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Ich war nun seit gut zwei Wochen in Perth und hatte mich in den letzten Tagen entschlossen erst mal zurück nach Darwin zu fliegen. 4000 km ging es also wieder Richtung Norden in mein tropisches Darwin. Inzwischen liebte ich diesen Moment, wenn ich die Türschwelle des Flugzeuges übertrat, mich auf der Flugzeugtreppe befand und mich diese einzigartige Wand der feuchten und zugleich warmen, tropischen Luft mit voller Wucht erschlug. Aber wenige Schritte weiter gelang man schon in den Innenbereich des Flughafengebäudes bzw. eines Kühlschrankes. In Darwin sind viele Gebäude, Busse etc. einfach richtig schön runtergekühlt. Und dieser Moment von draußen nach drinnen, drinnen nach draußen, achja, ich liebte es einfach.

Naja…Mit Anja und Andy hatte ich ausgemacht, dass sie mich am Flughafen abholen. Zunächst war keiner zu sehen. Doch dann bekam ich eine typisch Anja bzw. Andy aussagekräftige Textmessage: “Call”, dann eine zweite “Where r u”. Nach kurzem Hin und Her fanden wir uns dann aber gegenseitig und ich stieg bei Anja mit ins Auto ein, wo Andy auch schon auf mich wartete. Dann ging es über den Highway zurück in die City. Das Wetter war wie immer: sonnig. Als Andy dann allen ernstes mitten auf dem Highway ein Sixpack Carlton Draught auspackte und mich mit “Welcome back home, Darling” willkommen hieß wusste ich wirklich, dass Darwin mittlerweile mein Zuhause in Australien geworden war und ich wahnsinnig froh war, solche Leute kennengelernt zu haben.

Ich muss zugeben, nach meiner Abreise aus Darwin Ende September hatte ich in Melbourne nur ab und an getrunken, in Perth überhaupt nicht. Die Geste mit dem Bier auf der Fahrt vom Flughafen in die City war einfach nur genial und typisch Darwin eben. “Easy going, Mate”. Das ist hier der Lifestyle, hehe. Ich fands auch so klasse, dass man, vor allem unter Backpackern, kaum auf sein Äußeres achten musste. Unter Backpackern galt oft einfach die Devise: Lieber praktisch, als stylish. Nochmal schnell zum Thailänder um die Ecke, aber keine Lust auf Schuhe? Egal, dann halt barfuß, keiner guckt einen deswegen schräg an. Und das war ziemlich lässig.

Ich zog also erst mal wieder bei Andy ein und machte mir nun Gedanken, wie es weiter gehen sollte. Es war Anfang Dezember und ich war unsicher, was ich tun sollte. Ich mein, ich wollte schon gerne über Weihnachten hier sein, da ich hier eben einige bereits kenne und ja, quasi zuhause war. Andererseits waren es noch gut 3,5 Wochen bis Weihnachten und das würde sich schon ganz schön ziehen von der Zeit her. Denn Darwin ist halt doch eher klein und so wahnsinnig viel zu tun und zu sehen, wie bspw. in Sydney, gibt es hier nicht. Inzwischen war ja auch Laura längst wieder weg. Sie war am 31.10 schon nach Deutschland zurück, da ihr Touristenvisum abgelaufen war.

Wir hatten uns irgendwie immer verpasst. Ich war mit Nazli auf Bali, als wir zurück kamen, war Laura mit Sam und Dan auf dem Trip an der Westküste, dann bin ich ja aus Darwin weg nach Melbourne und Laura war Mitte/Ende Oktober eben wieder in Darwin und Andyg zurück nach Deutschland. Ich bin dann aber noch nach Perth und kam erst Anfang Dezember wieder. Ich entschied mich dann aber auf jeden Fall bis Weihnachten zu bleiben. Auch wenn ich schon etwas Angst vor der Langeweile hatte, aber einen anderen Plan gab es irgendwie nicht. Eine andere Sache war dann auch noch New Year’s Eve. Denn Silvester wollte ich natürlich, wie fast ganz Australien, traditionell in Sydney feiern. Nur Anfang Dezember den Silvesterabend in Sydney planen ist halt im Prinzip völlig für die Tonne.

Da muss man so gesehen schon ein halbes Jahr vorher gucken, damit man ein Zimmer zu akzeptablen Preisen bekommt. Naja, und so begann für mich irgendwie ein „Alltag“ in Darwin. Ein Alltag aus Langeweile, Rumchillen, Trinken, Rauchen und Essen. Eigentlich ein perfektes Leben, da ich nichts zu tun hatte und machen konnte, was ich wollte. Also Andy ging morgens immer gegen 9 Uhr arbeiten, entweder ließ er sich mit dem Taxi in die Stadt fahren oder Anja holte ihn an. Gegen 9 oder 10 stand ich dann auf und frühstückte etwas. So um 11 oder 12 nahm ich dann den Bus in die City und schaute in den Souvenirshops vorbei und hing rum.
Gegen 13 Uhr traf ich mich jeden Tag mit Anja und Andy zum obligatorischen Mittagessen im Monsoons. Manchmal kam auch Steve, ein befreundeter Friseur dazu. Ab und an auch Alex. Alex – ein Thema für sich. Alex, kommt ursprünglich aus dem wunderschönen Mauritius im indischen Ozean. Alex kommt aus sehr, sehr reichen Verhältnissen, laut Andy wurde Alex’s Mutter bei einem Besuch in Darwin mit dem Hubschrauber eingeAndygen. Soweit ich das richtig verstanden habe, war Alex eigentlich auf einem Segeltrip um die Welt und war irgendwann auch am Hafen in Darwin angekommen. Dort gab es irgendwelche Probleme mit Behörden oder sowas und Andy war zufällig dort oder irgendwie sowas und half Alex dann aus. So entwickelte sich eine Freundschaft, Bekanntschaft, Feindschaft, wie auch immer man es betrachten möchte. Warum? Das wird sich zeigen. Alex ließ sich jedenfalls in Darwin nieder, da er das Leben und den Lifestyle in Darwin jeden Tag sichtlich genoss.

Jedenfalls waren wir jeden Tag im Monsoons essen, hatten unseren Stammplatz, kannten alle Bedienungen und bekamen täglich unseren Kaffee kostenfrei. Zum Essen gab es immer ein, zwei oder drei “Jug’s” Bier. In Deutschland kennt man sie als “Pitcher”, also quasi eine Kanne Bier. Für Anja und Andy gab es dann einen Kaugummi und es ging zurück hinter den Tresen der Souvenirshops. Ron, der Chef hatte 3 Stück und einen Hut-Shop mit Reinigungsdienstleistung für Klamotten. Alle Läden waren in unmittelbarer Nachbarschaft von max. 50m, also quasi alle nebeneinander. Anja wechselte regelmäßig und war mal hier, mal dort eingeteilt.

Andy hatte einen Laden “für sich” und pflegte ihn daher auch mit allergrößtem Stolz. Für ihn war es sein Laden und es galt: er war der genialste, erfolgreichste Verkäufer von allen, er war der “Moneymaker”. Vor allem wenn mal wieder eine größere Reisegruppe die Souvenirshops stürmte, verstand er sein Handwerk. Ron und Andy verstanden sich sehr gut. Deshalb machte Andy auch keinen Terror, als die Klimaanlage im Souvenirshop ausfiel und ein paar Tage defekt war. Laut australischem Gesetz hat der Arbeitnehmer ein Recht auf eine funktionsfähige Klimaanlage und kann einfach heimgehen, wenn diese bei einem Defekt nicht innerhalb von 24 Stunden wieder instand gesetzt wird. Aber so war Andy nicht.

Naja, nach dem Mittagsessen ging ich jeden Tag erst mal in die Library und surfte im Internet. Es war dann die Zeit, zu der man in Deutschland gerade am Aufstehen war. Dann ging ich oft noch bisschen was im Coles im Mitchell Centre einkaufen, Süßkram, Bier, Essen für den Abend, Zigaretten für Andy…Apropos Zigaretten! Die Hinweise hinsichtlich der Schädlichkeit auf deutschen Verpackungen sind ja schön und gut, aber schau mal, wie die Aussies das handhaben…

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Das ist doch mal konsequent, oder? Und nicht nur das: Rauchen ist in Australien sehr teuer und hoch geahndet:  eine einzige 20er Zigarettenpackung kostet etwa 14 EUR! Wer an Plätzen raucht, an denen es eigentlich verboten ist, der kann mit 10.000 $AUD Sofortstrafe rechnen, wenn er von der Polizei erwischt wird. Bei Wiederholung geht die Strafe bis auf 20.000 $AUD hoch. Im Oktober 2013 entschied das EU Parlament in Straßburg übrigens, solche Bilder in Zukunft (frühestens ab 2016) auch auf unseren Verpackungen einzuführen.

Nach dem Einkaufen machte ich regelmäßig noch einen Nap auf “meiner Bank” im Esplanades Park, um das Bier aus der Mittagspause zu verdauen. Der Esplanade Park war eine Grünanlage in der City mit direkter Sicht auf den weiten Ozean, von dem Darwin umgeben ist. Es gibt hier einen kleinen Weg, der zum steinigen Strand führt. Im Park und in den am Abhang gepflanzten Büschen hausten auch einige obdachlose Aboriginals, die man hier tagsüber auch bei Ihrem “Sit-Down” trinken und gammeln sah. Deswegen nennt man das Geld, welches Sie vom Staat erhalten, auch umgangssprachlich „Sit-Down Money“.  Jedenfalls gibt es im Esplanades Park eine Bank, auf der ich mich regelmäßig zum Nap verleiten ließ, Musik hörte oder einfach nur nachdachte. Der Esplanades Park ist erhöht gelegen und von der Bank hatte man einen geilen Ausblick auf den Ozean.

Es war “Meine Bank” geworden.
Einmal hab ich mich zu den rumsitzenden Aboriginals dazugesetzt und ein bisschen mit denen geredet. Sie waren halt alle ziemlich besoffen, hatten aber Spaß mit mir und meiner Kamera. Sie nahmen mich dann in „ihre Familie“ auf. Ich bekam deshalb eine Schwester, eine Mutter namens „Francis“ und einen Papa, den „Ron“. Es waren noch mehr Aboriginals da, aber deren Namen weiß ich nicht mehr. Auch ein anderer „Weißer“, ein Obdachloser aus England saß mit uns in der Runde. Ein bisschen eklig war es schon, alle stanken ein bisschen nach Schweiß, die Töpfe mit irgendwelchen pampigen Resten von Reis-Eintopf waren voll von etlichen Moskitos und es wurde trotzdem noch daraus gegessen. Mama Francis nannte mich „Sunhine Toby“, weil ich wohl immer grinste und so fröhlich wirkte.

Es kam dann aber vor, dass sich Francis und der Engländer stritten. Und zwar so stark, dass die beiden anfingen sich für einige Sekunden zu kloppen. Ich wusste nicht, wie ich reagieren soll. Sie schlugen sich richtig mit Fäusten und keiner der anderen unternahm irgendwas. Unter Aboriginals sind diese Kämpfe ja auch offenbar normal. Es war dann aber auch schnell vorbei, Francis entschuldigte sich bei mir und sagte, sie wollte nicht, dass ich sowas sehen muss. Mit Francis tauschte ich zum Schluss sogar Handynummer und Adresse aus.
Als ich mich dann noch bei Papa Ron verabschiedete, weil ich langsam wieder nach Hause nach Parap fahren wollte, fing er an zu weinen. Ungelogen – mit zitternder Stimme sagte er mir, dass er nicht will, dass ich gehe und sie verlasse und all sowas. Ich wusste wieder nicht, wie ich reagieren soll. Ich kannte ihn gerade mal seit einer Stunde oder so und er zieht voll das melankonische Abschiedsdrama ab. Naja, er war einfach total zugedröhnt, das war wohl der eigentliche Grund, nicht die Liebe zu seinem neuen „Sohn“ ;).

Francis rief mich einige Wochen später tatsächlich mal an, ich bin aber nicht rangegangen. Immerhin habe ich ihr aber eine Postkarte geschickt. Die Adresse war irgendeine Art Übernachtungsstation für obdachlose Aboriginals glaube ich. Danach haben wir aber nichts mehr voneinander gehört. Alles in Allem waren die aber alle schon echt in Ordnung, ich mochte die Aboriginals.

Am Nachmittag eines Arbeitstages bin ich üblicherweise gegen 16 oder 17 Uhr dann erst mal zu Anja und Andy in den Souvenirshops zurück und je nach dem wann Andy Feierabend machte, bin ich dann direkt nach Hause gefahren. Manchmal arbeitete Andy länger, dann bin ich mit Anja im Auto heimgefahren. Manchmal bin ich früher heim, dann aber mit dem Bus. An anderen Tagen nahm ich mit Andy aber auch das Taxi. Das war dann, wenn Andy mit mir unbedingt nach Feierabend nochmal auf ein Bier ins Monsoons wollte. Das letzte war ja schon 3 Std her (Ironie). Also gingen wir manchmal nochmal nach Feierabend ins Monsoons.
Mich nervte das immer ein bisschen, da Andy dort dann immer irgendwelche anderen Leute traf, denn er kennt halb Darwin persönlich. Travis, Steve, Lotty, Andrew, Alex… ach, manchmal rief Andy sie einfach schnell an und sie kamen kurzerhand vorbei oder eben zufällig, wie es gerade so kam. Später fuhren wir mit dem Taxi nach Parap: kochen, fernsehen, auf der Terrasse Bier trinken & rauchen und über Gott und die Welt reden war tagtägliches Programm. Richtig chillig halt – typisch Darwin. Und abends, als es dann dunkel wurde und die Frösche langsam anfingen laut zu “quaken” und die Aboriginals in der Umgebung noch deutlicher zu hören waren fand ich es immer am tollsten. Das ergab einfach eine Atmosphäre. Tropisches Top-End halt – typisch Darwin.

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Das Northern Territory hatte mich also wieder zurück. Ich stieg in den Airport Shuttle und fuhr nach Parap zu Andy. Es war im Prinzip alles beim Alten, außer dass Laura zwischenzeitlich mit Sam, Dan und anderen zu einem Roadtrip an die Westküste unterwegs war. Richtig schön klassisch mit dem Pickup ins Outback. Ich war etwas neidisch, wäre ich doch gern mitgekommen. Geplant war es wohl schon vor dem Bali Trip, aber ich traute mich nicht so wirklich nachzufragen, die Einladung galt nur Laura. Beim Chatten mit dem anderen Toby, den ich im YHA Hostel kennengelernt hatte, stellte sich heraus, dass er zur gleichen Zeit auch auf Bali war und auch am gleichen Tag zurück nach Darwin geAndygen war, aber eben eine Maschine früher.
Nazli und ich trafen uns noch einmal am Mindil Beach zu ein paar Bier. Wir sprachen ein bisschen über Bali, sahen und lauschten den Aboriginals, die sich mal wieder in ihrer eigenen Sprache laut brüllend stritten. Nach Sonnenuntergang verabschiedeten wir uns voneinander. Nazli war kurz vor ihrer Abreise zurück in die Türkei. ich setzte Nazli in ein Taxi und fuhr dann mit dem Bus nach Parap zurück.
Meine WTC/YHA Mitgliedskarte, mit der ich in den offiziellen YHA Hostels in Australien ein bisschen Rabatt für jede Übernachtung bekam, hatte ich irgendwo verloren. Deshalb nahm ich Kontakt zu WTC in Sydney bzw. dann direkt mit YHA Australia auf. Die schickten mir dann eine neue Karte nach Darwin.

 

Parliament House & State Library, Darwin

Parliament House & State Library, Darwin

Die Tage darauf empfand ich eine innere Leere. Aline, die mit mir und den anderen aus Frankfurt gekommen war, schrieb mich an. Sie war inzwischen in Cairns an der Ostküste unterwegs und hatte auch schon etwas gearbeitet. Flyer verteilen etc. Blöderweise hatte sie stark mit Heimweh zu kämpfen und ihr ging es wirklich nicht gut. Ihren aktuellen Job verlor sie ganz spontan und irgendwie steckte sie in Ratlosigkeit und brauchte einen Tröster. Da es mir ähnlich ging und ich sowieso nicht wusste, mit wem ich jetzt meine Zeit in Darwin verbringen sollte, bot ich ihr an, rüber zu mir nach Darwin zu kommen. Das würde wirklich perfekt passen. Wir könnten dann auch gemeinsam Arbeit suchen.

Ich erkundigte mich bei Andy nach einem Job bspw. im Souvenirshop oder sonst wo und er machte mir auch durchaus Hoffnungen. Aline wollte es sich durch den Kopf gehen lassen. Wir schrieben immer wieder, da es ihr echt nicht gut ging. Doch sie hatte nun andere Pläne und auch schon ihre Mutter nach Australien bestellt, mit der sie dann 1 Monat Sightseeing machen wollte. Leider kam sie dann deshalb nicht mehr nach Darwin. Wir schrieben dann die nächsten Wochen und Monate hin und wieder und letztlich Andyg sie mit ihrer Mutter zusammen zurück nach Deutschland. Das Weihnachtsfest feierte sie dann also bereits schon wieder in Deutschland. Ihr Heimweh hatte ihr einfach einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Zuhause bei Andy hatte Anil das offene WLAN irgendeines Nachbars entdeckt und daher hockte ich des Öfteren auf dem Küchenboden- oder Schrank und konnte zumindest mal ein bisschen heimisches TV Total & Co. sehen. Ich war zwar fast täglich in der N.T. State Library, aber dort gab es eine Begrenzung von 100MB Traffic oder 4 Std Online Zeit pro Tag. Die State Library ist im Regierungsgebäude und was daher wirklich nervig ist, ist das man bei jedem Eintritt die Sicherheitskontrolle durchlaufen muss. Das war in den State Librarys der anderen australischen Staaten anders geregelt und daher deutlich einfacher.

 

Esplanades Park, Darwin

Esplanades Park, Darwin

Zumindest aber war das Regierungsgebäude modern, sehr geräumig, schön leise und eisgekühlt. Es war jeden Tag ein kleines Erlebnis von der tropisch heißen Luft draußen in das angenehm runter gekühlte Gebäude einzutreten und dort in Ruhe am Laptop zu sitzen.  Es war inzwischen Ende September und es war wirklich sehr viel geschehen seit meiner Ankunft im August. Ich wusste noch genau, wie ich in Sydney im Internetcafé in der George Street saß und mit meiner Mutter am skypen war und ich nicht wusste, wie ich jetzt weitermachen soll, einfach wohin ich soll. Und jetzt hab ich doch schon so einiges erlebt, habe Freunde gefunden, lebe doch tatsächlich bei einem Local Aussie zuhause, nicht im Hostel habe quasi eine Plattform, ja fast schon ein zuhause. Das war echt toll! Andrerseits sind nun all die Leute in meinem Alter, mit denen ich die letzten Wochen in Darwin verbracht habe, weg.

Laura ist mit Sam & Co unterwegs, Nazli zurück in die Türkei.  Ich kannte Darwin nun bereits schon gut genug und dementsprechend wurde es doch etwas ruhig und langweilig. Da ich nun auch schon einiges an Geld verprasst hatte kam in mir mehr und mehr der Gedanke jetzt irgendwie weiterzuziehen, bspw. nach Melbourne oder so und dort zu arbeiten. Am liebsten sollte es aber irgendwas stupides, einfaches sein. Kellnern oder Verkaufen war nichts für mich. Fruitpicking wollte ich ja mal machen und es war auch die Zeit der Mangos. Ohne Probleme hätte ich an einen solchen Job  auf einer Farm in Darwins Umgebung durch Andy und seine Kontakte bekommen können. Auch das WTC Office hatte solche Jobs verfügbar.

Das Problem für mich war aber, dass diese Farmen immer weit außerhalb von Darwin waren, d.h. im Prinzip mitten im Outback. Man wäre abgeschotten von der Stadt und es gäbe einen Gemeinschafts-Bus, der am Wochenende einmal nach Darwin und zurück fährt. Das war für mich irgendwie unvorstellbar. Den ganzen Tag auf der Farm und dann abends nur das Zimmer, das auch noch auf der Farm ist ? Das war echt kacke. Irgendwo war dann aber doch noch ein akzeptables Fruitpicking Angebot und ich rief daraufhin bei der Farm Managerin an und bekundete mein Interesse. Sie gab mir noch etwas Bedenkzeit, aber auch nur 2 Tage oder so, da es genug andere Backpacker gibt. Ich war irgendwie unsicher, was ich tun sollte. Mir schwebte eigentlich ein anderer Job vor, vor allem am besten in Melbourne, wo ja auch Marissa zurzeit arbeitete.

Ich hatte ja diesen Job Newsletter vom WTC Office in Sydney abonniert und erhielt auch regelmäßig Job Angebote. Und wie es der Zufall so wollte, trudelte genau jetzt ein entsprechender Job in Melbourne ein. Er war ausgeschrieben als Warehouse Job, DVD Picking. Es wurden schnellstmöglich 5 Leute gesucht. Sofort meldete ich mich daraufhin im WTC Office bei Max, dem zuständigen Vermittler. Gott im Himmel, es war tatsächlich noch was frei. Er merkte mich für den Job vor, aber es war zwingend erforderlich, das man schon in Melbourne ist und direkt anfangen kann. Ich war aber in Darwin, war aber natürlich bereit, nach Melbourne zu fliegen. Max wollte unbedingt wissen, wann ich dann in Melbourne bin.

Ich hatte aber ja noch nichts gebucht, also sagte ich einfach , ich hätte den und den Flug gebucht und schaffe es pünktlich zum Arbeitsstart .Daraufhin sicherte er mir den Job zu und ich war glücklich wie Bolle. Mein nächstes Abenteuer war somit gesichert. Vor allem war es echt cool, dass es das war, was ich wollte.

Es war in einer Weltmetropole und einfache Lagerarbeit. Das war ja früher sogar meine eigentliche Überlegung für die Zeit nach meiner Ausbildung gewesen. Ich hatte geplant mich für ein halbes Jahr über eine Zeitarbeitsfirma zu “verpflichten” und mich in so viele unterschiedliche einfache Jobs, für die man keine große Einarbeitung benötigt, einteilen zu lassen. Einfach, um mal einen Einblick in die Berufe fern ab des Schreibtisches im Büro zu bekommen. Mehrere Zeitarbeitsfirmen hatte ich damals angeschrieben und eine verstand mein Vorhaben sogar und hielt es auch für durchaus realistisch. Doch bevor ich konkreter wurde, hatte ich meine Pläne dann zwecks Australiens komplett umgeworfen. Jedenfalls fand ich gut, dass ich jetzt eventuell eben einen solchen “einfachen, primitiven” Job in einer Lagerhalle bekommen könnte.

Darwin ist zwar wirklich schön, aber ich sehnte mich halt auch mal wieder nach einer richtigen Großstadt. Dazu würde ich in Melbourne sogar auch Marissa wiedertreffen. Ich erzählte Anja und Andy von meinen neuen Plänen und setzte mich dann an die Buchung des Fluges. Es war Freitag und Sonntag werde ich schon nach Melbourne fliegen. Ich war für den Job angemeldet, hatte aber noch keinerlei genauen Daten, wann und wo das ganze stattfand. Samstag rief ich nochmal bei max. im WTC Office an und erhielt dann später endlich die lang ersehnte E-Mail mit allen Infos. Ich konnte auch die Namen der anderen Jobber sehen. Es schienen zwei weitere Deutsche dabei zu sein: Fenja und Nadine. Schon Montagmittag um 13 Uhr ging es los. Ich werde also bei Shock Records im Lager als DVD Picker und Umzugshelfer arbeiten. Die Firma befindet sich in Northcode, Melbourne und befindet sich aktuell im Umzug, weshalb sie auch ein paar Minijobber benötigt.

Anja  war happy dass ich einen Job gefunden hatte und verstand, dass ich aus Darwin raus wollte, um neue Erfahrungen und Leute kennen zu lernen. Andy freute sich einerseits, andrerseits war er traurig und wollte unbedingt, dass ich wiederkomme.

< Die Zeit zuvor – Bali

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Wieder in Darwin angekommen regnete es in Strömen. Ich fuhr zunächst mit dem Shuttle Bus zum Holiday Inn Hotel an der Esplanade und rief dort dann Andy an. Er hatte mir bei einem Mittagessen im Monsoons angeboten bei sich zu schlafen. Also fragte ich nach, ob sein Angebot noch gilt. Und ja, Bingo, er lud mich zu sich ein. Ich bat die Dame am Schalter des Holiday-Inn Hotels ein Taxi rufen und ließ mich also nach Darwin-Parap fahren. Dort empfing mich Andy durch einen kleinen Garten, der zu seiner Terrasse führte. Auch sein Neffe aus Nepal, Anoup, war da. Er lebte auch dort.

Er war aus Nepal, hat viel Familie in Australien und hatte wohl angefangen in Sydney zu studieren, es dann aber irgendwie abgebrochen. In Darwin jobbt er in einem Café der Familie in der City. Das Café gehört Lucia, der Schwester von Andy. Sie wird später auch öfter zu Besuch kommen. Andy zeigte mir also seine Unit/Appartement und dann setzen wir uns erst mal gemütlich auf die Terrasse und tranken Bier. So macht man das nunmal in Darwin. Ich erzählte von meinen Trips. Alles wirkte sehr offen und locker, mal saß man drinnen, mal draußen, die 4 Decken Ventilatoren liefen pausenlos auf voller Stufe und der Fernseher auch nebenbei.

Hinweisschild in einem „Target“

Hinweisschild in einem „Target“

Andy hatte zwar einen Gastraum, der war aber von seinem Neffen belegt. Deshalb musste ich im Bett von Andy schlafen. Ich bestand auf meinen Schlafsack, womit er zunächst auch kein Problem hat. Im Laufe der Zeit stellte sich aber heraus, dass der Schlafsack aus schlechtem Stoff verarbeitet war (obwohl er über 100 EUR bei Globetrotter gekostet hat) und daher anfing zu müffeln. Dennoch wollte ich darin schlafen. Ich zerlief nachts natürlich darin, aber der Deckenventilator direkt über mir und die raumeigene Klimaanlage halfen aus.

Zuhause bei Andy

Zuhause bei Andy

Andy wuchs wohl viele Jahre unter strengen Bedingungen im Kloster auf. Dort hatte er einen sehr guten Kumpel namens Azé, der ursprünglich auch aus Osttimor stammt und nun aber auch in Australien (in Sydney) lebt. Andy macht auch mit seinen guten 50 Jahren noch jedes Wochenende Party und lässt sich bei jeder Gelegenheit zum Trinken überreden. Ich war nun also froh ein kostenloses, tolles Zuhause zu haben und dies fernab vom Hostelleben. Ich fand es natürlich spannend endlich auch mal abseits vom Mainstream-Backpacker Tourismus zu sein und ein Leben eines “Locals” mitzubekommen. Nun stand ja noch der Bali-Trip mit Nazli an. Wir suchten uns einen günstigen Flug und ein günstiges Hotel raus und buchten auch.

 

Die nächsten Tage folgten dann wieder mit Rumchillen, Mittagessen im Monsoons, Bier trinken, Gesprächen auf der Terrasse bei Andy, Fernsehen bei Andy und gelegentlich auch Kochen bei Andy. Was ich im Monsoons immer ganz cool fand, waren die Flatscreens an der Wand. Dort liefen Musikvideos, Werbung und auch das N.T. Keno aus der Skycity, also dem Casino in Darwin. Keno ist eine Art Lottospiel. Aber das coole: Die Ziehung der Zahlen erfolgt alle 3 Minuten. und so geht’s: Man schnappt sich einen Keno-Spielschein an der Theke/am Tisch und wählt aus 80 Nummern eine bestimmte Anzahl an Nummern in einem Nummernblock aus, jede angekreuzte Nummer kostet einen $1 Einsatz, also sehr verständlich. Dann geht man zur Theke, bezahlt den Schein und schon wenige Minuten später findet die Live Ziehung der Zahlen mit Live-Übertragung auf dem Flat Screen statt. Ich fand das immer lustig, vor allem ist’s ein netter und spontaner Zeit (& Geld) Vertreib, da die Ziehung direkt nach Einlösung des Scheins erfolgt und nicht erst Tage später wie jetzt beim Lotto bspw.




< Die Zeit davor

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Ich hatte mir online ein Bett in der Banyan View Lodge, einem Hostel in Darwin, gebucht und vereinbart, dass der Zimmerschlüssel im mit einem Sicherheitscode gesicherten Briefkasten am Haupteingang abgelegt wird, da zu meiner Anreisezeit kein Personal mehr da sein wird.

ebook-043Als das Flugzeug nach gut 3 Stunden seine Türen öffnete, erschlug mich erst einmal ein Wall von richtig feuchter, tropischer Luft. Die Luft war sehr warm, das Flughafengebäude wirkte wie ein Kühlschrank. Es war schon etwa 23 Uhr und ich setzte mich in ein Taxi und lies mich in die City fahren. Die Fenster waren offen, es war stockdunkel, aber noch richtig warm. Auf der Straße hörte man Frösche quaken und Grillen zirpen. Eine tropische, laue Sommernacht. Völlig normal für Darwin. Auszug aus Wikipedia: “Darwin ist die Stadt in Australien mit der geringsten „hohen“ Temperatur. Jeden Tag sind es 33 °C, ein kalter Tag ist 32 °C und ein heißer Tag ist 34 °C.” Und das stimmt, inzwischen kann ich das bestätigen. Heizungen und Jacken kennt man hier oben im “Top End” nicht. Alles wirkte irgendwie kleiner aber doch auch größer als in Sydney.

 

Es gab zwar keine riesigen Wolkenkratzer oder hochmoderne Gebäude, dafür war alles viel größer und weiter, einfach geräumiger. Ein Parkplatz war in etwa so groß wie zwei Fahrzeuge. Der Fahrer verwickelte mich in etwas Smalltalk, erklärte mir, dass morgen der “Tits-Out Tuesday” sei und mein Hostel in der Mitchell Street direkt in der City läge. Dort angekommen traf ich dann doch noch die Rezeptionisten, die gerade Ihre Schicht beenden wollte und konnte problemlos einchecken. Das Zimmer war ein 4er Zimmer und unglaublich angenehm gekühlt. Insgesamt machte das Hostel mir einen guten Eindruck. Der lange Gang mit den Zimmern rechts und links war gefüllt mit feuchter und heißer Luft.

Das Gefühl, wenn man von diesem ausgehend in ein angenehm gekühltes Zimmer geht oder umgekehrt war einfach toll. Als ich dann im Bett lag, spürte ich ein schwer beschreibbares Glücksgefühl. Ich hatte den Eindruck ich sei endlich angekommen, angekommen in DEM Australien, wie man es immer gehört hat. Tropisch, eine immerwährende Hitze und nicht weit vom puren Outback. Ein völlig anderes Australien als das, was ich in Sydney kennengelernt hatte. Passend dazu schaute ich mir im Bett den Film “Rogue – im falschen Revier” an, der von einem Monster Krokodil, das harmlose Touristen auf einer Bootstour im Kakadu Nationalpark (größte Attraktion für Urlauber im Northern Territory) angreift, handelt. Der Film beruht auf wahren Begebenheiten.

 

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Am nächsten Tag machte ich zunächst mal einen Stadtrundgang und spürte dabei die knallige Sonne des “Top Ends”.
Keine einzige Wolke und das so gut wie fast 6 Monate lang. Zwei Jahreszeiten: Wet Season und Dry Season. Kälter als 20 Grad wird es hier nie.  Ich empfand es jedoch als gar nicht so unangenehm, da die feuchte Luft die Sonne mehr erträglicher machte. Am Nachmittag fiel mir ein, dass ich im Hostel mal die “Laundry” benutzen muss (meine „Undies“ wollen ja auch mal gewaschen werden)  und dafür noch Kleingeld benötige.
Also betrat ich einen Souvenirshop, um dort Geld zu wechseln. Es war “It’s Australian” und beim Schritt über die Türschwelle wusste ich noch nicht, dass mir dieser Schritt mein zukünftiges zuhause bringen würde. Ich frage nach 1$ Coins und die rothaarige Dame hinter der Ladentheke fragte woher ich sei. Nach dem typischen “Germany”, wechselte sie ins Deutsche mit rheinischem Dialekt und fing etwas Smalltalk an. Sie erzählte von ihrer deutschen Freundin Franziska und das dessen Nichte Laura aus Deutschland zurzeit zu Besuch sei, aber dringend Anschluss zu Gleichaltrigen sucht. Ich hinterließ meine Handynummer und fand es mal wieder amüsant, wo man überall Deutsche trifft.

Aber das war ja eh so ein Thema für sich: Deutsche in Australien. Neben den Engländern und Franzosen sind wir hier wohl mit die am meisten vertretene Nation unter Backpackern.  Wenn man ein neues Zimmer in einem Hostel bezieht, dann grüßt man üblicherweise die anderen Leute im Zimmer und stellt sich gegenseitig kurz vor, fragt woher man kommt, wo man bisher in Australien war und wo es als nächstes hingeht. Da es in Australien von deutschen Backpackern geradezu wimmelt, kam es ab und an vor, dass man ich mich mit meinem Gegenüber zuerst auf Englisch unterhalten hab, bis wir beide dann merkten, dass wir beide aus Deutschland kommen. War der Gesprächspartner dann aber doch mal kein Deutscher, kam es dennoch öfter mal zu lustigen oder auch unlustigen Situationen:
“Ehrlich gesagt war ich auch ganz froh, dass Sebastian und ich die einzigen Deutschen waren, schon was Besonderes, wenn man bedenkt, wie viele deutsche Touristen sich in Oz tummeln. Wenn ich erzählt habe, dass ich aus Deutschland komme, war der erste Satz meist: ‚Oh, es sind ja so viele Deutsche hier!‘ (was aber nicht negativ gemeint ist) und als mir eine Taiwanerin erzählt hat, dass sie viele Deutsche getroffen hat, meinte eine Israelin, die ebenfalls auf unserem Zimmer war: ‚Es ist unmöglich, sie nicht zu treffen! Sie sind überall!’” Dies schrieb Danica (du wirst sie im Kapitel „Der Trip in den Litchfield National Park“ kennenlernen) zu jener Zeit in Ihrem Weblog. Und dies kann ich bestätigen. Meist folgten dann, und das ist jetzt kein Scherz, Kommentare wie “Ahhh Germany?…Heil Hitler?!?!” oder “Germany? Ahh, Nazis?!”. Natürlich nicht immer, aber es kam öfter vor. Und ich bin da nicht er Einzige, dem das aufgefallen ist.

Hier merkte ich sehr deutlich, dass im Ausland über unsere Geschichte und Hitler (irgendwie verständlicherweise) viel direkter und offener gesprochen wird, als in Deutschland selber.  Australier z.B. wissen vielleicht gar nicht, dass der Hitlergruß bei uns im Lande gesetzlich verboten ist und wir darauf etwas merkwürdig reagieren mögen.  Manchmal hingegen wurde ich aber auch für unsere Autobahnen  gelobt, die im Ausland sehr hoch angesehen sind.:) (…und zwar wirklich die Autobahnen selber, nicht deren vermeintlicher „Erfinder“, der sie hat bauen lassen…)
Am Abend rief mich Laura bereits an und wir verabredeten und zum gemeinsamen Mittagessen mit ihr und Anja (die nette Dame aus dem Souvenirgeschäft) im Monsoons, dem angesagtestem Club/Pub/Bar/Restaurant der Stadt. Ich kam noch kurz mit einem deutschen Zimmergenossen namens Mariosh ins Gespräch, der am nächsten Tag mit einer Mitfahrgelegenheit (einem “Lift”) weiterreisen wollte.

Ich ging also zur Mittagszeit zurück in die CIty und fand das Geschäft auch tatsächlich wieder. Anja stellte mir noch kurz Nazli vor. Sie arbeitete auch in dem Souvenirgeschäft und ist eine Türkin, deren Familie aber in Darwin lebt und arbeitet. Gelegentlich kommt sie dann im Sommer zu Besuch und verdient etwas Geld. Ihr Vater arbeitet gegenüber in einem türkischen Café.
Anja und ich liefen dann 10 Meter nebenan in einen anderen Souvenirladen, der dem gleichen Besitzer (Ron) gehört. Dort arbeitet und waltet Andy- Wild rumfuchtelnd kommandierte er Laura herum, die ihm aus Langeweile ein bisschen unter die Arme griff und die ich genau in diesem Moment dann auch kennenlernte. Sie war lässig drauf und ca. in meinem Alter. Zu viert gingen wir um die Ecke ins Monsoons. Anja und Andy waren hier tägliche Gäste  mit reserviertem Stamm-Sitzplatz. Ich lernte erst mal die darwinsche Lunchtime kennen: 2-3 Jugs Bier und teures Essen. Wir lernten uns alle ein wenig kennen und ich war froh, hier in Darwin Anschluss gefunden zu haben.
Anja und Andy nahmen schnell ein Pfefferminz-Bonbon um ihre Alkohol Fahne zu übertünchen und gingen wieder arbeiten, während Laura und ich ein wenig durch die City spazierten. Wir schauten uns die “Lagune” an, die bei den Einheimischen so angesagt war, waren aber etwas enttäuscht. Das war nur ein kleiner, künstlicher See, daneben ein bisschen Wellenbad. Ein ernüchternder Versuch den Menschen eine Bademöglichkeit zu bieten. Ganz Darwin ist umschlossen vom freien Ozean, doch geht hier wegen Ebbe und Flut, kaum Wellengang und Krokodilen niemand schwimmen.

Die Tage darauf traf ich mich immer wieder mit Laura zum Rumhängen und Zeit verbringen. In Darwin kann man nicht viel machen und es wird schnell langweilig. Wir kauften uns eines Abends ein Sixpack Bier, legten uns auf eine Steinplatte am einzigen “Strand” in der City und betrachteten bei wolkenfreier Sicht den Sternenhimmel. Der Strand ist kein wirklicher Strand. Es  ist total steinig dort. Hinlegen und Sonnen kann man sich dort nicht wirklich. Nur ein bisschen schauen und am Wasser planschen.

 

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links: Andy’s „N.T. Aussie Shop“ – rechts: Anja’s „It‘s Australian“

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Beim Mittagessen im Monsoons

An einem anderen Tag besuchten wir den Crocodylus Park am Stadtrand von Darwin. Laura hatte zufällig ein paar Ausschilderungen zum Park entdeckt, als sie eines Tages mal aus Langweilige ein wenig in der Gegend rumgelaufen war und wollte den nun mit mir besuchen. Es war eine Art Forschungs- und Beobachtungsstation von Krokodilen und anderen Tieren wie Emus, Kängurus, Tiger oder Affen. Lustig waren auch die Jumping Crocodiles, die von einem Pfleger mit Futter an einer Leine zum Hochsprung motiviert wurden. Er erzählte auch ein paar Fakten zu den in Australien lebenden ‚Crocs‘. Als wir das gesamte Gelände durchlaufen hatten, verewigten wir uns noch mit zwei Einträgen im dort ausgelegten Gästebuch und liefen dann wieder zurück nach Fannie Bay, wo Laura bei ihrer Tante lebte.

 

Crocodylus Park

Friedhof & Crocodylus Park in gleicher Richtung?!

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Wenige Tage später fuhr ich wieder zu Laura und Franziska. Wir liehen uns das Auto, um in ein Waldgebiet zu fahren, in dem Franziska mit Anja regelmäßig mit den Hunden spazieren geht. Dort gibt es auch einen kleineren Regenwald in dem es angeblich Schlangen geben sollte. Das wollte ich unbedingt sehen! Laura fuhr den Wagen, ich traute mich nicht so recht: Automatik & auch noch Linksverkehr. Ich war beeindruckt, da der “Wald“ (wenn man ihn so nennen kann) unscheinbar riesig und endlos wirkte und einfach alles so menschenfrei war. Diese “Freiheit” wird mir im Northern Territory immer wieder bewusst. Es ist ja auch so groß wie Spanien, Frankreich und Italien zusammen und auf dieser Fläche leben nur etwa 225.000 Menschen. Ich wollte unbedingt eine Schlange sehen und auf einmal huschte eine solche vor meinen  Füßen an mir vorbei. Die Schlange war wohl nicht so sehr groß gewesen und nach wenigen Sekunden auch nicht mehr zu sehen, aber immerhin war das meine erste und einzige Begegnung mit einer australischen, in der Natur lebenden Schlange gewesen.
Ein weiteres Highlight in Darwin ist der Mindil Beach Sunset Market. Es handelt sich dabei um einen Markt auf dem Vorplatz von Darwins bekanntestem Strand, dem Mindil Beach. Laura und ich waren mit Nazli zu einem Rundgang über den Markt verabredet. Hier kann man super schön flanieren und sich von verschiedensten Ständen inspirieren lassen und Essen aus unterschiedlichen Nationen genießen. Das meiste war aber entweder Krimskrams oder Kleidung für die Frau. Nazli fand zwei passende Oberteile und ich zwei Armbänder. Gegen 18 Uhr etwa versammeln sich dann alle am riesigen Sandstrand, um den Sonnenuntergang zu beobachten, der hier auch angeblich am schönsten sein soll, da Darwin die nördlichste Stadt Australiens ist. Darwin nennt sich selbst gerne die “Sunset City”.

 

Nachdem das Schauspiel sein Ende nahm, liefen wir quer über den Strand, vorbei an Tennisplätzen in die “Skycity”, einem stadtbekannten Casino Gelände. Direkt reinspaziert, wurde ich auch sofort freundlich gebeten, meinen Rucksack und meine Mütze abzugeben, da das nicht dem Stil dieses Etablissements entspreche. Ich sah wahrscheinlich wie ein richtiger Volltourist aus. Die beiden Mädels durften ihre Handtasche aber mitnehmen, gemein!

Beeindruckt beobachten wir einige Spieler, tranken wieder Bier, tauschten in der Raucherlounge dann Handynummern aus und ließen den Abend so ausklingen. Die nächsten Tage verliefen oft gleich: Aufstehen, mit Laura treffen und ein bisschen in der City rumhängen, Mittagessen im Monsoons und weiter rumhängen.
Eines Tages fuhren wir zusammen nach Casuarina, einem Vorort von Darwin. Hier befindet sich ein großes Shopping Centre mit den großen Läden wie „Big W“, „K-Mart“ etc. Auch sonntags ist hier geöffnet und deutlich mehr los, als in Darwin in der City. So lernten wir uns gegenseitig ein bisschen kennen.

Sprechstunde bei Santa Claus @ Casuarina Shopping Center

Sprechstunde bei Santa Claus @ Casuarina Shopping Center

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An einem anderen Nachmittag besuchten wir nochmal Franziska zuhause, tranken im Garten und spielten mit den Hunden. Es kam noch Carlos, Franziskas Mann hinzu, der gerade von seiner Schicht zurückkam. Er ist Busfahrer in Darwin und kommt gebürtig aus Argentinien oder so. Später werde ich einmal in einen seiner Busse zufällig einsteigen. Als es dunkel war, brachte mich Laura zur Bushaltestelle und ich fuhr zurück in die CIty ins Hostel. Ich war mittlerweile ins YHA Darwin umgezogen. Genauer gesagt ins Zimmer 5. Dort war ich im 8-Bett Zimmer mit Tobias, einem deutschen Koch der in der Skycity im Casino als solcher arbeitete und fett Kohle verdiente und noch ein paar anderen deutschen, Engländern und einem kleinen Neuseeländer. Er schlief direkt über mir. Warum ich das erwähne? Er hatte öfter Besuch einer jungen Dame und eines Abends machten sich die beiden einen netten DVD Abend im Bett. Gegen 23 Uhr ging ich schlafen, wurde zunächst von einem von oben kommendem iPod, dann irgendwann vom sich hin-und her bewegendem Bett geweckt. Ja, die beiden hatten wohl ziemlich Spaß. Als ich dann die Tage mal mit dem anderen Toby zum Bier verabredet war, trafen wir das Pärchen (mit denen er sehr gut befreundet war). Irgendwie war es mir peinlich.




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