu gab es noch allerlei Konsumgüter wie Smartphone etc. Aber nicht nur für einen Glücklichen, sondern für JEDEN dort. Die Leute flippen total aus, USA halt.:) Ansonsten ist es halt ‘ne normale Latenight Show mit Talkgästen usw. Ich mag Ellen, deswegen find ich die Show ganz nett. Alternativ schaute ich noch die Simpsons oder andere  Zeichentrick Serien. Die liefen dort echt zu jeder Tageszeit.

Mit dem englischen Fernsehen hatte ich mittlerweile vom Verständnis her auch keine Probleme mehr. Hin und wieder schaute ich auch Sky News oder andere australische Nachrichten und den Wetter Kanal, auf dem den ganzen Tag lang das Wetter präsentiert wird. Was mir in meiner Zeit in Australien positiv aufgefallen ist, ist das Australien wirklich ziemlich “down under” ist. Diese ganzen negativen Nachrichten aus Europa, Finanzkrise usw. die wir jeden Tag in deutschen Medien durchkauen, sie waren hier kaum ein Thema. Ozeanien hat seine “eigenen Problemchen” und aus Europa wird ab und zu mal berichtet. Auch diese ganze Integrationsdebatte um die Türken in Deutschland und die Assis in deutschen Großstädten, die willkürlich Leute an Bahnhöfen vermöbeln, bli bla blub, gab es hier nicht. Ich fand das echt seeehr angenehm.

Nach einiger Zeit wurde mir aber dann doch bisschen langweilig, deswegen überlegte ich mir, was ich hier noch so tun könnte. Ich war schon ziemlich lange in Darwin, aber kannte es doch noch nicht so wirklich. Weil ich Anja, Laura, Andy und Co getroffen und kennengelernt habe, habe ich mich ganz anderen Dingen gewidmet und war gar nicht mehr als richtiger Tourist unterwegs. Deswegen informierte ich mich ein bisschen und widmete einige Vormittage ein paar Ausflügen. Zum Beispiel lief ich von Parap nach Fannie Bay, einem Nachbarstadtteil. Dort gab es das Fannie Bay Gaol, ein altes Gefängnis, das heute als Museum dient. Es war interessant, auch mal die Umgebung von Parap und somit noch ein paar andere Ecken Darwins zu erkundschaften als immer nur die City und Parap. Das Gefängnis war kostenfrei und bis 1979 in Betrieb. 1952 war die letzte Hinrichtung zwei rumänischer Immigranten, die einen Taxifahrer ermordeten.

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Am 24.12.1974, also sogesehen an unserem Heiligabend, stürmte in Darwin der Sturm “Tracy” und zerstörte in Darwin fast alles. 70% aller Gebäude in Darwin wurden niedergemacht, 71 Menschen kamen dabei sogar ums Leben. Auch das Gefängnis blieb davon nicht verschont. Heute stehen dort noch einige Reste, die man sich als Besucher ansehen kann. Es war ziemlich leer dort, kaum ein anderer Besucher war zugegen.

Man konnte noch einige Gefängniszellen erkennen und auch die Guillotine, deren Abgrund so tief war, das man unten nur noch ein schwarzes Nichts erkennen konnte. Aber es war schon krass, wenn man sich vorstellte, dass genau an dieser Stelle vor knapp 60 Jahren noch Menschen getötet wurden und die ganze Anlage von Straftätern bewohnt wurde. Manche Zellen waren eher moderne Einzelzellen, andere Zellen waren Sammelzellen für mehrere Leute, aber mit sehr wenig Privatsphäre. Abgetrennt nur mit billigem Maschendrahtzaun und die Toilette war auch nur durch eine kurze Trennwand geschützt, aber nicht wirklich von der restlichen Zelle abgetrennt. Heftige Umstände, wenn man sich das mal genau überlegt und wenn man wahrhaftig in den Original Mauern dieses Gefängnisses steht.

Als ich mir alles angesehen hatte, verließ ich das Gelände wieder und ging wieder zurück Richtung Parap. Der Weg führte mich zum Teil an ziemlich grünflächiger Küste entlang und ich war beeindruckt, denn alles sah sehr gepflegt aus. Irgendwie perfekt zum “Hinfletzen und Nickerchen machen”, wenn es denn nicht in der prallen Sonne gewesen wäre. Schade. Aber ich war so schon klitschnass geschwitzt, und das meine ich ernst. Mein Poloshirt war bei meinen Ausflügen in der Umgebung Darwin immer schon nach 20 Minuten vollkommen durchnässt, aber ich fands geil. Ich habe die Luftfeuchtigkeit und das tropisch feuchte Klima in Darwin lieben gelernt.

Als ich dann um die Mittagszeit wieder in Parap war, gings immer direkt unter die Dusche und ohne abzutrocknen ins Zimmer, auf die kleine Anrichte drauf und direkt unter die Klimaanlage. Ich hoffe es hat mich niemand gesehen, es muss bescheuert ausgesehen haben, wie ich da wie unter einem Fön (im Schwimmbad z.B.) meine Körperstellen der Klimaanlage entgegen gestreckt habe, um alles schön abzukühlen. Dieses Ritual, also vormittags immer Spaziergänge bis zum klatschnassen Outfit in der Umgebung und danach Dusche mit Klimaanlage hatte ich einige Male. Dann aß ich noch eine Kleinigkeit und fuhr in die City zu Anja und Andy. Ich hatte so z.B. auch irgendwo in der Umgebung einen verlassenen, in mitten von Grünflächen eingebetteten See ausfindig gemacht, zu dem ich mich manchmal zurückzog und mit mp3 Player im Ohr an Deutschland und meine Zukunft dachte. War schon ganz nett irgendwie. Irgendwann zog Anil dann bei seiner Tante Lucia ein, sodass ich dann endlich das freie Zimmer beziehen konnte.
Ich hatte Andy ab und an angeboten etwas zu bezahlen, aber wie er nun mal ist, wollte er nichts. Ich zahle ab und an einen Karton Bier, den ich im Bottle Shop in Parap besorgte. Hier entdeckte ich übrigens sogar mal Henninger Bier, gebraut in 60598 Frankfurt am Main – Germany, ein echtes Heimatsgefühl :)

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…als das Bier leer war…

…als das Bier leer war… ;-)

Dieser ca. 50cm kleine Freund begegnete mir zufällig auf dem Weg nach Hause ;-)

Dieser ca. 50cm kleine Freund begegnete mir zufällig auf dem Weg nach Hause ;-)

Nach und nach wurde ich in Andy’s Leben integriert. Andy’s Leben ging wirklich drunter und drüber. Jede Menge Action. Ich verstehe einiges bis heute nicht. Nach einigen Wochen war Andy mir echt anstrengend geworden. Er ist nun mal die letzten 15 Jahre lang allein gewesen und lebt auch dementsprechend. Er macht das, worauf er gerade Lust hat und ist super spontan. Wenn er etwas sagt, kann es schon in 10 Minuten Geschichte sein. Er zeigte mich ab und an seinen Freunden und stellte mich vor, ein bisschen Stolz auf seinen “german man” war er dabei schon.

Wenn Alex vorbei kam, war es immer echt lustig. Alex war derjenige aus Mauritius. Er war meist ziemlich “breit” und immer am Dauergrinsen. Er nahm Andy aber leider oft  total aus, soff sämtlichen Alkohol bei Andy weg und wenn Alex kam, gab es immer viel zu rauchen. Alex wollte immer nur Party machen, schlief dann meistens aber vorher irgendwo ein. Er hatte auch einige Frauengeschichten am Laufen. Da war z.B. mal Birte, eine Frau aus Deutschland, mit der er was hatte und in die er sich angeblich verliebt hatte. Ich saß mal mit ihr, Alex und Anja im Monsoons beim Bier zusammen. Naja, Andy und Alex pflegten wirklich eine reine Hassliebe. Andy war sauer auf Alex, da Alex Andy immer zum Trinken und Geld ausgeben überredete, was dann immer im Desaster endete. Desaster im Sinne von „direkt nach Feierabend Party machen bis spät in die Nacht und dann von der Polizei eingebuchtet werden…“ Außerdem fraß Alex immer Andy’s Kühlschrank leer und hinterließ alles wie einen Saustall. Aber Andy ließ sich immer wieder von Alex mitreißen und verzieh ihm auch immer wieder. Alex kam ja aus sehr reichen Verhältnissen und hatte Andy auch mal einen sehr wertvollen Familienring von Alex Familie aus Mauritius mitgebracht, mit dem er Andy dann mal einen Heiratsantrag machte. Ich weiß nicht, ob das alles nur Spaß war oder nicht.

Keine Ahnung… Andrew, Andy’s bester Freund, lebt mit Lotty und Alex in einem City Appartement mitten in der City in Darwin. Es ist ein Appartement in einem dieser sogenannten “Beachfront”-Hochhäuser. Sie bieten einen genialen Ausblick auf den Ozean und  sind deshalb auch recht teuer. Das Appartement gehört eigentlich auch Andy, aber er vermietete es an Andrew, Lotty und Alex, da er selber dort nicht wohnen wollte.

Mein Leben in Darwin lief also so dahin…an einem Sonntag war in ganz Australien Ausnahmezustand, denn das AFL, Australien Football League, Finale zwischen Collingwood und St. Kilda fand statt. Für die Australier ein sehr wichtiges Spiel, vergleichbar mit einem Bundesliga Finale in Deutschland. Schon Tage vorher war gute Stimmung im Land und jeder, selbst die obdachlosen Aboriginals, gaben untereinander ihre Tipps ab und man fragte sich gegenseitig nach Vorhersagen für den Sieg. Den Sonntag fanden dann überall Public Viewing Events statt und die Straßen waren alle leer. Der ganze Kontinent war im “Footy“ (Australien Football) Fieber, mich interessierte diese Sportart hingegen keinen Zentimeter. Naja, was solls, ich betrachtete das Ganze “von außerhalb” und fand’s lustig zu zusehen. Zum Schluss gewann übrigens St. Kilda.

Inzwischen war ich von Andy’s täglichem oder fast stündlichem Hin und Her aber echt ziemlich genervt. Das Leben bei und mit Andy war anstrengend geworden. Ich war froh, wenn ich alleine zu Hause war und einfach nur Ruhe hatte. Sobald Andy zuhause war, musste meine Aufmerksamkeit vollkommen ihm gehören. Dass ich einfach mal nur in Ruhe in meinem Zimmer am PC oder Buch bleiben wollte, verstand er nicht. Ab und zu, wurde er auch mir gegenüber sauer. Angeblich sei ich doch total mies, würde hinter seinem Rücken mit Anja über ihn ablästern und ihn nur ausnutzen. Ich würde nichts zahlen und total egoistisch sein. In diesen Momenten verstand ich wirklich nicht, was ihn ihm vorging. Vor allem kam das ein paar Mal von jetzt auf gleich. Wir unterhielten uns über irgendetwas und auf einmal fing er an, schlecht über mich zu reden. Naja, meistens legte es sich dann wieder, am nächsten Tag war alles wieder in Ordnung.

Dann kann ich mich auch noch recht gut an eine andere Sache erinnern: Eines Tages bin ich Am Nachmittag mit Anja heimgefahren und fing schon mal an, Essen zu kochen. Andy sollte ein bis zwei Stunden später nachkommen. Doch er kam nicht. Das Essen war längst fertig, ich wartete – und wartete. Ich glaube irgendwann schrieb er sogar eine SMS, dass er später kommen wird. Naja, irgendwann bin ich dann ins Bett. Ich hasste diese Abende, an denen er erst spät heim kam, da ich nie wusste, in welchem Zustand, in welcher Stimmung er heim kam. Manchmal war aggressiv und total angepisst, bekam dann Ausraster. Der sonst so liebevolle Andy, der jeden liebevoll „Darling“ nennt und immer ein offenes Ohr für jeden hat. Jedenfalls kam er die ganze Nacht nicht nachhause. So gegen 8 Uhr am Morgen vibrierte dann mein Handy, da eine SMS eintraf.
Andy schrieb mir ich sollte ihm ein frisches Hemd in den Souvenirshop bringen. 2 Min später rief er an, ich soll mich bitte beeilen, wo ich denn bleibe. Ich sagte ihm, dass ich komme, sobald ich mich angezogen habe und er müsse ja erst um 9 Uhr anfangen zu arbeiten. 10 Min später ruft er wieder an und erkundigt sich, ob ich komme.“ Jaaa, ich komme doch in die Scheiss Stadt, um dir dein blödes Hemd zu bringen“, dachte ich mir innerlich. Für solche Aktionen hasste ich Andy!

Anyway, so gegen 9 Uhr war ich dann also außerplanmäßig schon im Souvenirshop und brachte ihm frische Klamotten. Anja war auch da- Andy hatte wohl die ganze Nacht durchgefeiert. Aber er zog es eiskalt durch…Ohne Schlaf stand er dann hinter der Theke und verkaufte übermotiviert Touristen Souvenirs. Gegen 13 Uhr ging es dann in der Mittagspause im Moonsoon’s mit ein paar Bier weiter. Same procedure as every day halt, hehe. That’s Darwin life.

Bisschen langweilig war der Alltag aber dann trotzdem und Andy meinte ich sollte die Zeit bis Weihnachten zum Geldverdienen nutzen. Er bot mir an, sich nach einem Job in dem Internetcafé seiner Familie umzuhören, doch ich lehnte ab. Im Souvenirshop wollte ich auch nicht arbeiten, irgendwie ist der direkte Kundenkontakt im Verkauf nicht mein Ding. Er sprach mit Andrew, der ja eine Ecke weiter den Pie Shop besaß, in dem Andrew auch Alex beschäftigte… Andrew bot mir daraufhin tatsächlich einen Job im Pie Shop an, sogar extra im hinteren Bereich, eher im Küchenbereich, also nicht direkt an der Theke. Aber ich blockte auch hier ab, da ich nicht wirklich wusste, was ich wollte. Das ganze Hin und Her mit Andy und seinen Leuten stimmte mich irgendwie komisch und ich wollte eigentlich nur noch die Zeit bis Weihnachten rumkriegen und nichts Großes wie jetzt z.B. einen Job anfangen, vermute ich mal. Später aber werde ich merken, dass es mir den Alltag wahrscheinlich viel leichter und erträglicher gemacht hätte, wenn ich eine Beschäftigung angenommen hätte.

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Ich war nun seit gut zwei Wochen in Perth und hatte mich in den letzten Tagen entschlossen erst mal zurück nach Darwin zu fliegen. 4000 km ging es also wieder Richtung Norden in mein tropisches Darwin. Inzwischen liebte ich diesen Moment, wenn ich die Türschwelle des Flugzeuges übertrat, mich auf der Flugzeugtreppe befand und mich diese einzigartige Wand der feuchten und zugleich warmen, tropischen Luft mit voller Wucht erschlug. Aber wenige Schritte weiter gelang man schon in den Innenbereich des Flughafengebäudes bzw. eines Kühlschrankes. In Darwin sind viele Gebäude, Busse etc. einfach richtig schön runtergekühlt. Und dieser Moment von draußen nach drinnen, drinnen nach draußen, achja, ich liebte es einfach.

Naja…Mit Anja und Andy hatte ich ausgemacht, dass sie mich am Flughafen abholen. Zunächst war keiner zu sehen. Doch dann bekam ich eine typisch Anja bzw. Andy aussagekräftige Textmessage: “Call”, dann eine zweite “Where r u”. Nach kurzem Hin und Her fanden wir uns dann aber gegenseitig und ich stieg bei Anja mit ins Auto ein, wo Andy auch schon auf mich wartete. Dann ging es über den Highway zurück in die City. Das Wetter war wie immer: sonnig. Als Andy dann allen ernstes mitten auf dem Highway ein Sixpack Carlton Draught auspackte und mich mit “Welcome back home, Darling” willkommen hieß wusste ich wirklich, dass Darwin mittlerweile mein Zuhause in Australien geworden war und ich wahnsinnig froh war, solche Leute kennengelernt zu haben.

Ich muss zugeben, nach meiner Abreise aus Darwin Ende September hatte ich in Melbourne nur ab und an getrunken, in Perth überhaupt nicht. Die Geste mit dem Bier auf der Fahrt vom Flughafen in die City war einfach nur genial und typisch Darwin eben. “Easy going, Mate”. Das ist hier der Lifestyle, hehe. Ich fands auch so klasse, dass man, vor allem unter Backpackern, kaum auf sein Äußeres achten musste. Unter Backpackern galt oft einfach die Devise: Lieber praktisch, als stylish. Nochmal schnell zum Thailänder um die Ecke, aber keine Lust auf Schuhe? Egal, dann halt barfuß, keiner guckt einen deswegen schräg an. Und das war ziemlich lässig.

Ich zog also erst mal wieder bei Andy ein und machte mir nun Gedanken, wie es weiter gehen sollte. Es war Anfang Dezember und ich war unsicher, was ich tun sollte. Ich mein, ich wollte schon gerne über Weihnachten hier sein, da ich hier eben einige bereits kenne und ja, quasi zuhause war. Andererseits waren es noch gut 3,5 Wochen bis Weihnachten und das würde sich schon ganz schön ziehen von der Zeit her. Denn Darwin ist halt doch eher klein und so wahnsinnig viel zu tun und zu sehen, wie bspw. in Sydney, gibt es hier nicht. Inzwischen war ja auch Laura längst wieder weg. Sie war am 31.10 schon nach Deutschland zurück, da ihr Touristenvisum abgelaufen war.

Wir hatten uns irgendwie immer verpasst. Ich war mit Nazli auf Bali, als wir zurück kamen, war Laura mit Sam und Dan auf dem Trip an der Westküste, dann bin ich ja aus Darwin weg nach Melbourne und Laura war Mitte/Ende Oktober eben wieder in Darwin und Andyg zurück nach Deutschland. Ich bin dann aber noch nach Perth und kam erst Anfang Dezember wieder. Ich entschied mich dann aber auf jeden Fall bis Weihnachten zu bleiben. Auch wenn ich schon etwas Angst vor der Langeweile hatte, aber einen anderen Plan gab es irgendwie nicht. Eine andere Sache war dann auch noch New Year’s Eve. Denn Silvester wollte ich natürlich, wie fast ganz Australien, traditionell in Sydney feiern. Nur Anfang Dezember den Silvesterabend in Sydney planen ist halt im Prinzip völlig für die Tonne.

Da muss man so gesehen schon ein halbes Jahr vorher gucken, damit man ein Zimmer zu akzeptablen Preisen bekommt. Naja, und so begann für mich irgendwie ein „Alltag“ in Darwin. Ein Alltag aus Langeweile, Rumchillen, Trinken, Rauchen und Essen. Eigentlich ein perfektes Leben, da ich nichts zu tun hatte und machen konnte, was ich wollte. Also Andy ging morgens immer gegen 9 Uhr arbeiten, entweder ließ er sich mit dem Taxi in die Stadt fahren oder Anja holte ihn an. Gegen 9 oder 10 stand ich dann auf und frühstückte etwas. So um 11 oder 12 nahm ich dann den Bus in die City und schaute in den Souvenirshops vorbei und hing rum.
Gegen 13 Uhr traf ich mich jeden Tag mit Anja und Andy zum obligatorischen Mittagessen im Monsoons. Manchmal kam auch Steve, ein befreundeter Friseur dazu. Ab und an auch Alex. Alex – ein Thema für sich. Alex, kommt ursprünglich aus dem wunderschönen Mauritius im indischen Ozean. Alex kommt aus sehr, sehr reichen Verhältnissen, laut Andy wurde Alex’s Mutter bei einem Besuch in Darwin mit dem Hubschrauber eingeAndygen. Soweit ich das richtig verstanden habe, war Alex eigentlich auf einem Segeltrip um die Welt und war irgendwann auch am Hafen in Darwin angekommen. Dort gab es irgendwelche Probleme mit Behörden oder sowas und Andy war zufällig dort oder irgendwie sowas und half Alex dann aus. So entwickelte sich eine Freundschaft, Bekanntschaft, Feindschaft, wie auch immer man es betrachten möchte. Warum? Das wird sich zeigen. Alex ließ sich jedenfalls in Darwin nieder, da er das Leben und den Lifestyle in Darwin jeden Tag sichtlich genoss.

Jedenfalls waren wir jeden Tag im Monsoons essen, hatten unseren Stammplatz, kannten alle Bedienungen und bekamen täglich unseren Kaffee kostenfrei. Zum Essen gab es immer ein, zwei oder drei “Jug’s” Bier. In Deutschland kennt man sie als “Pitcher”, also quasi eine Kanne Bier. Für Anja und Andy gab es dann einen Kaugummi und es ging zurück hinter den Tresen der Souvenirshops. Ron, der Chef hatte 3 Stück und einen Hut-Shop mit Reinigungsdienstleistung für Klamotten. Alle Läden waren in unmittelbarer Nachbarschaft von max. 50m, also quasi alle nebeneinander. Anja wechselte regelmäßig und war mal hier, mal dort eingeteilt.

Andy hatte einen Laden “für sich” und pflegte ihn daher auch mit allergrößtem Stolz. Für ihn war es sein Laden und es galt: er war der genialste, erfolgreichste Verkäufer von allen, er war der “Moneymaker”. Vor allem wenn mal wieder eine größere Reisegruppe die Souvenirshops stürmte, verstand er sein Handwerk. Ron und Andy verstanden sich sehr gut. Deshalb machte Andy auch keinen Terror, als die Klimaanlage im Souvenirshop ausfiel und ein paar Tage defekt war. Laut australischem Gesetz hat der Arbeitnehmer ein Recht auf eine funktionsfähige Klimaanlage und kann einfach heimgehen, wenn diese bei einem Defekt nicht innerhalb von 24 Stunden wieder instand gesetzt wird. Aber so war Andy nicht.

Naja, nach dem Mittagsessen ging ich jeden Tag erst mal in die Library und surfte im Internet. Es war dann die Zeit, zu der man in Deutschland gerade am Aufstehen war. Dann ging ich oft noch bisschen was im Coles im Mitchell Centre einkaufen, Süßkram, Bier, Essen für den Abend, Zigaretten für Andy…Apropos Zigaretten! Die Hinweise hinsichtlich der Schädlichkeit auf deutschen Verpackungen sind ja schön und gut, aber schau mal, wie die Aussies das handhaben…

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Das ist doch mal konsequent, oder? Und nicht nur das: Rauchen ist in Australien sehr teuer und hoch geahndet:  eine einzige 20er Zigarettenpackung kostet etwa 14 EUR! Wer an Plätzen raucht, an denen es eigentlich verboten ist, der kann mit 10.000 $AUD Sofortstrafe rechnen, wenn er von der Polizei erwischt wird. Bei Wiederholung geht die Strafe bis auf 20.000 $AUD hoch. Im Oktober 2013 entschied das EU Parlament in Straßburg übrigens, solche Bilder in Zukunft (frühestens ab 2016) auch auf unseren Verpackungen einzuführen.

Nach dem Einkaufen machte ich regelmäßig noch einen Nap auf “meiner Bank” im Esplanades Park, um das Bier aus der Mittagspause zu verdauen. Der Esplanade Park war eine Grünanlage in der City mit direkter Sicht auf den weiten Ozean, von dem Darwin umgeben ist. Es gibt hier einen kleinen Weg, der zum steinigen Strand führt. Im Park und in den am Abhang gepflanzten Büschen hausten auch einige obdachlose Aboriginals, die man hier tagsüber auch bei Ihrem “Sit-Down” trinken und gammeln sah. Deswegen nennt man das Geld, welches Sie vom Staat erhalten, auch umgangssprachlich „Sit-Down Money“.  Jedenfalls gibt es im Esplanades Park eine Bank, auf der ich mich regelmäßig zum Nap verleiten ließ, Musik hörte oder einfach nur nachdachte. Der Esplanades Park ist erhöht gelegen und von der Bank hatte man einen geilen Ausblick auf den Ozean.

Es war “Meine Bank” geworden.
Einmal hab ich mich zu den rumsitzenden Aboriginals dazugesetzt und ein bisschen mit denen geredet. Sie waren halt alle ziemlich besoffen, hatten aber Spaß mit mir und meiner Kamera. Sie nahmen mich dann in „ihre Familie“ auf. Ich bekam deshalb eine Schwester, eine Mutter namens „Francis“ und einen Papa, den „Ron“. Es waren noch mehr Aboriginals da, aber deren Namen weiß ich nicht mehr. Auch ein anderer „Weißer“, ein Obdachloser aus England saß mit uns in der Runde. Ein bisschen eklig war es schon, alle stanken ein bisschen nach Schweiß, die Töpfe mit irgendwelchen pampigen Resten von Reis-Eintopf waren voll von etlichen Moskitos und es wurde trotzdem noch daraus gegessen. Mama Francis nannte mich „Sunhine Toby“, weil ich wohl immer grinste und so fröhlich wirkte.

Es kam dann aber vor, dass sich Francis und der Engländer stritten. Und zwar so stark, dass die beiden anfingen sich für einige Sekunden zu kloppen. Ich wusste nicht, wie ich reagieren soll. Sie schlugen sich richtig mit Fäusten und keiner der anderen unternahm irgendwas. Unter Aboriginals sind diese Kämpfe ja auch offenbar normal. Es war dann aber auch schnell vorbei, Francis entschuldigte sich bei mir und sagte, sie wollte nicht, dass ich sowas sehen muss. Mit Francis tauschte ich zum Schluss sogar Handynummer und Adresse aus.
Als ich mich dann noch bei Papa Ron verabschiedete, weil ich langsam wieder nach Hause nach Parap fahren wollte, fing er an zu weinen. Ungelogen – mit zitternder Stimme sagte er mir, dass er nicht will, dass ich gehe und sie verlasse und all sowas. Ich wusste wieder nicht, wie ich reagieren soll. Ich kannte ihn gerade mal seit einer Stunde oder so und er zieht voll das melankonische Abschiedsdrama ab. Naja, er war einfach total zugedröhnt, das war wohl der eigentliche Grund, nicht die Liebe zu seinem neuen „Sohn“ ;).

Francis rief mich einige Wochen später tatsächlich mal an, ich bin aber nicht rangegangen. Immerhin habe ich ihr aber eine Postkarte geschickt. Die Adresse war irgendeine Art Übernachtungsstation für obdachlose Aboriginals glaube ich. Danach haben wir aber nichts mehr voneinander gehört. Alles in Allem waren die aber alle schon echt in Ordnung, ich mochte die Aboriginals.

Am Nachmittag eines Arbeitstages bin ich üblicherweise gegen 16 oder 17 Uhr dann erst mal zu Anja und Andy in den Souvenirshops zurück und je nach dem wann Andy Feierabend machte, bin ich dann direkt nach Hause gefahren. Manchmal arbeitete Andy länger, dann bin ich mit Anja im Auto heimgefahren. Manchmal bin ich früher heim, dann aber mit dem Bus. An anderen Tagen nahm ich mit Andy aber auch das Taxi. Das war dann, wenn Andy mit mir unbedingt nach Feierabend nochmal auf ein Bier ins Monsoons wollte. Das letzte war ja schon 3 Std her (Ironie). Also gingen wir manchmal nochmal nach Feierabend ins Monsoons.
Mich nervte das immer ein bisschen, da Andy dort dann immer irgendwelche anderen Leute traf, denn er kennt halb Darwin persönlich. Travis, Steve, Lotty, Andrew, Alex… ach, manchmal rief Andy sie einfach schnell an und sie kamen kurzerhand vorbei oder eben zufällig, wie es gerade so kam. Später fuhren wir mit dem Taxi nach Parap: kochen, fernsehen, auf der Terrasse Bier trinken & rauchen und über Gott und die Welt reden war tagtägliches Programm. Richtig chillig halt – typisch Darwin. Und abends, als es dann dunkel wurde und die Frösche langsam anfingen laut zu “quaken” und die Aboriginals in der Umgebung noch deutlicher zu hören waren fand ich es immer am tollsten. Das ergab einfach eine Atmosphäre. Tropisches Top-End halt – typisch Darwin.

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Ende November war es nun und die Buckelwale waren auf ihrer alljährlichen Wanderung durch die Ozeane unterwegs. Es ist quasi ähnlich wie bei Zugvögeln. Und scheinbar waren Sie genau jetzt auch an der Westküste unterwegs. Deshalb entschied ich mich eine Humpback Whale Watching Tour (auf Deutsch:  Buckelwal (Beobachtungs) Tour) mit zu machen. Am Mittag ging es los. Die Teilnehmer fanden sich alle am Hafen von Perth ein. Dort ging es dann auf ein Ausflugsboot mit Innen und Außenbereich. Fast alle waren aber ausschließlich draußen. Ist ja logisch. Wir fuhren erst mal ein ganzes Stück raus auf den Ozean. Irgendwann stoppte der Kapitän den Cruizer und alle Leute hielten Ausschau nach Walen. Eine Lady vom Team war in der Kabine vom Kapitän und hatte so die beste Aussicht. Und es dauerte nicht lang, da hatte sie schon den ersten Buckelwal entdeckt.

Über ein Mikrofon schrie sie in ihrem typisch australischen Slang dann “ohhh a cute one at 2pm, hey guys, look to your right” und alle rannten auf die rechte Seite des Bootes. Und so kann man sich das wirklich wunderbar bildlich vorstellen. Jeder wollte unbedingt Wale sehen und dabei den perfekten Schnappschuss schießen. Leider war die Gruppe doch recht groß und man musste wirklich um einen Platz kämpfen, wenn ein Wal entdeckt wurde. Man stand also auf der linken Seite am Geländer und hielt wie ein Bekloppter Ausschau. Rief dann irgendjemand, dass er einen gesehen hatte, rannte man eilig von links nach rechts. Kurz Foto schießen und sofort wieder nach links, weil dort auch wieder einer war. so ging es hin und her, von links nach rechts, von rechts nach links.

Und dabei immer der Stress, ein gutes Foto schießen zu wollen. Ich packte irgendwann nach genug geschossenen Fotos meine Kamera weg, damit ich mich wirklich nochmal nur auf die Wale konzentrieren konnte, anstatt auf die Kamera. Inzwischen waren unzählig viele Wale gesehen worden und das Highlight war es nicht mehr überhaupt einen zu Gesicht oder vor die Linse zu kriegen, sondern einen, der den für die Buckelwale typischen Sprung aus dem Wasser macht. Von denen haben wir auf der Tour lediglich zwei Stück erlebt, wovon ich nur einen einzigen ganz kurz gesehen habe. Alles passiert halt immer nur in wenigen Bruchteilen von Sekunden. Deshalb hieß es eben immer schnell sein. Und dazu kommentierte immer noch die Lady über das Mikro. Es war echt ein Schauspiel da draußen mitten auf dem Ozean.

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Nach einigen Stunden fuhren wir dann wieder zurück Richtung Perth. Die Tour war echt cool, die Wale ziemlich beeindruckend. Im Prospekt der Tour war angegeben, dass sie uns auch den Gesang der Wale hören lassen werden. Der Ist ja für Menschen eigentlich nicht hörbar, doch durch spezielle Geräte, die man im Wasser ablässt, kann man den Gesang der Wale dann hören.

Leider fand dieser Programmteil aber nicht statt, keine Ahnung warum. Mich hätte es sehr interessiert. Gegen 19 Uhr kamen wir dann wieder am Hafen an. Auf der nahegelegenen Grünfläche fand irgendein fest statt. Da ich ja eh nicht großes zu tun hatte, schaute ich mich einfach mal um. Es war kostenfrei und entpuppte sich als eine Art indisches Kulturfestival. Es war das „Swan Festival of Lights“, das seit 2008 einmal  jährlich im Zeitraum zwischen Oktober und November von lokalen, gemeinnützigen Organisationen veranstaltet wird: Ein Kulturfestival, das sich jedes Jahr einer anderen Kultur widmet.

2011 war es vor allem Indien, 2012 Spanien und China. Es gab eine große Bühne  auf der Musikbands auftraten, indische Tänze aufgeführt und Reden gehalten wurden. Zigaretten und Alkohol waren  auf dem Festival Gelände verboten. Dazu gab es seitlich einige Stände mit indischem, ausschließlich vegetarischem Essen, Büchern und andere Infostände. Ich weiß nicht warum, aber ich fühlte mich unglaublich wohl. Es kam so spontan und es war noch so gutes, warmes Wetter, die Sonne ging langsam unter. Die Menschen waren alle unheimlich friedlich, egal ob jung oder alt, traditionell gekleidet und einfach lässig “aussie”. Und das ohne jeglichen Einfluss von Alkohol.

Es war eine tolle Atmosphäre und ich besorgte mir auch gleich ein paar Essensbons, mit denen ich mir ein indisches Reisgericht und ein indisches Dessert holte. Ich lies mich auf der Wiese nieder und beobachtete die Menschen und die Show auf der Bühne. Der Sonnenuntergang war gelaufen, es wurde allmählich immer dunkler, die Stimmung aber trotzdem nicht schlechter. Der spontane Besuch auf diesem zufällig entdeckten Festival bescherte mir einen tollen Abend in einer lauen Sommernacht.

Wie bereits erwähnt war es Ende November und Santa Claus sollte in Perth daher offiziell die Vorweihnachtszeit einläuten. Mitten in der Innenstadt in der Fußgängerzone war ein großer Bereich abgesperrt, eine Bühne mit Bestuhlung wurde aufgebaut. Um 17 Uhr ging es dann los. Es war überall total voll, jeder, der nicht das Privileg bekam, einen der wenigen Stühle direkt vor der Bühne zu ergattern, versuchte einen anderen guten Platz zu finden. Es gibt auf dem Platz in der Fußgängerzone eine Art Brücke, die bestimmte Kaufhäuser miteinander verbindet. Von hier hatte man eine recht gute Sicht auf die Bühne unten. Auch ich lies mich hier, neben einer Mitte zwanzigjährigen, jungen Dame und ihren Freunden, nieder.

Also die Show ist halt eher eine Kindershow. Es gab einen Moderator und eine Moderatorin, die durch die Show leiteten. Das erste Highlight war dann erst mal Bob der Baumeister, der die Bühne betrat. Und da ging die Lady neben mir total ab, das war echt klasse. Ungehemmt jubelte sie mit allen anderen Leuten mit und feierte den Bob total ab. “Bob, I love you”, rief sie in die Masse.

Ich konnte mir mein Lachen echt nicht verkneifen. Die war echt gut drauf. Naja, es wurden dann halt noch Lieder gesungen, ein bisschen gehüpft und getanzt, ein Rahmenprogramm halt. Später dann war es endlich soweit. Die Moderatoren verkündeten, dass Santa wohl eingetroffen war und in wenigen Minuten erwartet wird. Alle, Groß und Klein, Jung und Alt, waren aufgeregt. Dann gab es einen Countdown und alle zählten mit. Bei 0 kam dann endlich Santa mit seinen Rentieren vorgefahren und die Beleuchtung des offiziellen Weihnachtsbaums in der Innenstadt von Perth wurde eingeschaltet.

Auch die anderen Weihnachtslichtlein in der Stadt gingen an und alle Leute jubelten Santa zu. Meine Nachbarin war völlig außer sich und schrie was das Zeug hielt. Die Leute gingen alle völlig ab und ich fühlte mich echt wie in Amerika. Alles wirkte irgendwie total kitschig und bunt. Außerdem waren es rund 28 Grad, und das zur Vorweihnachtszeit! Santa machte eine Parade durch die Innenstadt und ließ sich bejubeln.
Naja und irgendwann war er dann fertig und verschwand, die Show war dann auch vorüber. Es war echt lustig anzusehen, wie die Aussies ihre Weihnachtszeit beginnen. Der Weihnachtsmann ist Santa Claus und wird in allen großen Städten mit einer Willkommensparade offiziell empfangen.

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An einem Sonntag, an dem es in Perth eh ziemlich ruhig war, machte ich einen Ausflug nach Fremantle beziehungsweise ‘Freo’, wie Locals diese Stadt, etwa 19km von Perth gelegen, nennen. Mit dem Schiff kommt man dort relativ unkompliziert hin. Am Hafen von Fremantle ist ziemlich viel Gewerbebetrieb mit Containerverschiffung etc., aber auch eine Markthalle mit Souvenirs und Klamotten. Nach ein bisschen Fragen und Verfolgung der anderen Menschen lief ich dann in die Innenstadt mit Fußgängerzone und befand mich schon mal auf dem Cappuccino-Strip, eine Straße mit etlichen Restaurants und Cafés.

Die meisten, die Fremantle besuchen, kommen vor allem auch wegen der Fremantle Markets, einem großen offenen Markt, der eben auch sonntags offen hat. Hier ist sonntags mehr los als in ganz Perth. Zahlreiche Menschen stöbern durch die Markthallen, es gibt wahnsinnig viele verschiedene Früchte in bunten Farben. Zu fast jeder Frucht stellen die Verkäufer kleine Schälchen mit Probestückchen zum kostenlosen Probieren hin. Es machte richtig Spaß hier und da zu gucken und zu probieren:) An einem Stand gönnte ich mir einen außergewöhnlichen Nusskaffee. Der Stand hatte etliche extravagante Kaffeearten. Ansonsten gab es noch alles Mögliche an Spielzeug, Souvenirs, Shirts, Schmuck, Instrumenten und so weiter.

An einer Stelle hatten unterschiedliche, junge Nachwuchskünstler die Möglichkeit ihre Musik zu präsentieren und ein bisschen Taschengeld zu verdienen. Auch einen typischen Stand mit “German Bratwurst” gab es natürlich. Vor der Markthalle spielten wieder verschiedene Straßenkünstler ihre Show, alle Cafés und Shops rundum die Markthalle waren offen und sehr gut besucht. Von öder und langweiliger Wochenendstimmung war hier nichts zu spüren. Am Nachmittag gab es auch eine Art Parade und es begann ein Straßenfest rund um die Markthalle. Verschiedene Bands spielten hier auf einer
Livebühne und es gab noch mehr Stände und Buden. Als Wild Marmalade auf der Bühne spielte ging es aber richtig ab.

Sie mixten elektronische Musik mit den Klängen eines Didgeridoo. Es war echt eine super Stimmung, die Leute waren total animiert und hatten übelstes Tanzgefühl. Mir gefiel die Musik auch und ich entschied mich spontan zum Kauf einer CD. Es gab zwei Versionen, eine schwarze CD und eine beige. Ich kaufte erst die schwarze und tauschte später aber nochmal um. Blöderweise. Denn die schwarze war die CD, die Wild Marmalade hier gerade live performten. Die Songs der Version in beige finde ich nicht so mitreißend, wie sich in Darwin, wo ich die CD zum ersten Mal hören werden kann, herausstellen wird. Aber es lag auch einfach viel an der geilen Stimmung, die in Perth herrschte. Unbeschreiblich, wie die Leute einfach am ‘Jumpen’ waren.

Am Abend lief ich dann wieder in Richtung des Hafens von Fremantle und fuhr zurück nach Perth. Ich musste noch gut eine halbe Stunde aufs Einsteigen warten und stellte dann, als wir endlich rein durften, wie ein Idiot fest, dass ich mein Ticket nicht finden konnte. Ich war sicher, es war nur irgendwo zwischengerutscht, aber hatte jetzt auch keine Zeit mehr, alles zu durchsuchen. Peinlich, immerhin hatte ich genug Zeit vorher. Aber der lässige Aussie am Schiffseingang war locker drauf und glaubte mir.

In Perth besuchte ich die Tage darauf noch den botanischen Garten. Er ist ziemlich bergauf gelegen, bietet aber eine wunderbar, herrliche Sicht auf die Stadt, deren Skyline und das Wasser des Ozeans.

Blick aus dem Botanical Garden in Perth

Blick aus dem Botanical Garden in Perth

Im botanischen Garten kann man wunderbar viel spazieren gehen, Pflanzen und Vögel beobachten. Es gab auch Brunnen und eine öffentliche Bühne auf einem riesig großen Wiesenhang, auf der Veranstaltungen stattfinden. Es ist einfach ein sehr großer Park und ich hab mir alles angesehen und immer wieder mal ein paar Nap’s gemacht:)

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Worauf ich mich total freute war mein Trip zum Strand. Denn hier sollte man tatsächlich ohne irgendwelche Quallen, Krokodile oder sonstige ekelhaften oder gefährlichen Tiere schwimmen können. Ich mein, ich hatte bis dahin schon echt einige unglaublich schöne Strände und viel ozeanisches Wasser gesehen, aber was bisher nicht ein einziges Mal schwimmen.

Der Strand war erstaunlich groß und entsprechend verteilten sich die wenigen Menschen, die dort waren, auch breitflächig. Dann gab es aber kein Halten mehr und ich sprang endlich in den Ozean. Darauf hatte ich schon lange gewartet! Nach ein paar Runden und ein paar Fotos auf dem anliegenden Felsen legte ich mich dann hin und machte, mal wieder, ein Nickerchen. Das hätte ich besser bleiben lassen.  Später begann es leider zu regnen. Deshalb entschied ich mich zurück zu fahren. Ich zog mich in der Umkleide um, und fuhr mit dem Bus zurück zur Perth Central Station. Am Abend erst bemerkte ich, dass ich mir wohl einen recht starken Sonnenbrand zugezogen hatte.

Als ich am nächsten Tag in der Stadt unterwegs war, war direkt vor der Library eine Art Gremium aufgebaut. Also quasi ähnlich wie der Saal im Bundestag, nur natürlich viel kleiner. Es waren Holzbänke und auf jedem Platz stand ein Namensschild mit dem Namen einer Nation. Germany war natürlich auch dabei. Es hatte sich schon eine große Menschenmasse vor der Show aufgestellt.  Von der profitierten auch die jungen Aktivisten und Aktivistinnen, die nebenan mit einem Berg von dahinschmelzenden Eisblöcken auf die globale Erderwärmung aufmerksam machen wollten und Unterschriften sammelten.  Um 14 Uhr ging es dann los und auf jedem Platz des Kabinetts streckte sich auf einmal ein Hund hervor. Ich weiß nicht genau, was diese Show genau zu bedeuten hatte, denn es hielt auch niemand eine Ansprache. Irgendwo standen Schilder, aber die habe ich nicht durchgelesen.

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Diese Show fand an mehreren Tagen statt, die Herrchen ließen Ihre Hunde halt Platz nehmen, die Leute machten Fotos und schauten einfach zu. Es war irgendeine Initiative, entweder politisch oder es sollte Kunst sein. A pro pros Kunst. Direkt daneben, also in der unmittelbaren Nachbarschaft der Library waren auch noch zwei Museen. Im einen war tatsächlich irgendwelche abstrakte Kunst ausgestellt, ich verstehe dessen Sinn bis heute nicht. Ich kann mich noch an einen riesen Saal erinnern, der leer war. Die Wände waren aber von irgendwelchen Studenten/Künstlern mit irgendwelchen Sprüchen, zum Teil auch in deutscher Sprache, zugekleckst worden. Und es gab einen kleinen, quadratischen Raum, total dunkel.

Dort lief ein Film, der mittels Projektoren über alle vier Wände des Raumes gezeigt wurde. Ich weiß nicht mehr worum es genau ging, aber es sprachen Menschen unterschiedlichster Herkunft über etwas. Auch ein Deutscher kam dort zu Wort. War halt ganz lustig, da man als Zuschauer auf einem Hocker in der Mitte des dunklen Raumes saß und dann immer auf eine andere Wand gucken musste, je nachdem, wo welches Bild grad lief. Der Eintritt war halt kostenlos, deswegen dachte ich, ich schau einfach mal, was in dem Museum zu sehen ist. Schlau geworden bin ich aus dem Besuch nicht.
Dann war ich noch im offiziellen Museum des Staates, also Western Australien Museum – Perth. Die Ausstellungen wechseln hier natürlich ab und an. Es gab zu diesem Zeitpunkt ein paar spielerische Stationen, vor allem für Kinder. Hier konnte man bestimmte Tierarten entdecken und dafür hatten Sie unter anderem auch sehr beeindruckende Tiere in Lebensgröße ausgestellt. Im oberen Geschoss wurde einiges über Aboriginals ausgestellt: deren frühere Handwerkszeuge, Lebensweise und sowas. Der Eintritt ist auch hier kostenfrei gewesen.

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Mein Sonnenbrand war inzwischen sehr schmerzhaft geworden und ich war am Überlegen, ob ich das mal einen Arzt checken lassen sollte. Denn der Anblick, der sich mir bot, war nicht mehr feierlich. Ich wusste nicht mal mehr, ob das ein Sonnenbrand ist oder was sonst. Denn inzwischen hatte sich der Sonnenbrand in seiner Farbe geändert. Zunächst einmal war es normal rot, dann wurde es orange bis gelblich.
Und kleine Bläschen hatten sich gebildet. Der Sonnenbrand war so schmerzhaft wie noch nie ein anderer zuvor in meinem Leben. Ich wusste echt nicht was ich jetzt machen sollte. Allein der Anblick auf meine eigene Brust und den Bauch machte mir echt Angst und ich überlegte, was das ist. Ich hatte inzwischen bestimmt schon gut eine Woche mit dem Scheiß zu kämpfen und war in allem eingeschränkt, da einfach alles schmerzte und ich den Rucksack nicht tragen konnte und auch nicht richtig schlafen konnte.

Ich entschied mich noch 2-3 Tage zu warten und zu gucken, was passiert. Glücklicherweise wurde es allmählich besser. Nach gut 1,5 – 2 Wochen war es dann überstanden. Aber diesen Sonnenbrand werde ich echt nie wieder vergessen. Zwischenzeitlich war Steve auch wieder von seinem Surf Trip zurück in Perth und checkte im gleichen Hostel ein.

< Perth, Westaustralien – Teil 1

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Ich hatte mich also von Marissa noch verabschiedet und Andyg mit Tiger Airways 3277 km von Melbourne nach Perth. Neue Stadt, neuer Bundestaat. Welcome to Western Australia. In Perth war es extrem heiß – die Nachrichten berichteten die letzten Wochen von mehreren Waldbränden in Western Australia, während es in Queensland die ganze Zeit nur regnete. 40 Grad waren es an einigen Tagen in Perth.

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Ich war also in Perth und unglaublich beeindruckt von der Stille, die hier trotz der über 1,6 Million Menschen, herrschten. Die Stadt war von der Sonne erhellt, übersichtlich und sauber. Es war wirklich komisch, in meinen Ohren hörte ich noch den alltäglichen Straßenlärm, die Hupen, Trams, Menschen und Schnelllebigkeit von Melbourne. Hier? Ruhig, gelassen, keine Hektik. Ich begab mich zu meinem Hostel und checkte ein. Es war jetzt nicht das modernste, etwas brüchig (die rechte Tür des sich im Zimmer befindlichen Kleiderschrank war bereits rausgebrochen und stand angelehnt daneben) aber ansonsten ok. Ich zog in ein 4er Zimmer im Hinterhof. Mit auf dem Zimmer war auch wieder ein deutscher: Steve, ein begnadeter Surfer. Die Tage in Perth verbrachte ich also erst mal mit dem gewöhnlichen Sightseeing. Die City abchecken halt.

Perth war sehr geräumig, alles sehr weitläufig, viele helle und weite von der Sonne geheizte Straßen. Perth besitzt eine edle Skyline, unweit vom Strand, der mit einer wunderschönen, rundlaufenden Bucht daherkommt. An der Bucht verläuft eine Promenade mit eigenem Laufstreifen für Jogger. Ansonsten eine riesige Wiese, viel Grün mit Palmen.
Die Innenstadt ist ansonsten recht überschaubar, ich entdeckte einige Straßenkünstler wieder, die ich schon in Melbourne und Sydney gesehen hatte. Generell muss man sagen, dass es hier deutlich mehr Straßenkünstler gibt, als in Deutschland. Ich vermute einige werden an einer speziellen Schule dafür ausgebildet und starten dann mit einer eigenen Show ihre Touren quer über den Kontinent. Denn wenn man mal einige Shows (ja, es sind zum Teil wirklich einstudierte Showeinlagen, nicht nur stupides Vorführen einer Sache), verschiedener Künstler beobachtet, merkt man schnell, dass einige Rahmenhandlungen und Sätze sehr ähnlich sind.

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Im Myer, einer großen australischen Modekette, kaufte ich mir nach langem Hin-und herüberlegen ein Poloshirt für $40, mit dem ich schon öfter liebäugelte.

Vor der W.A. State Library, Perth

Vor der W.A. State Library, Perth

Auch Perth hat natürlich eine State Library, die ich selbstverständlich des Öfteren besuchte. Wie bereits erwähnt, unterscheiden sich die Librarys von Staat zu Staat. In Perth wurde man überhaupt nicht kontrolliert. Die Library hatte ordentliche Arbeitsplätze am Tisch, aber auch “loungeartige” Sitzsessel. Die Library schloss immer um 19 Uhr, danach konnte man aber einfach seinen Laptop nehmen und vor der Tür noch weitersurfen. Es gibt in Perth auch eine öffentliche Liegewiese mit riesigem Plasmabildschirm vorne dran. Dort laufen Werbeclips und Kurzdokus und nebenbei bietet der TV kostenfreien WLAN Zugang, sogar schneller als in der Library.
Nur gab es hier wiederrum keine Steckdose. Naja egal, ein cooler Service war es auf jeden Fall. Hier hingen auch ab und zu Aboriginals rum, mit denen ich ins Gespräch kam. Einmal beobachtete ich auch einen ihrer nicht ungewöhnlichen Kämpfe untereinander, der mit Polizeieinsatz und Blut ausging, direkt vor meinen Augen. Schrecklich.

Steve packte seine Sachen und zog mit Bekannten auf eine mehrtägige Surf Tour. Er empfahl mir noch einen Ausflug nach Rottnest Island. Diese Insel ist nur 11 km lang und 4,5 km breit, autofrei und ziemlich naturbelassen. Viele Locals fahren hier am Wochenende mit der Fähre rüber und genießen ihre freie Zeit. Es sind nur ca. 20 km von Perth aus bis zur Insel. Das Highlight auf der Insel sind seltene Vogelarten und die auf der ganzen Insel frei herumlaufenden Quokkas, eine Mischung zwischen Minikänguru und Ratte.

Total zahm und relativ angstfrei kann man sie aus nächster Nähe betrachten und zusehen, wie sie daherhoppeln. Wie es sich für Australien gehört, gibt es auch auf Rottnest Island einen Subway. Und nicht nur das: Nur in diesem Store gibt es sogar Subway Pizza! Auf Rottnest Island kann man einfach in Ruhe relaxen und die Natur auf sich wirken lassen. Da ich dienstags rübergefahren bin, habe ich die Hin- und Rückfahrt mit der Fähre zum halben Preis bekommen, da es dienstags immer einen Sonderpreis gibt.

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Es war inzwischen November und so langsam begann die Weihnachtszeit. Als ich mal wieder durch die Innenstadt und die vielen Shopping Malls in Perth schlenderte, sah ich an einem Stand zu, an dem sie selber und frisch Kaubonbons herstellten. Das war ein Augenschmaus und lies den ganzen Gang der Mall schön süß duften. Generell gab es solche Vorführungen öfter. Ich kann mich auch an eine Eisdiele erinnern, in der man einem Mann im Schaufenster beim Herstellen und Backen der Waffeln zusehen konnte.
Jedenfalls hatten sie in Perth die Tage einen rot geschmückten Weihnachtsbaum aufgestellt und waren auch schon an den Vorbereitungen der offiziellen Christmas Parade, die schon bald stattfinden sollte.

Ich war zwei Wochen lang in Perth und verbrachte viel Zeit, vor allem auch zum Essen, in der Stadt und den Malls. Ich aß hier auch öfter mal einen Kebab, also quasi einen Yufka Döner, wie man ihn hier in Deutschland kennt. Einen Döner, wie wir ihn hier essen, gibt es in Australien nicht. Und grundsätzlich ist Döner/Kebab auch deutlich teurer, umgerechnet zahlt man vielleicht um die 7-8 EUR. Ich kaufe einige Weihnachtsgeschenke für meine Familie in Deutschland, zum Beispiel die tolle Krawatte, die ich meinem Vater geschenkt habe, ist „made“ und gekauft in Perth. Ich hatte nämlich geplant, ein Päckchen mit lauter kleinen Souvenirs und Geschenken nach Deutschland zu schicken. Letztlich werde ich einiges an Portogeld sparen, wie sich später noch zeigen wird.

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Da ich ja in Darwin zwecks des kostenfreien WLAN sehr oft in der State Library zugegen war und ich inzwischen auch herausgefunden habe, dass es in jeder State Library in Australien kostenfreies Internet gibt, war ich nun auch öfter in der State Library of Victoria.
Der Nachteil hier war, dass man keinerlei Getränke oder Essen mitnehmen darf (was in Darwin aber erlaubt ist). Man muss das dann in einem kostenpflichtigen Gepäckfach einschließen. Auch gab es hier zwar eine Durchsuchung, aber lange nicht so aufwendig wie in Darwin. Zwei “Türsteher” beobachteten einfach immer die durch den Eingang laufenden Leute und kontrollierten entsprechend per Sicht.

Wenn also ein größerer Schwall an Menschen auf einmal durchging, konnte man sich ab und an auch mal mit Essen & Trinken im Rucksack durchmogeln. Das geniale in der Library in Melbourne aber war, dass es keine Begrenzung für die Benutzung des Internet gab. Das heißt weder im Daten- noch im Zeitvolumen. Die Geschwindigkeit war überragend schnell. Also im Vergleich zur Library in Darwin gesehen. Dort war das Internet deutlich langsamer und es gab eine 4 Std. bzw. 100 MB Begrenzung. Ich war überrascht über diese großzügige Bereitstellung. Auch von Innen war die Library sehr schön. Sie war riesig, ähnelte einem Atrium, alles war massiv, die Tische und Arbeitsplätze aus Holz. Überall gab es genügend Powerpoints (Steckdosen) und es war wie üblich schön ruhig. Vor allem abends, wenn es draußen dunkel wurde und kein Tageslicht mehr durch das große Glasdach schien, war es drinnen sehr gemütlich. Ich war gerne dort.

In meinem Zimmer war ich seit einiger Zeit ganz alleine, an einem Tag aber zogen dann zwei Israelis ein. Einer von Ihnen war Ido Friedländer, dessen Vater wohl irgendwelche deutschen Ursprünge besitzt. Sie schienen sehr gute, beste Freunde zu sein und haben den weiten Weg aus Israel auf sich genommen, um mit dem Motorrad den roten Kontinent zu bereisen. Sie waren sehr nett, Ido spielte ab und zu mit seiner Gitarre.
Ich hab selten selber gekocht, nur ab und zu. Dafür hab ich Marissa und ein paar anderen ab und an mal in der Hostel Küche beim Kochen zugeguckt. Das Flinders Backpackers hat ungefähr 10 Stockwerke, die Rezeption, die Lobby, der Küchenbereich, der Essbereich und die begehbare Kühlkammer waren auf dem 2. Andyor.
Man kann sich das so vorstellen: Man kommt aus einem der beiden Aufzüge, wird von lauter, ständig laufender Hip Hop Musik wie in diesen auf Jugendmode ausgerichteten Modeshops, begrüßt und findet vor sich direkt die Rezeption. Es war lustigerweise Gang und Gebe, dass hier kleine Spätzchen von draußen im Küchen- und Essbereich Andygen. Auch in den Subway Filialen in Melbourne war mir das bereits aufgefallen. Irgendwie verrückt, dass diese kleinen Vögel da gar keine Hemmung haben.

Ich glaube es war irgendeine Nacht von Freitag auf Samstag, als ich früh morgens, so gegen 5 oder so, völlig schlaftrunken, mal wieder diesen ätzend nervigen Weg von meinem Hochbett, die Treppe runter und vom Zimmer bis zu den Toiletten, auf mich nahm. Ich machte die Tür auf und sah eine sich schminkende Frau am Spiegel stehen. Ich machte die Tür wieder zu, warf einen verwirrten Blick auf das Schild auf der Tür und fragte mich, ob ich wirklich so verpeilt bin und mich in der Tür geirrt hatte. Aber nein, es war die Herrentoilette.
Also machte ich die Tür wieder auf. Das Mädel lächelte, nickte mir zu und kicherte dann noch aus irgendeinem Grund. Also betrat ich das Bad und wanderte schnurstracks in einer der Toilettenkabinen. Während ich also mein Geschäft verrichtete, schien auch eine Dusche zu laufen. Eigentlich nichts unübliches, da im Hostel ja viele Arbeiter hausierten, die durchaus morgens gegen 5 Uhr aufstehen müssen. Übrigens ist mir aufgefallen, dass die Toilettenkabinen in Australien an den Scharnieren nie dicht geschlossen sind. Also links und rechts ist fast immer ein kleiner Spalt, eine Ritze, durch die man durchsehen kann.

 

Man müsste sich von außen zwar schon irgendwie an den Spalt stellen und bewusst durchgucken, was natürlich niemand macht, aber ich fand das schon sehr gewöhnungsbedürftig. Die Kabine war dadurch nicht mehr komplett abgetrennt und irgendwie ist mir diese Bauweise mit den an den Seiten nicht komplett abgeschlossenen Toilettenkabinen fast überall begegnet – sehr komisch. In Deutschland sind die Seiten nämlich eigentlich immer komplett zu. Der Herr in der Dusche schien seine Körperpflege jedenfalls zu genießen, dachte ich mir innerlich. Leichte Pust, Press und Hechel-Geräusche waren zu vernehmen. Als ich dann aber einen genaueren Blick auf den Spalt zwischen dem unteren Duschtürenrand und dem Boden erhaschte, sah ich vier Füße: zwei Männerfüße und zwei mit rotem Nagellack lackierte Frauenfüße. Ja, während ich auf dem Pott saß, hatten zwei andere wohl ziemlich Spaß. Als ich fertig war und zum Waschbecken lief, sah ich noch ganz kurz das Mädel von vorhin mit einem Typen und die Tür, die hinter Ihnen zufiel.

 

Die Tage darauf, so muss ich gestehen, warf ich meine Augen äußerst oft zuerst auf die Füße, wenn ich Mädels im Hostel sah oder traf. Aber Frauen mit rot lackierten Fußnägeln gab es viel zu viele. Ich hab nie herausgefunden wer dort seinen Spaß hatte.
Eines Abends luden Amy und Julian uns auf Ihr Zimmer zu einem kleinen Sit-in ein. Bei ein paar Bier und nett hergerichtetem, abgedunkeltem Zimmer hatten wir eine nette Gesprächsrunde. Julian machte in seiner Freizeit zuhause Musik und spielte uns auch ein Stück, das er mit seiner kleinen 9-jährigen Schwester aufgenommen hatte, vor. Es klang gut, so viel weiß ich nicht. An den Song selber kann ich mich aber heute nicht mehr erinnern. Es war Rap. Zwischenzeitlich hatte ich auch mal wieder mit Andy in Darwin telefoniert. Es ging im soweit gut, er wollte immer, dass ich unbedingt wieder “nach Hause” komme. Ich hatte mich entschieden, zunächst aber noch einen zwei wöchigen Abstecher nach Perth zu machen und danach wahrscheinlich zurück nach Darwin zu gehen.

Auf der Arbeit war so ziemlich fast alles leer geräumt, außer halt dieses Lager für die Bestellungen, wo die Picker zugange sind. Generell war es inzwischen relativ locker geworden, da viele Arbeiter die Firma schon verlassen hatten. Wir waren mitunter welche der letzten dort. Es gab öfter mal Leerlauf, in dem ich dann mit Miranda z.B. Fußball mit einem aus Folie selbstgebastelten Ball spielte. Es gab einfach nichts Besseres zu tun und es störte auch niemanden mehr, ob wir da jetzt rumgammeln oder krampfhaft Arbeit suchen. Vor allem sind wir als Gruppe des Öfteren zu Big Simon und Tray ins Büro und haben nach Arbeit gefragt. Wenn uns aber keiner Arbeit gab, konnten wir halt auch nichts tun.

Ich hatte eigentlich schon vor 2 oder 3 Wochen aufhören wollen. Glücklicherweise waren wir Casual Workers, also Arbeiter, die nur bezahlt werden, wenn wir anwesend sind. Wir konnten selbst bestimmen, wann wir aus dem Job wieder aussteigen wollten. Ich hatte eigentlich schon längst keinen Bock mehr, da während meiner Zeit bei dem Job auch meine Fußschmerzen unglaublich stark zunahmen und überhaupt einfach längst die Luft raus war. Aber auf die 539 $AUD, die mein Bankkonto wöchentlich wieder gut aussehen ließen, wollte ich nicht verzichten. Ich meine, das sind ca. 374 EUR pro Woche, also knapp 1500 EUR netto pro Monat. Und das als einfacher Jobber über eine Personalvermittlung, die natürlich an mir auch noch mitverdient. Dafür war der Verdienst doch wirklich gut. Deshalb hangelte ich mich von Woche zu Woche, immer mit dem Gedanken, nächste Woche auszusteigen. Letztlich hängte ich aber doch immer noch eine Woche dran.

Anfang November entschied ich mich aber dann endgültig und kündigte. Es reichte, wenn man Bescheid gab, dass man Montag nicht mehr kommt und die Weste abgab. Schon war alles geregelt. Mit Miranda blieb ich in Facebook in Kontakt, mit Fenja und Nadine mehr oder weniger auch, aber die wohnten ja eh in meinem Hostel. Von den anderen Leuten hörte ich nie wieder was.

Es war immer noch das gleiche Zimmer im Flinders Backpackers, in dem ich residierte. Die Israelis waren inzwischen weitergezogen. Ich konnte mich nicht mehr verabschieden, da ich wochentags früh aufstand und sie da noch schliefen. Ich legte Ihnen einen Zettel hin, auf dem ich meinen Facebook Namen hinterließ und Ihnen eine gute Reise wünschte. Ido Friedländer schickt mir später eine Anfrage. Inzwischen waren noch abwechseln ein paar andere Mitbewohner ein- und ausgezogen. Patrick war einer von Ihnen, der auch etwas länger blieb. Er arbeitete in Melbourne und half bei Veranstaltungen beim Auf- und Abbau. Er ist Ire und um die 27. Er war völlig in Ordnung, fragte mich hin und wieder wie der Tag auf der Arbeit lief.
Ich hatte, nachdem ich meinen Job gekündigt hatte, noch ein paar Tage Freizeit in Melbourne. Ich nutze diese für ausgiebiges Shoppen, Sightseeing und zu all dem, wozu ich unter der Woche meist nie wirklich kam. Mein Ticket nach Perth und das Hostel dort waren gebucht. Ich wollte für zwei Wochen in Perth bleiben und danach zurück nach Darwin fliegen.

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Der Job in Northcode war immer noch am Laufen, aber so langsam machten sich alle Gedanken über die weitere Zeit. Die Firma Shock Records leerte sich nach und nach. Einige Mitarbeiter feierten an einem Freitagnachmittag bei einem letzten Bier vor der Firma das Ende ihrer Beschäftigung dort. So waren es nur noch wir, die Casual Workers, und einige wenige Verbliebene, die noch in den Lagerhallen rumschwirrten. Dementsprechend ruhiger und gelassener wurde es von Tag zu Tag. In manchen Momenten gab es nichts zu tun – Außer mit einem selbst gebauten Fußball aus Paketband rumzukicken. Big Boss Simon war cool drauf, eines Morgens rief er nur zu mir “Hey, Tobias, you’re allright? Have a coffee!” und verschwand irgendwo in den Lagerhallen. Diese Einladung nahm ich natürlich an und legte eine Kaffeepause ein.

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Wir hatten uns inzwischen alle gut genug kennengelernt und es hatten sich auch obligatorische Gruppen gebildet. Kurz: Am Anfang waren wie fast immer alle nett, Simon (Dummschwätzer) machte sich zunächst nur bei mir unbeliebt, die Mädels (Miranda, Nadine und Fenja) verstanden sich gut, Simon (Dummschwätzer) verkackte es dann aber auch bei den Mädels. Miranda war recht flink bei der Arbeit und eine pfiffige Person. Sie ging manchmal früher, entschied selber, was sie arbeitete usw. Nadine kam damit nicht klar und entwickelte Antisympathien gegen Miranda. Ich fand Miranda ziemlich cool. Wo ist das Problem, wenn sie früher heimgeht? Immerhin wird sie dafür ja auch nicht bezahlt. Und hey, nach den vielen Wochen wurde man nun mal sicherer im Job und konnte dann Kleinigkeiten auch selber entscheiden.

 

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Nadine fragte mich eines Tages, ob ich mit zu einem Trip zur Great Ocean Road kommen wolle. Ich ließ mir 1 Tag Zeit und sagte dann zu, denn die Great Ocean Road sollte man sich eigentlich nicht entgehen lassen. Für den Trip war das Wochenende geplant. Wir wurden am Samstagmorgen von Viktor und Holger mit dem Auto am Hostel abgeholt. Viktor war ein ehemaliger Studienkolleg aus Köln von Nadine und Holger dessen Kumpel. Holger ist und war schon länger in Melbourne, Viktor war nur für gut 3 Monate in Australien. Zunächst sind wir dann nach St.Kilda zum Appartement von Holger gefahren. Eine schicke Bude: Am Hauseingang erhielt man nur mit Zugangscode eintritt und das Treppenhaus sah aus wie in einem Hotel.

Wir tranken ob noch etwas, holten dann noch einen Frühstückssnack für die Fahrt, gingen zurück zum Appartement und Holger rief für uns bei einem Hostel auf der Great Ocean Road an zwecks Verfügbarkeit. Nach kurzer Autoeinweisung brachen wir, allerdings ohne Holger, dann auf und fuhren dann gute 100km südlich zur Great Ocean Road.

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Es war Holgers Auto, das er uns freundlicherweise zur Verfügung stellte. Die Great Ocean Road ist 243 km lang und verläuft direkt an der Südküste. Es gibt verschiedene Look Out’s und Plätze, an denen man anhält. Wir waren bspw. bei einem Leuchtturm, sind danach weiter gefahren, haben dann an einer wunderschönen Bucht gehalten, die Aussicht genossen, sind weitergefahren. Zwischendurch waren wir noch bei den Twelve Apostles, dem wohl bekanntesten Lookout an der Great Ocean Road. Das sind Felsen aus Kalkstein, die bis zu 60m hoch aus dem Meer hinausragen. Hier macht wohl jeder Mal halt, um ein Foto zu schießen.

Wenn man Lust und Geld hat, kann man sogar auch einen Helikopter Rundflug über die Twelve Apostles buchen. Ansonsten ist der Weg entlang der Great Ocean Road einfach traumhafte Natur. Riesige Buchten mit riesigen Wellen, die mit unglaublicher Wucht gegen die Felsen branden. An einem Abend kehrten wir in das vorher von Holger ausgekundschaftete Hostel ein. Wir fragten nach einem 4-er oder 6 er Zimmer, doch es war keines frei. Stattdessen mussten wir in ein 24-Bett (!) Zimmer. Das gute: Es war komplett leer:) Wir waren also eine Nacht zu viert im 24-Bett Zimmer. Genug Platz hatten wir auf jeden Fall.

Ausgeschlafen ging es dann am nächsten Morgen weiter. An irgendeinem Look-Out hielten wir an, um den Ocean in seiner dortigen Pracht zu genießen. Laut Viktor sollten in dieser Region aber auch vermehrt Koalabären hausen. Wir marschierten also ein bisschen fern des eigentlichen Weges und suchten die Büsche nach Koalabären ab. Vergeblich. Wollten wir doch alle unbedingt einmal einen dieser unglaublich gemütlichen und heiß geliebten Koalabären aus nächster Nähe sehen, doch es war einfach keiner zu finden. Wir gaben eigentlich schon auf, und kehrten um, da entdeckte Viktor irgendwas in der Ferne auf einem Baum. Es sah rundlich aus, für mich schwer zu erkennen.

Der Baum war etwas weiter weg und war auf einem Abhang gelegen, ein Rankommen war schwierig. Wir waren uns unsicher, ob das jetzt eine Koalabär ist oder doch nur eine Fatamorgana. Viktor entschloss sich aber näher ranzugehen. Von ihm motiviert, folgte ich ihm. Ich wollte es auch wissen…Und tatsächlich, es war ein Koalabär! Endlich hatten wir einen Koalabär entdeckt. Einen echten Koalabär in wilder Natur! Er saß gemütlich in seinem Eukalyptusbaum und glotzte uns ohne irgendeinen Murks an. Seine Augen waren noch furchtbar klein und schläfrig. Wahrscheinlich kam er gerade mal wieder aus einem 22 Stunden Schlaf und wollte gleich was essen, damit er danach wieder schlafen kann. Süß sah er auf jeden Fall aus.

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Nachdem wir uns also den Koala genau angeschaut und beobachtet hatten, ging es für uns aus den tiefsten Abhängen und Büschen im Wald neben der Great Ocean Road zurück zum Auto. Auf unserer Rückfahrt entdeckten wir dann sogar noch einen Koala, der direkt am Straßenrand hoppelte. Sofort angehalten konnten wir ihn noch einen Moment aus allernächster Nähe beobachten. Und noch einige Meter weiter waren sogar noch ein paar Bäume mit mehreren Koalas. Nach und nach hielten immer mehr Autofahrer und zückten die Kameras. Danach fuhren wir langsam wieder zurück nach Melbourne. Hier habe ich ein kleines Highlight in Erinnerung, an das ich mich noch lange erinnern werde. Es war später Abend und ich schaute während der Fahrt aus dem Fenster. Wir waren alle recht müde, es war schon dunkel. Ich merkte, wie wir uns der City von Melbourne immer mehr näherten.

Von den Vorstädten Melbournes, ging es immer ein Stück tiefer in die City. Es war ruhig im Auto. Ab einem bestimmten Moment erkannte ich die Stadt wieder und wusste, wo wir waren. Ein Gefühl von Heimat kam in mir auf. Es sudelte leise “Something in the Water” von der neuseeländischen Newcomerin Brooke Fraser im Radio, das hier zum ersten Mal hörte (und was später, auch in Deutschland, zu einem großen Hit wurde). Ich kann den Moment nicht richtig beschreiben, aber irgendwie ist er mir in Erinnerung geblieben. Immer wenn ich dieses Lied höre, muss ich an unsere Heimreise im Auto von unserem Trip zur Great Ocean Road denken.

< Das war zuvor geschehen

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Als ich eines Tages Feierabend hatte, traf ich in der Hostelküche auf die Schanzerin. Wir saßen zusammen am Esstisch und sie stellte mir dann Amy (Türkisch/Deutsch) und Julian (Deutsch) vor. Sie sind ein Paar und kommen ursprünglich aus Norddeutschland. Beide waren auf Jobsuche, deshalb gab ich Ihnen die Visitenkarte von Rhianna von Bluestone Recruitement, unserer Jobvermittlung, mit.

Die Tage darauf trafen wir uns alle gemeinsam, um was zu unternehmen. Mit dabei waren also die Schanzerin, Saki, Shirley, Amy, Julian und ich. Julian hatte einen Flyer von einem Darklight Indoor Minigolf im Melbourner Stadtteil Docklands. Wir wollten es mal ausprobieren und sind dann hingefahren. Es war ein abgedunkelter Indoor Minigolf Park, der nur mit Neonlicht beleuchtet war. Ab und an kam man sich zwar etwas doof vor, wenn man es einfach nicht schaffte, diesen blöden Ball ins Loch zu schieben, an der Bahn aber bereits die nächste Gruppe wartete, um endlich ihre Runde zu beginnen. Im Großen und Ganzen hatte es aber wirklich Spaß gebracht und war auch ein netter Abend.

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Die Wochen vergingen weiterhin mit Alltag unter der Woche und Sightseeing am Wochenende. Abends wenn ich an der Flinder Street Station aus der Metro ausstieg schnappte ich mir die “mX” und verzog mich damit auf mein Zimmer. Die mX ist eine kostenlose lokale Zeitung, die sich an die täglichen Berufspendler richtet. Es gibt Sie in Sydney, Brisbane und Melbourne. Sie wird an nahezu allen großen Metro/Tram-Stationen ausgelegt und auch verteilt. Sie beinhaltet Klatsch und Tratsch Geschichten, aber auch lustige Kolumnen. Interessant fand ich immer die Berichte über die auf der Straße interviewten Passanten, die Geschichten über die Herkunft ihres aktuellen Outfits erzählten. Woher habe ich dieses Paar Schuhe, warum trage ich ausgerechnet diese Jacke, was ist das tolle an meiner Tasche etc. Oder aber auch die Kontaktbörse der Pendler: “An den Mann in der grünen Hose und der Sonnenbrille, der gestern um 7.23 mit mir in der 1 nach Epping gefahren ist und zwei Stationen vor mir ausgestiegen ist: Lust auf ‚nen Kaffee?” oder “An den kleinen braunhaarigen in der 5 gegen 5.25 pm: coole Hose” Es war einfach eine handliche, kostenlose Tageszeitung, mit aktuellen Nachrichten, aber auch Unterhaltungsberichten, die aber alle kurz und knapp waren. Eben perfekt, um es mal schnell in der Metro zu lesen.

Nach dem kleinen Gag mit Veshali hatte Marissa ihr wohl von mir erzählt und sie wollte mich irgendwie auch kennenlernen. Deshalb sind wir an einem Wochenende zusammen mit Saki und Shirley in die Stadt zum Eureka Skytower. Von oben hat man eine wunderbare Sicht auf Melbourne. Jeder macht die obligatorischen Fotos und genoss den Ausblick. Danach machten wir noch einen Spaziergang durch die Stadt und unterhielten uns ein wenig. Marissa war inzwischen sichtlich genervt von Veshali – ihrer Indian Mami. Veshali wollte überall dabei sein und verbot Marissa sogar das Rauchen.

Wespen in Lebensgröße auf dem Dach eines Skyscrapers, fotografiert vom Eureka Skydeck 88, Melbourne

Wespen in Lebensgröße auf dem Dach eines Skyscrapers, fotografiert vom Eureka Skydeck 88, Melbourne

Zumindest wollte sie es nicht – und die Schanzerin hörte auf Veshali. Denn tatsächlich versuchte sie schon ihre Kippen heimlich zu rauchen. Total verrückt. Immerhin hat Veshali der Schanzerin nun wirklich nichts zu sagen. Ich war ab und an mit Laura per SMS in Kontakt. Als wir gerade dort oben auf dem Tower waren, schrieb Sie mir, dass Sie vor gut 1 Tag in Perth angekommen seien, jetzt aber alles abgebrochen hatten und Sie direkt zurück nach Darwin fliegt. Sam’s Oma war wohl verstorben und er ist daher natürlich direkt zurück nach Hervey Bay in Queensland. Irgendwie zerschlug sich so ihre Gruppe und Laura wollte dann auch irgendwie direkt zurück nach Darwin wieder. Sie fragte mich, ob ich nicht nach Perth kommen mag. Grundsätzlich wollte ich schon auch nach Perth, allerdings erst in ein paar Wochen, da ich noch weiter arbeiten wollte, um noch mehr Geld zu verdienen. Ich musste ihr daher absagen, obwohl ich schon ziemlich Lust hatte. Ansonsten war Melbourne schon eine sehr schicke Großstadt. An einem anderen Wochenende hatte ich etwas anderes vor.

Als ich noch Deutschland war, ich glaube 3 Tage vor meinem Abflug, war ich bei meiner Großtante in Bochum. Sie berichtete mir von deutsch/finnischen Brieffreunden, Joseph und Agnes aus Melbourne-Box Hill und gab mir auch deren Telefonnummer mit. In Darwin, gerade in den Vorbereitungen für meinen Flug nach Melbourne, fielen mir die dann auch wieder ein. Nach dem ich eines Tages aus der States Library in Darwin kam, rief ich diese Rufnummer einfach mal an. Es ging ein älterer Herr ran und ich erzählte, wer ich war und wie ich zu seiner Nummer kam. Er war freundlich und verstand doch recht schnell, was ich von ihm wollte. Wir verblieben so, dass ich mich später, wenn ich in Melbourne sein werde, noch mal bei ihm melden werde.

Nun war ich ja bereits in Melbourne und wollte sie doch auch einfach mal besuchen. Ich rief ihn also erneut an und wir vereinbarten ein Treffen. Sie wohnen in Box-Hill, einem Stadtteil von Melbourne, etwa 30 Min von der City mit der Metro. Dort am Bahnhof angekommen, wurde ich von Joseph abgeholt. Er war um die 70 Jahre alt, aber noch gut zu Fuß. Mit dem Auto gings zu ihnen nach Hause. Es war ein kleines, nettes Einfamilienhaus an einem Berg gelegen (Box Hill eben). Wir setzen uns zu einem Glas Wasser zusammen und sie erzählten mir einiges von sich und ich von mir. Erstaunlicherweise sprachen Sie einwandfrei deutsch. Sie kannten meinen Großonkel und meine Großtante durch eine langjährige Brieffreundschaft und waren auch schon einmal bei in Bochum zu Besuch.

Wir machten einen Rundgang durch das ganze Haus und den Garten. Der Garten ist zweigeteilt. Josephs Bereich ist ganz nach einem japanischen Garten angelegt und der Garten seiner Frau im spanischen Stil. Joseph hat sich tatsächlich auch eine kleine Mini-Hütte gebaut, in der man auf traditionelle Weise japanisch speisen kann.

Danach gab es selbst gekochtes Essen und einen kleinen Einblick in die Bastelwerke von Joseph, denn er war leidenschaftlicher Bastler. In die Gespräche vertieft, wollte er mir dann auch noch sein sehr geschätztes Reich im Untergeschoss zeigen. Es war sehr beeindruckend: Er hatte sich unter dem Haus quasi einen riesen Bastlerkeller erschaffen. Er erstreckt sich quasi in einem Rundgang durch drei verschiedene Kellerräume. Dort unten gab es alles was das Bastlerherz höher schlagen ließ. Als Andenken an meinen Besuch schenkte mir Joseph ein Stück echtes Känguruleder. Am Ende meines Besuches gaben Sie mir noch die E-Mail Adresse von Phoebe , der Nichte der beiden, mit. Sie hatten ihr von mir erzählt und meinten ich solle sie auch mal kontaktieren, damit wir was unternehmen können. Joseph fuhr mich zurück zum Bahnhof und ich fuhr dann mit der Metro zurück in die Stadt.

Am nächsten Wochenende setzte ich mich in die Tram und fuhr „nach“ Albert Park. „Nach“, weil nicht nur der Park selber und auch die Formel 1 Rennstrecke so heißt, sondern weil Albert Park ein eigener Vorort von Melbourne ist. Es gehört zum südlichen Melbourne und liegt etwa 3 km von der Stadtmitte entfernt. Der Albert Park ist ein Naherholungsgebiet mit einem tollen, großen See in der Mitte. Viel Grünfläche, viele Palmen und einige Trimmstationen umranden den See. Deshalb traf ich auch viele Sportler an. Die öffentlichen Straßen um den Albert Park herum sind zusammen 5,3 km lang und werden für das Formel 1 Rennen jedes Jahr schon 3 Monate vor dem eigentlichen Rennen gesperrt, damit in Ruhe aufgebaut werden kann.

Für den Abbau nach dem Rennen werden nur 6 Wochen benötigt. Ansonsten werden die Straßen öffentlich benutzt und nichts würde einen Unwissenden ahnen lassen, dass hier im März jedes Jahres ein Formel 1 Rennen stattfindet. Außer vielleicht die gerade Straße am Start/Ziel mit den einzelnen Toren bzw. Boxen und dem Glasgebäude direkt darüber: die 280,1 m lange Boxengasse. Da konnte ich am Boden ein paar gelbe Markierungen finden. Nebenan fand sich ein Basketball-Feld, wo einige Jugendliche Basketball spielten. Es war sehr sonnig, durch den See aber auch leicht windig und daher nicht zu heiß. Außerdem ist der Albert Park für einen „Park“ sehr groß, eine eigene Golf und- Cricketanlage gehörten auch zum Park. Ich war an einem ganz normalen Wochenende da und es war eine sehr friedliche Stimmung. Ein Flugzeug hatte mit Kondensstreifen etwas in den Himmel geschrieben, irgendwas mit „met“ oder „mate“, ich weiß es nicht mehr genau. Wenn ich mir aber vorstelle, wie sich der Park zum März hin komplett verändern würde und hier wahrscheinlich nichts mehr an ein ganz normales Naherholungsgebiet für Melbourner erinnern würde…oh Gott. In 1-2 Monaten würde es hier ja bereits mit dem Aufbau losgehen, schade eigentlich, ich war so gesehen etwas zu früh.

Aber wahrscheinlich wäre ich dann nicht mal mehr in den Park reingekommen. Am 27. März 2011 war der nächste „Große Preis von Australien“ hier im Albert Park. Zu dieser Zeit war ich bereits zurück in Deutschland. Phoebe schrieb mir, dass das Formel 1 Rennen jedes Jahr so dermaßen laut ist, dass man das in einigen Stadtgebieten Melbournes hören kann

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Im Hostel hatte ich durch Marissa zwei ihrer asiatischen Freundinnen kennengelernt: Saki und Shirley. Wir waren ab und zu ein bisschen in Melbourne unterwegs und verstanden uns alle recht gut. Saki kommt aus Japan und Shirley aus Taiwan. Shirley wollte mit uns unbedingt Bubble Tea trinken. Das sind vor den Augen frisch zubereitete Fruchttee Getränke mit verschieden wählbaren Toppings. Die Idee kommt wohl aus Taiwan und ist schon zahlreich in Australien vertreten. Inzwischen sind sie in Deutschland ja auch angekommen und werden zu einem Modegetränk (typisch deutsch -> Es folgen direkt negative Medienberichte über die unglaublich gefährlichen Toppings, an denen Kleinkinder ja ersticken können…) Ich wusste zwar nicht, aus was diese kleinen runden Bällchen (Topping) bestanden, aber alles in allem was es ein erfrischendes Getränk.

Wir waren dann noch asiatisch essen und hingen in der Stadt rum. Wir liefen auch zum Casino entlang am Ufer des Yarra River, als ich plötzlich wahnsinnig erschrak. Dort stehen alle paar Meter große rechteckige Kästen, aus denen kleine Feuerflammen leuchten. Abends in der Dämmerung sieht das am Ufer wirklich wunderschön aus. Doch auf einmal feuerte eine riesengroße Stichflamme aus dem Kasten neben mir und die Hitze der Flamme ging einem durch den ganzen Körper. Es waren die “Jet Flames”, die das Casino der Stadt gestiftet hat. Zu jeder vollen Stunde entfachen nacheinander an den Kästen diese großen Stichflammen. Wirklich ein nettes Spektakel!

Ich muss sagen, ich verstand mich mit Marissa wirklich sehr gut. Ihre bayrische Mundart und ihre Natürlichkeit gefielen mir und jedes Mal, wenn wir zusammen waren, war sie pausenlos am Lachen. Ich weiß nicht warum, aber sie war wirklich dauernd nur am Lachen und es war ansteckend. Jedes Mal aufs Neue. Innerlich war es sicherlich auch eine gewisse Verbundenheit. Immerhin waren wir gemeinsam aus Frankfurt angekommen und kannten uns schon seit Beginn des Abenteuers.

Als wir eines Abends dann nach einem Spaziergang wieder im Hostel waren, brachte ich Marissa noch zu ihrem Zimmer. Sie teilte es sich unter anderem mit einer etwa 40 jährigen, indischen Frau namens Veshali. Laut der Schanzerin war sie eher konservativ und meinte Marissa oft maßregeln zu müssen. Marissa wollte sich einen Scherz erlauben und schickte mich vorab ins Zimmer, da sie wusste das Veshali schon am Schlafen war und es für sie ein Schock wäre, wenn eine männliche Person das Zimmer betreten würde. Ich betrat also das Zimmer, es war dunkel, Veshali wurde wach und erkannte das in Person im Raum war. Sie war leicht irritiert, ich bin schnell wieder raus. Die Schanzerin, „ja moi“, war natürlich wieder heftigst am Lachen. Am nächsten Tag erfuhr ich, dass Veshali sich natürlich noch bei Marissa beschwert hatte…was sie sich dabei nur dachte, sie hätte ja nackt sein können etc. Naja, vergeben und vergessen.

Auf der Arbeit war alles noch soweit in Ordnung. Es gab inzwischen endlich zumindest ein klein bisschen Abwechslung. Es mussten Möbel transportiert und verpackt werden. Ich war andauernd zum Shrinkwrappen verdammt. Dafür nahm ich eine große Rolle „Frischhaltefolie“ und lief damit kreisförmig um fertig geladene Paletten herum, damit diese umwickelt und eingepackt werden. Trotz Arbeitshandschuhen (die wir uns ab und zu teilen mussten) wurden die Handinnenflächen beim Umwickeln schnell heiß, sodass sich täglich lästige Verbrennungen und Bläschen bildeten.

Ab und an kam Shaun (ein Aussie), irgendeiner der anderen Arbeiter, und lieh sich den Gabelstapler aus. Er prahlte ab und an mit seinen Deutsch-Kenntnissen, die allerdings nicht mehr als “Fotze”, “Muschi”und einem gleichzeitigen bereiten Grinsen betrugen. Irgendwann wurde zuerst Fenja, einige Tage später dann immer mal jemand anders von Big Boss Simon in ein anderes Lager geschickt. Dort wurden wir zum „DVD Picking“ angelernt. Es handelte sich um eine Lagerhalle, die im Eingangsbereich mit einem großen rechteckigen Tisch bestückt war. Daneben standen ein paar Einkaufskörbe und Einkaufswagen. Ansonsten standen in der Halle große Stahlregale, die von dichten, engen Gängen voneinander getrennt waren. Abgesehen von der Lageratmosphäre ähnelte der Aufbau an einen Supermarkt. Jeder Gang, jedes Regal war beschriftet. In dieser Halle wurden Bestellungen bearbeitet und zusammengesucht. Hier lagerte die Ware, mit der Shock Records handelte.

Diese DVDs wurden nicht weggeschmissen, sondern noch verkauft. Man nehme sich dort also zuerst einen abzuarbeitenden Bestellzettel, ein Klemmbrett und einen Stift vom Tisch. Dann nimmt man sich einen Einkaufswagen und geht wie beim Einkaufen im Supermarkt der Reihe nach den Bestellzettel durch. Pos. Nr. 1: Gang E Regal 13 Fach 3C -> 3x Hier läuft man also mit dem Einkaufswagen zu dem Fach, vergleicht dann den DVD Titel der dort liegt mit dem auf dem Bestellzettel und nimmt dann die entsprechend bestellte Menge der DVD raus, legt sie in den Einkaufswagen und macht ein Kreuz an die Position. Ist das Fach leer oder mit den falschen DVDs bestückt, kreist man die Position ein. Warum? Das werden wir gleich sehen. Das war‘s zunächst, weiter geht es dann schon mit Pos. Nr. 2. Die Bestellzettel sind unterschiedlich lang. Manche Bestellungen beinhalten nur 5 Positionen, die hatte man in 10 Min. durch. Andere gingen über 3 Seiten, da war man mal gut 45 Min. beschäftigt. Hat man also alle DVD im Wagen und ist mit der letzten Position durch, schiebt man seinen Wagen zum anfangs erwähnten Tisch am Eingang und baut die DVDs in Stapeln auf dem Tisch auf. Der Bestellzettel wird oben draufgelegt.

 

Die Arbeit als ”Picker” ist damit erledigt und es kann in eine neue Runde gehen. Die Stapel am Tisch werden von anderen Arbeitern weiterbearbeitet. Zunächst wird der Bestellzettel gecheckt. Ist eine Position eingekreist, wird dies weitergeleitet und das entsprechende Fach im Regal überprüft bzw. aufgefüllt und die DVDs der Bestellung noch hinzugefügt. Dann werden die DVDs fachgerecht in Kartons verladen, gesichert und versandfertig verpackt. Hierbei waren wir aber nicht involviert. Wir griffen ausschließlich den “Pickern” unter die Arme. Nach einigen Runden erhält man ein bisschen Routine und geht die Positionen dann taktisch sinnvoll durch. Die anderen Pickerkollegen waren bunt gemischte Leute.

leider kaum ausgwählt: Doku über Deutschland

leider kaum ausgwählt: Doku über Deutschland

Meine Kollegen waren also bspw. ein lockiger, langhaariger Mit-60iger, der vermutlich auf Grund seines Alters nichts anderes mehr fand, ein dünner, fein angezogener, nicht redender Kollege genauso wie aber auch die tätowierte Punkrock Braut mit ihren knallpinken Haaren. Vermutlich kamen einige auch nur stundenweise und schichtweise, denn es waren nicht immer alle da. Es lief laute Musik (meistens harter Rock) oder aber lokales Radio in der Halle.

Diejenigen, die keine Lust drauf hatten, spazierten mit Mp3 Player und Kopfhörern durch die Gänge. Beim Durchschieben durch die Gänge traf man immer mal wieder auf den einen oder anderen Pickerkollegen. Der graue, ältere Lockenkopf war recht locker und smoothy drauf und pfiff sich so chillig durch die Gänge, ein Aussie eben. Der Job als DVD Picker war wirklich eine gute Abwechslung, vor allem da man in Bewegung kam. Das ständige Sitzen und stupide Öffnen von DVD Hüllen war langweilig geworden. Leider durfte hier jeder nur ab und an mal arbeiten, wenn gerade viele Bestellungen abzuarbeiten waren oder Leute fehlten. Ich bin dort immer möglichst lang geblieben, da man dort auch Schutz vor der Nervensäge Simon (Dummschwätzer) hatte. Man konnte einfach nur in Ruhe seine Bestellungen abarbeiten…Simon war nämlich selten dort.

 

Wie bereits erwähnt hat er es mit Zählen nicht so. Deswegen versuchte er vermutlich auch von sich aus, möglichst seine Gabelstaplerfahrten weiterzumachen. In der Mittagspause lief ich häufig um den Block, setzte mich irgendwo auf eine Mauer und versuchte kurz zu schlafen, beobachtete Schulkinder in der nebenangelegenen Schule oder schaute der Müllabfuhr bei der Arbeit zu. Die Müllabfuhrautos waren interessant: beim langsamen Durchfahren der Straße werden Arme ausgefahren, die dann die von den Bewohnern an den Rand gestellten Mülltonnen greifen, hochnehmen und im Müllauto entleeren. Dann geht der Greifarm wieder runter und stellte die Tonne am Straßenrand wieder ab. Das Müllauto fährt dabei die ganze Zeit sehr langsam, hält aber nicht an. Somit wird auf die Dauer mächtig Zeit gespart und die Müllmänner müssen nur absteigen, wenn irgendwas schief läuft.

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Ich Andyg also nach Verabschiedung nach Melbourne. Ich hatte mir über Hostelworld.com ein schickes Hostel gebucht und fuhr vom Flughafen direkt dorthin. Es war recht zentral und nicht weit von der Melbourne Central Station. Obwohl der Name zwar auf den Hauptbahnhof schließen lässt, ist das in Melbourne nicht zwangsläufig der größte Haupt- und Umschlagspunkt des Öffentlichen Verkehrs. Mittelpunkt der Stadt ist definitiv die Flinder Street Station.

Die kann man sich vorstellen wie den Südbahnhof bei uns in Frankfurt, aber schon etwas größer und deutlich belebter. Auch in Melbourne haben fast alle elektronische, aufladbare Chipkarten, die so genannten „MyKi’s“,  mit denen man durch einfach rüberziehen über einen Kontaktpunkt am Drehkreuz eine Fahrkarte bezahlen kann. Und damit man nicht vergisst, die Karte regelmäßig aufzuladen und sich „an- und abzumelden“ (was durch die Drehkreuze ja eigentlich eh verhindert wird), laufen in den Metros in regelmäßigen Abständen Erinnerungen über die Lautsprecher, die, wenn man in Melbourne öfter Metro fährt, ziemlich bald nerven.
Aber irgendwie geben sie der Metro doch einen gewissen Charme. Auch die vom Band kommenden Ansagen über den in Kürze eintreffenden Zug sind ziemlich freundlich gesprochen:  je nach Tageszeit sagt die Dame Guten Morgen liebe Fahrgäste oder Guten Tag liebe Fahrgäste oder Guten Abend liebe Fahrgäste.

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Skyline am Yarra River, Melbourne CBD

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Flinders Street Station

Flinders Street Station

 

Irgendwie total verrückt, aber wenn man die Ansagen hört, finde ich, merkt man dass die irgendwie freundlicher klingen als unsere oder andere, die ich bisher gehört habe.
Mein erstes Hostel lag eher im  Studenten/Universitätsviertel und war erstaunlicherweise  neu renoviert und sehr modern eingerichtet. Es war im Prinzip neben dem YHA  in Sydney  eines der besten, die ich je besucht habe. Die Zimmer waren sauber und stylish eingerichtet. Kleinigkeiten wie bspw. ein Hochschrank neben jedem Bett mit Innenbeleuchtung und eingebautem Nachttisch sowie Steckdosen Anschluss an jedem Bett machten den Aufenthalt einfach angenehm. In meinem Zimmer traf ich auf zwei weitere Deutsche und einen anderen jüngeren, dunkelhäutigen Herren. Ich glaube er kam aus Südafrika oder so. Er arbeitete irgendwo in Melbourne. Ab und an sah ich ihn in einer Bibel lesen.

Die zwei deutschsprachigen Zimmernachbarn waren direkt sehr freundlich und wollten gleich am ersten Abend mit mir feiern gehen. Da ich aber früh am Morgen erst angekommen war, wenig geschlafen hatte und am nächsten Tag auch direkt den Arbeitsbeginn hatte, sagte ich ab. Am nächsten Tag, als ich heim kam, waren sie schon ausgezogen und hatten mir ein kleines Betthupferl dagelassen.

Die Nacht konnte ich gut schlafen und so machte ich mich am nächsten Vormittag auf Richtung Northcode. Dorthin gelang man entweder mit der Tram oder der Metro. Ich fuhr von der Central Station mit der Metro nach Northcode. Es war ein Außenbezirk von Melbourne und deutlich ruhiger als die riesigen Innenstadtstraßen. Ich hatte noch etwas Zeit und ließ die Straßen entlang. Es war arschkalt und fing auch noch an zu regnen. Deshalb wärmte ich mich zuerst kurz in einem Asia Shop und dann in einem Café auf. Von dort rief ich auch nochmal in Sydney bei Max vom WTC an, mit dem ich einen Bestätigungsanruf vereinbart hatte.

Als es dann langsam 13 Uhr wurde, machte ich mich also auf zur 200 Beavers Road, Northcode, Melbourne. Vorbei ging es dabei am Batmans Kindergarden und anderen interessanten Familienhäusern. Dort angekommen sah ich ein paar Arbeiter mit Sicherheitswesten an. Nirgends fand ich einen Hinweis auf eine Firma namens Shock Records. Deshalb fragte ich kurzum den nächsten mir über den weg laufenden Arbeiter, welche Firma denn gerade am Umziehen sei. “Yeah, Shock records is moving at the moment”, sagte der Mann zu mir. Ich war also richtig.

Wenige Momente später traf Rhianna ein. Sie war für uns fünf neue Arbeiter, sogenannte, zuständig und allmählich verstand ich,  wie es lief. Rhianna war von der Personalvermittlung, bei der ich auch letztendlich angestellt war. Eingesetzt werde ich aber bei Shock Records. Rhianna war eine große, kräftige, blonde Frau. Sie war sehr freundlich zu mir und bat mich in ein Hinterzimmer in der Lagerhalle. Sie gab mir den Arbeitsvertrag und ein paar andere Blätter zum Durchlesen und Unterschreiben. Dann kamen Fenja und Nadine hinzu. Danach dann auch Arvid aus Schweden und Miranda aus Norwegen.

Wir saßen also alle an dem Pausentisch und füllten munter und fröhlich die Papiere aus. Danach konnten wir schon wieder gehen. Am nächsten Tag um 8.00 Uhr war Arbeitsbeginn.  Wir trafen uns wieder im Pausenraum. Es waren zwei weitere Jungs hinzugekommen, die mit uns im Team arbeiten sollten: Simon, ein typischer Aussie aus Melbourne, ungefähr in meinem Alter und Emanuel, ein halb Aussie auch aus Melbourne mit italienischen Wurzeln. Sprachtechnisch und generell waren sie natürlich immer etwas im Vorteil, da sie Locals sind. Rhianna war auch wieder da. Sie stellte uns zunächst einmal unseren Big Boss “Simon” vor.  Es gab nun also “Big Boss Simon” und “Dummschwätzer Simon”. Warum “Dummschwätzer Simon”, wird sich später herausstellen.

Es handelte sich beim Boss um einen großen, gut gebauten, lässigen, weisungsbefugten Mann in Vans Schuhen. Scheinbar eine Art Abteilungsleiter. Wie sich später herausstellt wohnt er in Sydney und fliegt jeden Montagmorgen von Sydney nach Melbourne und Freitag abends zurück nach Sydney. Vor ihm hatte man auf Grund seiner Größer, seiner Augen und seiner Stellung irgendwie Ehrfurcht.

Obwohl er eigentlich total lässig drauf ist. Unser Vizechef war Tray, ein eher kleiner, ruhiger  und unscheinbarer Zeitgenosse. Rhianna führte uns mit Simon kurz durch alle Lagerhallen auf dem Gelände und erklärte uns wo was gemacht wird. Es gab ca. 7 verschiedene Hallen. Danach ging es kurz zu dem Bürokomplex. Dort war auch über dem Eingang ein großes Firmenlogo zu finden. Mit dem Bürogebäude werden wir aber während unseres Aufenthaltes bei Shock Records nichts zu tun haben. Wir sind ausschließlich als Lagerarbeiter angestellt. Im Bürokomplex ging es dann in einen Schulungsraum, bei dem uns das obligatorische Sicherheitsvideo für Lagerarbeiter vorgeführt wurde. Dies ist Pflicht des Arbeitgebers. Anschließend gab man uns diese hübschen, knallgelben Sicherheitswesten, die fortan stets zu tragen waren.

OK – los ging es dann mit den ersten Aufgaben. Wir waren bei einem DVD Label beschäftigt, das heißt es gibt DVDs- viele DVDs. Die Mädels durften also etliche Kisten voller DVDs öffnen und die sich dort befindlichen DVDs aus der Hülle entnehmen und in Einzelteile trennen. Die Hüllen wurden von der Scheibe und dem Cover getrennt. Wir Jungs mussten zuerst Schränke aus dem mittlerweile fast leergeräumten Lager abbauen & verschieben. Außerdem galt es Paletten mit Kartons zu “Shrinkwrappen” (mit Folie zu umwickeln). Wir kamen langsam alle aus uns raus, es entwickelten sich mehr oder weniger Gespräche. Simon (nicht der Big Boss) und Emanuel sagten uns nach Absprache mit den Chefs an, was zu tun war. “Big’e’ fella…” kamen sie mit ihrem australischen Slang auf mich zu und wiesen mich ein. Big Fella bedeutet so viel wie Kumpel/Kollege unter Männern.

Simon entpuppte sich später aber als Gruppenclown, zumindest glaubte er wahnsinnig witzig zu sein. Er war seinen Äußerungen nach halb deutscher, denn seine Mutter war deutsche. Sein Lieblingswort der wenigen deutschen Wörter, die er kannte: “Scheissenhausen”. Es entstammte aus einer Simpsons Folge und war der Running Gag in den ersten Tagen. Es war jede Woche eine Anwesenheitsliste zu führen, nach der dann die Arbeitszeit berechnet wurde. “Payday” war, so ist es in Australien üblich, einmal pro Woche.
Ich empfand es als angenehm, seinen Lohn wöchentlich ausbezahlt zu bekommen. Das schafft innerlich irgendwie mehr Klarheit, wofür man tagtäglich schafft, da man jede Woche Geldeingang für seine Arbeit sieht. Als wir mit den Kartons fertig waren, packten wir bei den Mädels mit an. Und so wurde das DVDs auspacken und in seine Bestandteile trennen zu unserer alltäglichen Hauptaufgabe für die nächsten Wochen.

Nebenbei mussten die mit leeren Hüllen, Covern, Scheiben etc. gefüllten Kartons natürlich auch auf Paletten verladen und verpackt werden. Dafür standen uns auch Gabelstapler zur Verfügung, die aber nur Simon und Emanuel fahren durften. So pendelte sich für mich in Melbourne also ein wenig Alltag ein.  Leider war es hier noch Winter und die “4-Seasons-on-a-day”, die man Melbourne nachsagt, waren deutlich zu spüren. Doch der kommende Frühling bzw. Sommer war schon deutlich zu merken. Nach Feierabend bin ich dann mit Fenja und Nadine noch ein wenig umhergezogen.  Abends sah ich mir noch ein wenig Papierkram an, den Rhianna uns mitgegeben hatte.

Am Wochenende besuchte ich dann Marissa in ihrem Hostel, dem Flinders Street Backpackers direkt an der Flinders Street Station in der City. Zentraler ging es nicht. Und scheinbar war es ein ziemlich angesagtes Hostel in Melbourne. Wir machten abends einen Spaziergang und da das Hostel ein entsprechendes Winterangebot hatte, das beim Buchen von mind.
2 Wochen Aufenthalt ziemlich gut war, entschied ich mich, dort auch einzuziehen. Mit Marissa kam ich unglaublich gut zurecht und wir hatten eine Menge zu Lachen. Sie sagte, immer wenn sie mich anschaut, muss sie lachen, da ich immer am Grinsen sei und da sie anfing, immer zu lachen, riss sie mich mit und ich musste auch lachen. Vor allem, als sie mir von ihren Zimmerkompanen erzählen wollte und anstatt Zimmergenossen mit ihrem bayrischen Dialekt “meine Genossen” sagte. Das klang so nach Politik à la Horst Seehofer oder Ilse Aigner: “Liebe Genossen, liebe Genossinnen”. Von dort an, waren die Genossen bei uns immer ein “geflügelter Begriff”.

Das Hostel ist recht groß, die Zimmer recht klein und teilweise schon etwas muffig. Es war lange nicht so toll und modern wie mein erstes Hostel in Melbourne, aber dafür war es einfach schön günstig.  Ich hatte also 2 Wochen gebucht und stellte mich erst mal auch innerlich auf einen “geregelten” Alltag ein: Früh aufstehen, Arbeiten, Nach hause kommen, Essen, Waschen, früh ins Bett gehen, etc.  Morgens gegen kurz nach 7 ging ich aus dem Hostel, damit ich um 8 Uhr auf der Arbeit war. Ich genoss die zentrale Lage des Hostels und nahm des Öfteren schon morgens um 7 den Subway direkt nebenan in Anspruch.

Mein Frühstück bestand  dann also aus einem leckeren Egg, Cheese und Bacon Sub mit schön viel Southwest Sauce.
Von dort gings direkt über die riesen Kreuzung zur Flinders Station. Ich nahm immer die Metro Nr. 1 nach Epping über den Stadtring (City Loop), andere Kollegen kamen mit der Tram.  Auf der Arbeit pendelte sich auch Alltag ein, zum Teil gähnender Alltag. 8 Std. lang DVDs öffnen, trennen etc. macht irgendwann verrückt. Am unbeliebtesten waren diese doofen 6-er DVD Hüllen, da die so dick waren und 6 Scheiben enthielten. Das entleeren und abfertigen einer DVD Hülle dauerte somit  ein paar Sekunden länger. Das war psychisch irgendwie demotivierend, da man einfach länger an einer DVD beschäftigt war und dadurch einfach nicht so schnell durcharbeiten konnte. Während meiner Arbeit bekam ich sehr heftige Probleme mit meinen Füßen, obwohl ich immer wieder von stehend auf sitzen wechselte. In den Mittagspausen musste ich teilweise meine Schuhe ausziehen, da sich meine Füße (heute leider immer noch) einfach total eingeengt fühlten.

Ansonsten standen wir zu sechst einfach den ganzen Tag einem sehr großen Arbeitstisch aus Holz (Bulk), hatten mein Handy an Lautsprecher angeschlossen und hörten Radio nebenbei. Rhiannas “only girl in the world” lief gefühlte 300mal am Tag und gehörte für mich schon zum Arbeitsalltag. Das nette oder eher weniger nette Beisammensein am Tisch führte letztendlich auch zu  teilweise total schwachsinnigen Gesprächen, vor allem angetrieben durch unseren Dummschwätzer Simon.  Am Anfang war der Kerl zwar noch lustig, aber nach und nach bemerkten auch die anderen Mädels was für ein Vollpfosten er war.  Das Niveau war einfach nicht ganz so hoch und seine Versuche den Mädels gegenüber zu imponieren scheiterten schlussendlich dann doch. Auch einfachste Rechenaufgaben (beim Zählen von Kartons auf den Paletten bspw.) versuchte er immer gekonnt heimlich anderen unterzujubeln, da er in Mathe wohl auch nicht der hellste war. Andererseits wollte er dann aber doch den Chef spielen und mir sagen, was ich zu tun habe und wo ich jetzt mithelfen soll.
Die Arbeit bekam eine gewisse Routine, ab und an wechselten die Teams. So war ich mal ein paar Tage mit den Mädels alleine in einer anderen Lagerhalle. Dort waren zwei weitere Vollzeitarbeiter, mit denen wir aber nicht viel zu tun hatten. Sie standen uns bei Fragen zur Seite, ansonsten aber war es einfach die gleiche Arbeit (DVDs schrotten), nur eben in Warehouse 1 (Lager 1).

Genau am Eingang von diesem Lager tauchen eines sonnigen Nachmittags plötzlich zwei fette und ca. 40cm große Echsen auf. Shit, erst dachte ich, es wären Schlangen. Laut den zwei Arbeitern aus dem Lager lebten die Echsen schon lange in den Tiefen und Ecken des Lager 1. Alle zückten ihre Kameras und ich schaffte es sogar eine zu berühren.

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Sie waren nicht die typischen schnellen, kleinen Echsen, die schon bei leichtester Vibration sofort weg sind. Es waren eher große, fette und gemütliche Echsen.  Ab und zu wurden wir von Big Boss Simon und Tray besucht, die nach dem Rechten sahen.
Morgens hatten wir immer 15 Min. Frühstückspause (man nennt sie in Australien “Smoko”) und dann mittags immer noch eine 30 min Pause. Zum Frühstück machte ich mir meistens dann ‘ne Schüssel Kellogg’s und zur Mittagspause irgendwelches Fertigessen oder Sandwiches. Einige Dinge wie z.B. Getränke und Milch muss der Arbeitgeber laut Vorschriften dem Arbeitnehmer zur Verfügung stellen. Anfangs kaufte ich mir nämlich Milch noch selber, später aber wurde ich darauf hingewiesen, dass das Besorgen von Milch etc. Aufgabe des Arbeitgebers sei.

 

„Federations Square“ direkt neben meinem Hostel an der Flinders Street Station

„Federations Square“ direkt neben meinem Hostel an der Flinders Street Station

Wir, also Fenja, Nadine, die Schanzerin, Arvid und vielleicht auch noch ein paar andere wollten eines Abends nach Feierabend zusammen feiern gehen. Merkwürdigerweise ging es mir aber an dem Tag gar nicht gut. Die Arbeit im Lager war zum Teil, besonders auch an kälteren Tagen, echt anstrengend für den Körper. Es war den ganzen Tag kalt, die Hände froren. Einen wirklich warmen Aufenthaltsort gab es nicht. Nach der Arbeit fuhr ich direkt zurück in die Stadt, schnappte mir noch ein Sub neben dem Hostel und warf mich direkt ins Bett. Es ging mir so mies, dass ich dachte ich bekomme eine starke Grippe. Zum Glück war nun Wochenende. Ich blieb sage und schreibe etwa 15 Stunden lang nur im Bett. Aber am nächsten Tag ging es mir dann schon wieder ganz normal. Ich habe keine Ahnung, was das gewesen war. Allerdings habe ich das schon öfter mal gehabt in meinem Leben. Wenn man dann mal ordentlich schläft und sich im Bett kuriert, geht es am nächsten Tag schon wieder ganz normal.

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